ZVPF-Herbsttagung in Pirmasens Die Dramen der Parkettbranche

Auf Einladung von Wakol fand im Oktober in Pirmasens die ZVPF-Herbsttagung und Tagung der Bundesfachgruppe Holz statt. Ein Blick auf die Agenda genügte, um zu wissen, dass einzelne spannungsgeladene Themen für Emotionen sorgen würden.Gruppenbild im Anschluss an die Werksbesichtigung. Die ZVPF-Herbsttagung fand auf Einladung von Wakol in Pirmasens statt.Mit über achtzig Teilnehmern waren die diesjährige ZVPF-Herbsttagung und Fachtagung der Bundesfachgruppe Holz bei der Wakol GmbH in Pirmasens sehr gut besucht. Das dürfte nicht zuletzt an der Agenda gelegen haben, die unter anderem mit den Themen „Delaminierung von Mehrschichtparkett“ und „Auflösung von Silanklebstoffen“ zwei Problemfelder in den Mittelpunkt rückte, die in Handwerk und Industrie noch immer für hitzige Diskussionen sorgen. Das zeigte sich besonders bei den Vorträgen von Manfred Weber und Prof. Dr. Andreas Rapp. Weber, stellvertretender Bundesinnungsmeister und Obmann der Fachgruppe Sachverständigenwesen im ZVPF, präsentierte Schadensbeispiele aktueller Deckschichtablösungen und berichtete aus seiner gutachterlichen Erfahrung bei der Prüfung der Decklagenverklebung von Mehrschichtparkett im Delaminierungsversuch. Der „Akademiker“ und Parkettlegermeister Rapp las in seinem Vortrag zu den „Anforderungen an die Verleimung von Mehrschichtparkett“ der anwesenden Parkettindustrie absichtlich „undiplomatisch“ die Leviten und ging der Frage nach, welches Wechselklima Parkett aushalten muss. Dabei verwies er auf einen Wechselklimaprüfzyklus für die Entwicklung von Parketten (vgl. zur Delaminierungsproblematik den eigenen Beitrag ab Seite 48). Das „Versagen von Silanklebstoffen“ stellte Hans-Ludwig Schuster, Leitung technischer Service bei Wakol, in den Mittelpunkt seines Vortrages (vgl. hierzu den eigenen Bericht ab Seite 42). Angesichts dieser emotional diskutierten „Dramen“, als solche bezeichnete Willi Nürnberger die Problemfelder, tat es gut, dass der Organisator und Fachgruppenleiter Holzpflaster überparteilich moderierend durch das Programm führte. Dabei legte Nürnberger in seinen informativen themenbezogenen Einführungen den Finger ebenfalls sehr deutlich in die Wunde. Ein weiteres Drama, das ebenso dazu geeignet ist, den Ast, auf dem die Branche sitzt, abzusägen, sei im Übrigen die mangelnde Beratung und fehlende Pflegeanleitungen bei geölten Böden. Probleme mit geölten BödenGeölte und gewachste Parkettböden sind weiterhin im Trend. Langfristig könnte es damit aber vorbei sein, befürchtet Nürnberger. Für ihn hängt der dauerhafte Erfolg des Parkettbodens davon ab, wie gut er sich in der Praxis reinigen und pflegen lässt. Nicht die Natürlichkeit, die Umweltfreundlichkeit, die Ökobilanz, das charakteristische Aussehen oder die anwendungstechnische Flexibilität sind Motoren für die Akzeptanz beim Kunden, sondern der Umgang mit dem fertigen Boden in der täglichen Nutzung und Werterhaltung. Als Beweis führt Nürnberger den Siegeslauf des Holzfußbodens nach dem Zweiten Weltkrieg durch die Erfindung der Parkettversiegelungen an. Danach wurde die Pflege zu einem Kinderspiel, nachdem man sich jahrzehntelang mit der mühsamen Pflege gewachster und geölter Böden hatte herumplagen müssen. Plötzlich war Parkett ein Boden für jedermann geworden und nicht nur für diejenigen, die über geeignetes Personal für die schwere Arbeit der Werterhaltung verfügten. Seit etwa 15 Jahren beobachtet man eine Trendumkehr hin zu den natürlich aussehenden Oberflächen, auch deshalb, weil Öl als ökologisch gilt. Für Nürnberger ist dieser Trend zwar durchaus erfreulich, allerdings nur dann von langfristigem Erfolg, wenn der Kunde objektiv informiert wird. Und genau hier sieht er ein Manko. „Die Beratung des Kunden wurde in den vergangenen Jahren vernachlässigt“, sagt er. Man müsse die Vor- und Nachteile von geölten und gewachsten Böden offenlegen und den ehrlichen Vergleich zu versiegelten Böden ziehen, sonst würde das Parkett das Image eines schwer zu pflegenden Bodens bekommen. Fakt ist: Kunden sind häufig mit der Reinigung und Pflege geölter und gewachster Böden überfordert, weil sie nicht ausreichend informiert sind. Fehlende Pflegeanleitungen, fehlerhafte Pflegehinweise und Falschinformationen seien an der Tagesordnung. Die Erwartungshaltung der Verbraucher gegenüber geölten Böden sei aber mit denen gegenüber versiegelten Flächen häufig deckungsgleich. Deshalb sei Differenzierung gefordert, wie sie im Kommentar des ZVPF gegenüber den Unterschieden zwischen Bauschlussreinigung, Basis- oder Einpflege oder Unterhaltsreinigung beispielsweise niedergeschrieben sei. Die Krux mit SilanklebernSilankleber erleben in den letzten 15 Jahren einen wahren Boom. Die lösemittel- und wasserfreien silanmodifizierten Klebstoffe haben, so Nürnberger, die lösemittelhaltigen und auch die wasserhaltigen Dispersionsklebstoffe, für die es immer noch funktionierende Anwendungsbereiche gäbe, nahezu verdrängt. Selbst die PUR-Klebstoffe haben unter der neuen Konkurrenz gelitten. Derzeit hätten Silankleber in manchen Betrieben einen nahezu 90-prozentigen Anteil. Dem wirtschaftlichen Erfolg zum Trotz lief allerdings nicht alles rund für diesen Klebstofftyp. Bekannt sind seit längerer Zeit Schadensfälle, wonach SMP-Kleber nach Jahren weich und matschig wurden. Schließlich pulverisierten sie und waren nicht mehr in der Lage, die Quell- und Wölbspannungen eines Parkettbodens aufzunehmen und an den Unterboden weiterzuleiten. In den Anfangsjahren der Entwicklung der SMP-Klebstoffe war die Reaktion mit Oberflächenversiegelungen in der Fachwelt bekannt geworden, die Verschmutzungen und Verfärbungen in den Stößen der Parkettelemente aufgrund der weich werdenden Parkettversiegelung bewirkten. Bei den dann folgenden Schadensfällen, bei denen sich die Klebstoffe nach Jahren in einem Kohäsionsbruch auflösten, vermutete man zunächst, dass nur bestimmte Klebstoffe schadenswirksam wären und es ein Einführungsproblem gewesen sei, das mit dem günstigen Zukauf von Bindemitteln zu tun haben würde. Aber ähnlich wie bei den Decklamellen-Delaminierungen traten immer wieder neue Schäden auf. Dabei könnten Zuschlagstoffe in Zementestrichen, Spanplatten, Anhydritestriche, Weichmacher in den Klebstoffen selbst, bestimmte Antioxidationsmittel oder auch die Niedrigpreise mancher Produkte mit den Schadensfällen im Zusammenhang stehen, vermutet Nürnberger. In weiteren Vorträgen der zweitägigen Herbsttagung widmete sich Dr. Jörn Haferkorn, Loba, der spezifischen Pflege von Oberflächenarten bei Parkett. Rechtsexpertin Marion Kenklies gab Einblicke in das neue Gewährleistungsrecht, das ab dem 1.1.2018 in Kraft tritt und Vorteile, aber auch Fallstricke, für den Handwerker bereithält. Heinz Schwarz, Vorsitzender des Holzpflasterverbandes und jahrzehntelanger Inhaber der Oldenburger Parkettwerke, entführte das Auditorium kenntnisreich in die Holzpflaster-Welt. Im Rahmen der Tagung fand die Wahl des Vorsitzenden der Bundesfachgruppe statt. Einstimmig und ohne Gegenstimme wurde erneut Willi Nürnberger aus Bonn zum Vorsitzenden der Bundesfachgruppe wiedergewählt. Zum Stellvertreter wählte die Fachgruppe Peter Dupont aus Hermeskeil/Hunsrück ebenfalls einstimmig und ohne Gegenstimme.Stefan Heinze, Walter Pitt