Der interresante Schadensfall Die dauerelastische Abdichtung von Heizleitungen als Wassersperre?

In einem Wohnbauprojekt wurde Mosaikparkett auf einen bauseitigen Zementestrich verlegt. In vielen Wohnungen traten Feuchteschäden auf. Sie waren auf einen Wasseraustritt im Bereich der Heizkörper zurückzuführen. Liegt die Schuld beim Heizungsbauer oder beim Parkettleger, der zwischen Heizungsrohren und Parkettboden Bewegungsfugen legte?Dauerelastische Abdichtung von Fugen im ParkettDie dauerelastische Abdichtung von Heizleitungen als Wassersperre? Der Auftragnehmer wurde durch die Versicherung beauftragt, die Wasserschäden zu beheben. Für diese Leistung wurde eine Rechnung an den Heizungsbauer weitergeleitet. Daraufhin versuchte dessen Haftpflichtversicherung, die Kosten abzuschütteln. In einem Schreiben vom Oktober 1996 trägt der Anwalt des Heizungsbauunternehmens unter anderem folgendes vor: „Ein wesentlicher Mangel der Parkettarbeiten der Klägerin lag darin, daß sie das Parkett um die in dem Boden geführten Heizungsrohre nicht nach den DIN-Vorschriften für Parkettböden verlegte. In den Verlegevorschriften ist eine dauerelastische Abdichtung der Ausschnittstellen des Parkettbodens an den Heizungsrohren vorgeschrieben. Die Verlegevorschrift verlangt die dauerelastische Abdichtung im Hinblick darauf, daß niemals gesichert ist, daß Heizungen vollständig dicht sind. Es kann immer einmal eine Dichtung entzwei gehen, der Dichtungshanf durchlässig werden oder ähnliches. Austretendes Wasser läuft damit am Heizkörper beziehungsweise an den Rohren entlang. Gelangt es lediglich auf die versiegelte Oberfläche des Parkettbodens, bleibt solches ohne Schaden. Wurde eine Abdichtung der Rohrausschnitte des Parkettbodens nicht vorgenommen, läuft das Wasser unter den Parkettboden und kann auf diese Weise sowohl den darunterliegenden Estrich als auch den von unten nicht versiegelten Parkettboden beschädigen (aufquellen).“ Die dauerelastische Abdichtung als Sicherheitsventil für kaputte Heizungen! Na so was. Nach Auffassung dieses Anwalts wäre die Versiegelung eines Parkettfußbodens wahrscheinlich dazu da, bei umgekippten Wassereimern das Holz dauerhaft vor eindringender Feuchtigkeit zu schützen. Das kann doch nicht im Sinne des Erfinders sein. Richtig ist doch wohl, daß nach den fachtechnischen Regeln der VOB Teil C DIN 18356 „Parkettarbeiten“ Abschnitt 3, Ziffer 3.2.1.3 zwischen dem Parkett sowie gegebenenfalls den Parkettunterlagen und angrenzenden festen Bauteilen wie Wänden und Stützen eine Fuge anzulegen ist. Ihre Breite ist nach der Holzart des Parketts, der Art der Parkettunterlagen und Verlegung sowie der Größe der Parkettflächen zu bestimmen. An Rohrdurchführungen und Heizkörperstützen sind ebenfalls Bewegungsfugen zu legen. Es ist zwar im Abschnitt 3.2.1.4 festgelegt, daß an Vorstoß-, Trenn- und Dehnungsschienen, wenn es nach Holzart und Verlegeart nötig ist, Fugen anzulegen und diese Fugen mit einem geeigneten elastischen Stoff zu füllen sind. „Elastisch füllen“ kann bei dem Werkstoff Holz nicht heißen, einen kompletten Schutz vor eindringender Feuchtigkeit zu bewirken. Holz arbeitet, das heißt quillt und schwindet, je nach dem, ob es Feuchtigkeit aufnimmt oder abgibt. Damit ist eine Fugenbildung in einem gewissen Umfang zwangsläufig – gerade in Heizungsnähe – und die Forderung nach einer absolut geschlossenen Oberflächenabdichtung in einem Teilbereich fachtechnisch falsch. Außerdem hat der Versicherer offensichtlich diese nur an Vorstoß-, Trenn- und Dehnungsschienen erforderliche Verfugung verwechselt und auch für Heizkörperstützen oder Heizungsrohre zugrundegelegt. Auch das ist nicht richtig. An den Heizungsrohren werden generell Rosetten aus Metall oder Kunststoffen angebracht, die die im Parkett angelegten Dehnungsfugen abdecken. Bei einer Undichtigkeit der Heizkörperventile oder -rohre kann auch eine dauerelastische Verfugung das Wasser nicht aufhalten. Neben den im Zuge der Verlegung abgedichteten Bereichen an den Heizkörperrohren sind (insbesondere beim Mosaikparkett) aufgrund der Wärmeabstrahlung und der damit verbundenen extremen Trocknung des Holzes nahezu immer sogenannte Haarfugen vorhanden, in die Feuchtigkeit eindringen kann. Wenn also die Abdichtung direkt am Heizungsrohr eine absolute Dichtigkeit in diesem Bereich bewirkte, würde das Wasser sich den Weg über die zwangsläufig in der Nähe des Heizungsrohres befindlichen Haarfugen suchen und damit das Holz an dieser Stelle schädigen. Der Logik oder Unlogik des Anwalts des Versicherers kann man aus fachtechnischer Sicht nicht folgen. Außerdem ist die Versiegelung ein Oberflächenschutz des Holzes und keine Feuchtesperre und vermag demzufolge eine Feuchteeinwirkung auch nicht zu verhindern.