bwd vor Ort Einblicke in ein chinesisches Werk für Designbeläge - Design made in China"> bwd vor Ort Einblicke in ein chinesisches Werk für Designbeläge Design made in China

Changzhou in China ist nicht nur das Zentrum der Laminatböden, sondern auch Standort für die Fertigung von Designbelägen. bwd-Redakteur Walter Pitt besichtigte dort eine Fabrik, die Trendprodukte für Abnehmer in aller Welt produziert – unter anderem auch für die Bremer Melchers Gruppe.Design made in China Designbeläge sind vor allem eine Domäne der Chinesen, der Koreaner und weiterer ostasiatischer Länder, zumindest was die Fertigungskapazitäten anbelangt. Auf der diesjährigen Domotex Asia in Shanghai waren 1,5 Hallen allein dieser Belagsgattung gewidmet, die derzeit wie keine andere Zuwächse generiert. Von beeindruckenden zweistelligen Raten per anno wird bisweilen berichtet. Zwar ist das Niveau mit geschätzten zehn Millionen Quadratmetern in Deutschland noch vergleichsweise gering, aber das Produkt hat zweifellos große Potentiale. Die optische Flexibilität, die Feuchteunempfindlichkeit, die Robustheit, die einfache Verlegung und vor allem die geringe Aufbauhöhe helfen dem Produkt, zukünftig weiter an Boden zu gewinnen. Das zeigen auch die europäischen Investitionsvorhaben, die Unilin, IVC, Forbo oder Tarkett auf ihre Agenda gesetzt haben. Und wenn Innovationsspezialisten wie Välinge längst über eigene Pilotanlagen zur Fertigung klickender Designbeläge verfügen, von den patentrechtlichen Absicherungen einmal ganz abgesehen, weiß man, in welche Richtung die Branche denkt. In China ist man darüber nicht ganz so glücklich, erwartet man doch einen erheblichen Wettbewerb aus den verlässlichen Quellen Europas, und es droht auch manch ein Kunde abzuspringen, für den man bisher die trendigen Planken gefertigt und verpackt hat. Wir hatten auf einer Chinareise zusammen mit dem geschäftsführenden Gesellschafter von Elephant Bambusprodukte GmbH aus Bremen, Götz Schmitt, und einigen seiner wichtigsten Kunden Gelegenheit, in eine der großen Fertigungen von Designbelägen zu schauen, aus der das Unternehmen der bremischen Melchers Gruppe selbst seine Handelsware bezieht und unter dem Dach der Zweitmarke „RhiGo“ vertreibt. Eine Fertigung reiht sich an die andere Changzhou, etwa 300 km nordwestlich von Shanghai gelegen, hat im Bodenbelagsbereich einen ausgezeichneten Ruf, gilt die Millionenmetropole am Yangtzefluss doch als Chinas Zentrum der Laminatbeläge. Eine Fertigung reiht sich hier an die andere, etwa 300 sollen es insgesamt sein. Die geographisch interessante Lage hat dazu geführt, dass sich viele Unternehmen aus den Bereichen Chemie, Pharmazie, Elektronik und Maschinenbau hier angesiedelt haben, darunter 3.000 aus dem Ausland. Von der modernen Industriestadt mit vielen Hochschulen und etwa 200.000 Menschen, die allein im Bildungsbereich tätig sind, exportieren über 2.000 Fabriken in weltweit 180 Staaten, heißt es in einer Informationsbroschüre über Changzhou. Das Werk, das wir uns anschauen, produziert auch, wie könnte es anders sein, Laminatböden, und zwar in großem Umfang (ca. 700 Container verlassen täglich das Werk), sowie Holzfußböden. In den vergangenen Jahren haben Designbeläge jedoch eine immer größere Bedeutung erlangt. Das Herstellungsverfahren in den großen und sauberen Hallen lehnt sich an die gängigen Prozesse zur Produktion von PVC- Bodenbelägen an. Ausgangspunkt sind die Grundstoffe wie Erdöl, Öle, Salze, Kalziumcarbonat (Kreide-Füllstoff) und verschiedene andere Bestandteile, zum Teil auch Beimischungen von Verschnittmaterial aus den eigenen Fertigungsresten, dessen Gemenge in einem bestimmten Verhältnis in entsprechenden Behältern aufgeheizt, gemischt und mit Rührwerken geknetet wird. Diese Mixtur wird einem Kalander zugeführt, der aus mehreren, speziell zueinander angeordneten Walzen besteht. In diesen Kalandern erfolgt das Verbinden bzw. Verschweißen der einzelnen, weichmacherfreien Lagen des Designbelages. Bis zu acht Schichten werden anschließend unter hohem Druck miteinander verpresst. Dazu gehören die jeweiligen Trägerlagen, die stabilisierende Fiberglasmatte (für die Qualität der schwimmenden Verlegung unerlässlich), der Dekorfilm und ein Overlay in unterschiedlicher Dicke. Den Abschluss bildet eine UV-strahlungsgehärtete PUR-Versiegelung. Nach dem Stanzen werden die zunächst beschichteten Platten in einem Wasserbad aufgewärmt und abgekühlt. Effekt dieses Vorganges ist der Abbau von Eigenspannungen und das Vermeiden späterer Schrumpfungen. Vor dem Vereinzeln der Planken aus den quadratischen Plattenelementen erfolgt ein weiterer Aufheizprozess, um den Vinylrohling flexibel zu halten für den Stanzvorgang. Auf einer speziell für Designbeläge geeigneten Anlage des deutschen Maschinenherstellers Homag werden die Elemente jetzt passgenau mit der Deckseite nach unten profiliert und anschließend je nach Wunsch kopf- und längsseitig gefast. Fertig verpackt verlässt die Ware dann mit dem Logo der jeweilig gewünschten Eigenmarke versehen das Werk. Endschliff mit deutschen Maschinen Ein Teil der Produkte geht seit Kurzem nach Achim in Deutschland, wo er unter der Marke RhiGo von der Melchers Gruppe vertrieben wird („Rhi“ kommt von Rhinozeros, eine Parkettmarke des Herstellers Elephant; „Go“ ist englisch für gehen) Diese Marke bildet nicht nur die Dachmarke für die Designbeläge, sondern besteht aus drei Produktfamilien: 1. Trendfloor: Dahinter verbirgt sich ein exklusives Laminatsortiment in 8 mm Stärke (Abmessung 1.380 × 193 mm). 2. Silenta, ein Vinylbodenprogramm in 5,0 mm bzw. 4,2 mm Stärke (1.220 × 228 mm und 1.220 × 180 mm). 3. Nobelfloor, ein Eichendielensortiment mit unterschiedlichsten Oberflächen und -behandlungen in den Ausführungen Chateau und Vintage im Großformat von 2.200 × 220 × 15 mm, bzw. als Standardmaß (1860 × 189 × 15 mm). Mit „RhiGo“ wendet sich Götz Schmitt vermehrt auch dem Vertrieb von Non-Bambusprodukten, vornehmlich an den Bodenbelagsgroßhandel und Ojekteure, zu. Im Hinblick auf die Marktentwicklung ist Götz Schmitt zuversichtlich. „Mit dem chinesischen Lieferanten im Hintergrund können wir uns sicherlich auch im wachsenden Markt der Designbeläge behaupten.“ Walter Pitt