Der interessante Schadensfall Leimfreie Verlegung eines Laminatbodens Der zweifelhafte Service eines Baustoffhändlers

Ein Subunternehmer fügte die Elemente eines leimfrei zu verlegenden Laminatbodens in einem Wohnzimmer zusammen – mehr allerdings nicht. Der Bauherr stellte kurz darauf fest, dass sich der neu verlegte Laminatboden unter seinen Füßen bewegt. Das wollte er keineswegs in Kauf nehmen.Heizungsrohr mit „ausreichender Dehnungsfuge“.Der zweifelhafte Service eines Baustoffhändlers "Leimfrei, einfach ohne irgendwelchen Kleber ineinanderklicken, lose auf ihrem Unterboden, eigentlich brauchen sie unseren Verlegeservice gar nicht in Anspruch zu nehmen.“ Das hörte sich toll an und auf einem Verlegetisch durfte der Bauherr sich von den Zusagen des Verkäufers überzeugen. Die Elemente rutschten problemlos ineinander. Das Wohnzimmer, in dem der Boden verlegt werden sollte, war gerade ausgeräumt und damit das Versprechen ausgesprochen verlockend, dass der Verlegeservice noch am Nachmittag kommen würde und nicht nur den Boden fertig stellen, sondern auch das Zimmer wieder einrichten würde. Der Bauherr ließ lediglich die Aufmaßskizze da und unterschrieb den Auftrag zu einem Fixpreis – inklusive der Unterlagmaterialien, Fußleisten sowie Abschlussschienen. Zwei Stunden später stand wie versprochen die zwei Mann starke Verlegekolonne vor der Tür. Der alte Estrich wurde gefegt, gesaugt und dann der leimfrei zu verlegende Laminatboden gelegt. Ehe es sich der Bauherr versah, lag der Boden in seinem Wohnzimmer, die Möbel wurden wieder eingeräumt und alles sah perfekt aus, als er durch den Flur auf die neue Bodenfläche schaute. Die Unterschrift für die Abnahme folgte sogleich und der Scheck, der dem Baustoffhändler bei Fertigstellung der Arbeiten versprochen war, wurde den Verlegern überreicht. Den Zwanziger, den der Hausherr den Monteuren als kleine Anerkennung in die Hand drückte, bereute er, als er zehn Minuten später den Raum betrat. Fakt: Unebener Unterboden, schlechte Anarbeitung an feste Bauteile Er merkte sofort, dass der Boden unter seinen Füßen etwas schwankte. Bei genauerem Hinsehen stellte der Hausherr fest, dass sich unter den Fußleisten ein erheblicher Spalt auftat. War der Boden derart uneben? Das war ihm noch nie aufgefallen. Der alte Teppichboden, den er selbst entfernt hatte, hatte ihm diese Schwächen nicht offenbart. Jetzt schaute der Bauherr genauer hin. An den Ecken der Fußleisten waren die Gehrungen unsauber geschnitten, die Heizungsrohre recht anfängerhaft angearbeitet, mit Dichtungsmaterial verschwenderisch umgegangen und auch sonst bestätigte sich der erste gute Eindruck keineswegs. Der Griff ans Telefon folgte und das Gespräch, das dann geführt wurde, spielte sich längst nicht mehr auf der freundlichen Ebene ab, die die Verkaufsverhandlungen geprägt hatte. Ein Verlegemeister kam, um sich die Angelegenheit anzusehen. In der Tat, der Boden bewegte sich. Es stellte sich heraus, dass eine erhebliche Unebenheit im Unterboden im Bereich einer früheren herausgerissenen Wand zu diesen Erscheinungen geführt hatte. Die Anarbeitungen an einige feste Bauteile gefielen dem Fachmann auch nicht. Hätte der Verlegeservice die Verlegung bei diesen Verhältnissen vornehmen dürfen? Zwei Meinungen standen einander gegenüber: 1. Bauherr: „Selbstverständlich hätten sie mich vor der Verlegung darauf hinweisen müssen, dass der Unterboden so uneben ist und sich dieses Bild ergeben würde.“ 2. Baustoffhändler: „Sie haben den Auftrag unterschrieben und von einem eventuellen Unterbodenausgleich nicht gesprochen, obwohl sie ihr Wohnzimmer am besten kannten. Außerdem sollte die Arbeit am Abend fertig sein und das haben wir erledigt, weil wir dachten, sie würden die Unebenheiten in Kauf nehmen.“ Ein klarer Fall von unzureichender Absprache Der Fall landete vor Gericht, das einen Sachverständigen hinzuzog. Dem Gutachter, der zwangsläufig erst nach etwa einem Jahr den Boden zu Gesicht bekam, blieben die Unzulänglichkeiten der Verlegung nicht verborgen. Er beurteilte sie als nicht fachgerecht ausgeführt. Das eigentliche Problem war die Sanierung Es handelte sich um ein leimfreies Verlegesystem. Nach Angaben des Herstellers konnte man einen derartigen Laminatboden aufnehmen und ohne weiteres wieder verlegen. Das wurde als ganz wesentliches Kriterium in allen Unterlagen herausgestellt. Diese Empfehlung musste der Sachverständige bei seinem Reparaturvorschlag berücksichtigen, um auch die Kostenfrage verantwortlich zu klären. Obwohl ein Teilbereich des Bodens durchaus fachgerecht vorlag, entschloss sich der Sachverständige, eine Totalsanierung, sprich Komplettaufnahme und Verlegung mit neu zu lieferndem Material, vorzuschlagen. Die Nut-Feder-Verbindung hätte durch den unebenen Unterboden schon derart gelitten, dass eine Neuverlegung des vorhandenen Bodens fachgerecht nicht mehr möglich wäre. Wie der Richter letztendlich die Zuständigkeiten und damit verbundenen Kosten verteilt hat, ist unbekannt.