Der interessante Schadensfall: Designbeschichtung mit Unikatcharakter Der ungleiche Zwilling

Der Designboden in einer Zahnarztpraxis sah gar nicht so aus, wie es sich der Auftraggeber vorgestellt hatte. Dabei hatte der Bodenleger nur eines falsch gemacht - seinen Kunden nicht ausreichend aufgeklärt.Individuell gefertigte Designbeschichtungen sind Unikate. Darauf ist bei einer vorangehenden Bemusterung ausdrücklich und rechtzeitig hinzuweisen, dann geht man späterem Ärger aus dem Weg, wie dieser Fall zeigt. Schadensbild Der Oberboden einer Zahnarztpraxis war mit einer zweifarbigen Kunstharzbeschichtung individuell zu gestalten. Auf die Art der Ausführung hatte man sich angeblich nach einer Bemusterung geeinigt. Sie erfolgte, indem die Handwerkskünstler eine hell- bzw. dunkelgraue Beschichtung auf dem Estrich verteilten und mit einem Dekorrakel vermischten. Jedoch war man mit dem Ergebnis der Arbeit nicht zufrieden, denn bei der Abnahme wurden Unregelmäßigkeiten wie Farbunterschiede, Flecken, Schlieren, Ansätze, Helldunkeldifferenzen, eine unfachgerechte Verteilung und ein inhomogenes Erscheinungsbild moniert. Zu diesem Zeitpunkt lag das Muster, auf das man sich hätte beziehen können, nicht mehr vor. Schadensursache Der hinzugezogene Sachverständige konnte sich nur an dem orientieren, was er vorfand. Das war weder ein Muster noch eine exakte Leistungsbeschreibung. Also hielt er sich an die Fakten zum Zeitpunkt der Besichtigung. Bei der in diesem Falle gewählten Art der handwerklichen Ausführung des Designbodens handelt es sich um ein mehr oder weniger zufälliges, nicht exakt reproduzierbares Erscheinungsbild, stellte der Gutachter fest. Seiner Meinung nach wurden die farblich unterschiedlichen Reaktionsharzbeschichtungen mehr oder weniger wahllos vermengt. Eine Vorzugsrichtung, eventuell bedingt auch durch die Individualität des Verarbeiters, war nicht festzustellen. „Damit war das Bild eher zufällig entstanden - mit Unikatcharakter“, betonte der Sachverständige ausdrücklich. Schadensbewertung Da kein Vergleichsmuster vorgelegt werden konnte und die Ausführungen in den Angebotsverzeichnis durchaus dehnbar waren, war für den Gutachter keine Abweichung von der vereinbarten Leistung zu erkennen. Technisch war alles in Ordnung und die Nutzungs- und Gebrauchstüchtigkeit des Bodens vollumfänglich gegeben. Die seidenmatte Beschichtung war ordnungsgemäß ausgehärtet und oberflächlich dicht geschlossen. Damit war sie absolut gebrauchstauglich. Zum optischen Geltungsnutzen hatte der Gutachter seine Ausführungen gemacht, dies juristisch zu würdigen, oblag dem Gericht. Folgender Hinweis war dem Sachverständigen allerdings noch wichtig: „Ein umfassendes Beratungsgespräch, in dem klar geworden wäre, dass solche Designböden Unikatcharakter haben, nicht absolut reproduzierbar sind, hätte den Streit von vorneherein vermieden.“