Serie Vom Baum zum Boden, Teil 2 Der Schnitt beeinflusst die Optik

Farbstreifen, wellenartige Faserverläufe, charakteristischen Holzstrahlen oder gar Wuchsanomalien. Was man beim Holz gemeinhin als Maserung bezeichnet, prägt später neben dem Schnitt das Erscheinungsbild des Parkettfußbodens.Der Schnitt beeinflusst die Optik Das Erscheinungsbild des Holzes ist so vielfältig, wie es allein ein Naturmaterial sein kann. Eine der Eigenschaften, die sowohl technische als auch optische Bedeutung hat, ist die Faserrichtung. Sie kennzeichnet die Richtung der Längszellen und ist von Baum zu Baum, von Holz zu Holz und auch innerhalb einer Art höchst unterschiedlich. Geradefaserige Hölzer stehen vor allem bei den Bearbeitern hoch im Kurs. Ihr Wuchs ist allerdings von vielen Dingen abhängig. Selbst der Forst hat bei der Bewirtschaftung eines Waldes die Möglichkeit, Einfluss auf den Faserverlauf des Holzes zu nehmen. So bleibt bei einem im Bestand stehenden Baum (im Gegensatz zu einem Solitär im Freistand) gar kein Platz, eine tief ausladende Krone mit starkem Astwerk frei zu entfalten. Im Wettbewerb um Licht und Luft muss er sich mit dem Platz begnügen, der ihm geboten wird. Die während des Wachstums zunehmend beschatteten unteren Äste sterben nach und nach ab, die Ausbildung Krone wird gehemmt. Durch die erzwungene Höhenentwicklung wird die Krone immer weiter hinaufgeschoben und das Absterben der Äste setzt sich von unten nach oben fort. Das ist bei der Erzeugung von Nutzholz ein entscheidender Vorgang. Nicht in erster Linie, weil er den Faserverlauf beeinflusst, sondern vor allem, weil er Astbildung verringert, die wiederum die technische und optische Qualität prägt. Doch nicht auf alles haben die Förster einen Einfluss. So ist der Drehwuchs eine häufige, neben anderen Einflüssen vor allem genetisch bedingte Erscheinung. Bei Hölzern, die derart geprägt sind, laufen die Holzfasern nicht parallel zur Stammachse, sondern spiralig um sie herum – übrigens sowohl rechts- als auch linksgerichtet. Der Drehwuchs ist am stehenden Baum in erster Linie an der Struktur der Rinde zu erkennen. Bei entrindetem Holz zeigen Trockenrisse auf dem Stammmantel den zu beachtenden Faserverlauf. Wichtiges für den Praktiker Schnittholz aus drehwüchsigen Stämmen neigt zum Verwerfen in Faserrichtung. Weniger bei kleindimensioniertem Parkett, als vielmehr bei der Verarbeitung von langen Massivholzdielen ist die Kenntnis der Zusammenhänge wichtig. So führt Hobeln gegen die Fasern zu einer rauen Oberfläche und gelegentlich auch zu Faserausrissen. Noch problematischer gerade unter dem Aspekt dieser Bearbeitungsweise sind wechseldrehwüchsige Hölzer. Sie kommen häufig bei tropischen Holzarten vor mit dem Effekt, dass der wechselnde Faserverlauf aufgrund unterschiedlicher Lichtbrechung zu einzigartigen Texturen führt. Dabei entsteht dann der Eindruck von mehr oder weniger breiten changierenden Längsstreifen auf Radialflächen – das heißt, der Hell-Dunkel-Effekt wird bei anderem Blickwinkel zu einem Dunkel-Hell-Effekt. Will man das Aussehen des Holzes beschreiben, wird der Begriff Maserung (Sprachgebrauch unter Handwerkern) oder Textur herangezogen. Man spricht auch von Maserbild, Fladerung oder vornehmlich bei dekorativen Holzarten auch von ihrer Zeichnung. Schlicht gemasert, stark gemasert, bunt gemasert sind die Attribute, die nicht nur für die bereits beschriebene Faserrichtung, sondern vielmehr für ihr Zusammenwirken mit Farbdifferenzierungen, Wuchseigenschaften, Holzstrahlen, Porigkeit oder auch die Schnittrichtung verwandt werden. Gerade beim Auftrennen von Holz lassen sich unterschiedlichste Schnittbilder erzeugen. Sie haben ebenfalls einen entscheidenden Einfluss auf das jeweilige Aussehen des Holzes. Vom Riftschnitt mit rein stehenden Jahresringen über den Tangentialschnitt mit liegenden Jahresringen mit allen möglichen Zwischenstufen und speziellen Einschnitten, die bestimmte holzanatomische Strukturen besonders betonen können, ist alles möglich. Die Begriffe Messerschnitt, Quartier-/Viertelschnitt oder auch Halbrundschnitt sind vor allem in der Furnierwelt geläufig. Sie spielen im Parkettbereich eine untergeordnete Rolle. Dort hat man es in der Regel mit einem Mix aus allen möglichen Anschnitten und damit verbundenen Erscheinungsbildern zu tun. In Abhängigkeit von der Sortierung wird ein Sammelsurium von unterschiedlich aus dem Stamm gewonnenen Einzelstäben auf den Boden gebracht. Lediglich bei Dielenböden dominieren die tangentialen Erscheinungsbilder. (Die technischen Aspekte der unterschiedlichen Einschnittformen behandelt ein anderer Teil dieser Serie.) Grundsätzlich gilt: Je größer die Farbunterschiede zwischen dem jahresringbildenden Früh- und Spätholz bzw. je markanter und größer die Markstrahlen und je prägender die Farbstreifen, um so charakteristischer ist auch die Maserung eines Holzes. Die meisten Nadelhölzer (insbesondere die Lärche), aber auch ausgesprochene laubhölzerne Ringporer (Eiche etc.) haben eine deutlich ausgeprägte Maserung. Jahresringe verursachen auf Radialschnitten eine gestreifte, auf Tangentialschnitten eine gefladerte Zeichnung. Wegen der Verjüngung des Stammes nach oben ist die Fladerzeichnung parabelförmig und aufgrund der natürlichen Abweichungen von der Idealform eines Zylinders nicht gleichmäßig, sondern meist zackig oder auch gewellt. Schält man das Holz, wie im Fußbodenbereich vor allem bei dünneren Landhausdielen-Nutzschichtauflagen, erscheinen die Flader besonders großflächig. Die Textur kann auch durch die Holzstrahlen beeinflusst sein: Auf Radialflächen verursachen sie eine auffällige Zeichnung, die bei hohen Markstrahlen charakteristisch sind. Wegen ihres Glanzeffektes werden sie als Spiegel bezeichnet und sind zudem wichtige primäre Erkennungsmerkmale eines Holzes. Eine Besonderheit ist auch die Riegeltextur, die sehr prägnant bei der Holzart Ahorn auftritt. Die Fasern sind hier nicht axial gestreckt, sondern in einer Ebene kurz gewellt. Dadurch kommen feine, dekorative Querstreifen zum Vorschein. Am stehenden Stamm kann man Riegelwuchs übrigens nicht erkennen. Ein weiteres die Maserung bestimmendes Bild wird bisweilen durch das Speichergewebe, das so genannte Parenchym, deutlich. Die Holzart Wengé zeigt wie viele andere tropische Holzarten diese Erscheinung in Form fladerähnlicher, deutlich vom dunklen Holz abgesetzter Parenchymbänder, die aufgrund geringerer Dichte heller erscheinen und auf den Tangentialflächen sichtbar werden. Auch die Anordnung des Parenchyms wird zur Holzbestimmung herangezogen. Die Maserung eines Holzes kann ebenfalls durch eine extreme Farbstreifung betont sein. Bei der Holzart Zebrano wird das braune Kernholz von tangentialen dunkelbraunen Zonen durchsetzt. Das sorgt auf den Radialflächen für Streifen, auf den Tangentialflächen für Fladern. Bei der Holzart Olive sind die Farbstreifen nicht minder sichtbar, aufgrund des manchmal sehr verwundenen Faserlaufes des knorrig gewachsenen Olivenbaums jedoch wesentlich unregelmäßiger. Es gibt noch viele andere spezifische, maserungsbestimmende Holzoptiken, die bisweilen auf Kombinationen der beschriebenen Erscheinungen beruhen oder aus individuellen Gegebenheiten entstehen. Dazu gehört zum Beispiel die gemaserte Birke, bei der im Frühholz Rinde eingeschlossen wird, begünstigt durch klimatische Bedingungen. Bekannt ist auch die Vogelaugenmaserung bei Ahorn, die durch den Anschnitt astähnlicher Veränderungen in der Feinstruktur des Holzes sowie durch Faserabweichungen entsteht. Darüber hinaus kennt man auch das besondere Bild pyramidenartiger Maserungen wie es zum Beispiel bei der Holzart Mahagoni sehr geschätzt ist. Dieses Bild entsteht, wenn man einen Zwiesel, also die Gabelung eines Hauptstammes, in zwei gleichgroße Äste aufschneidet. Für solche Pyramiden wird bisweilen viel Geld ausgegeben. Das interessiert allerdings den Schreiner mehr als den Parkettleger. Dennoch wird letzterer bei der Vielfalt der Produkte, mit denen er heute umzugehen hat, in seiner Arbeit immer wieder mit den vielfältigen optischen Escheinungsbildern des Holzes konfrontiert. Walter Pitt walter.pitt@t-online.de