bwd im Gespräch Tilo Höbel, DACH-General-Manager, Tarkett - Der Markt zollt Anerkennung"> bwd im Gespräch Tilo Höbel, DACH-General-Manager, Tarkett Der Markt zollt Anerkennung

Tarkett produziert täglich weltweit an 34 Produktionsstandorten 1,3 Millionen Quadratmeter Bodenbeläge. Welche Rolle spielt für das globale Unternehmen dabei der deutschsprachige Markt? Treffen die Produkte hierzulande den Nerv der Kunden?Tilo Höbel (rechts) stellte bwd-Chefredakteur Stefan Heinze anlässlich eines Besuches in der Redaktion auch die neue Atelier-Kollektion vor.bwd Herr Höbel – mit einem Umsatz von 2,4 Milliarden Euro zählt Tarkett weltweit zu den größten Bodenbelagherstellern. Welche Rolle spielt im Zeichen zunehmender Globalisierung die von Ihnen verantwortete Region Deutschland, Österreich und Schweiz? Höbel DACH bilden nach wie vor ein Schwergewicht und das nicht nur innerhalb der Verkaufsregion EMEA – Europa, Middle East, Afrika. Deutschland hat aufgrund seiner Wirtschaftskraft weiterhin ein sehr großes Potenzial. Wie bedeutend die deutschsprachigen Märkte für den Konzern sind, kann man auch daran sehen, dass wir in alle Konzernentscheidungen mit eingebunden sind. bwd Kann man die Bedeutung auch an konkreten Zahlen festmachen? Höbel Im Umsatz konnte die Region EMEA im ersten Halbjahr 2015 um 33 Prozent zulegen auf 462,6 Millionen Euro. In Deutschland, Frankreich und Skandinavien war die Entwicklung besonders gut. bwd Der signifikante Umsatzzuwachs dürfte dabei auch aus den Übernahmen von Desso und Gamrat resultieren. Höbel Das ist richtig. Aber selbst wenn man die zugekauften Umsätze unberücksichtigt lässt, konnten wir im ersten Halbjahr in DACH um neun Prozent zulegen. Wobei hier besonders Deutschland und die Schweiz hervorzuheben sind. In Österreich müssen wir noch zulegen. bwd Soweit wir wissen, haben Sie aber die bisherigen Geschäftsräume in Wien Ende Mai 2015 geschlossen Höbel Ja, wir bündeln unsere administrativen Ressourcen wie Auftragsbearbeitung, Marketing, After Sales Service etc. an unserem deutschen Stammsitz in Frankenthal. Durch die räumliche Zusammenlegung sind wir künftig in der Lage, noch schneller und präziser auf Kundenanfragen und Kundenbelange zu reagieren. Unser Vertriebsteam kann nun alle Informationen an einem Ort effizienter verarbeiten und flexibler reagieren. Das wird langfristig die Kundenzufriedenheit mit uns steigern. bwd Auf die Zusammenführung des Vertriebs an einem Ort haben sich die Umstrukturierungen aber nicht beschränkt oder? Höbel Wesentlich war es, in den Regionen die Zusammenarbeit zwischen dem Außendienst Handel und Objekt enger zu verzahnen. Ein Miteinander ist hier nicht zuletzt mit Blick auf die Objektgeschäfte, die über den Großhandel abgewickelt werden wichtig. Wir haben deshalb für die Regionen Nord und Süd entsprechende Teams gebildet. Ziel ist es, Bedarf zu generieren, egal ob wir direkt oder an den Großhandel verkaufen. Der Kunde kauft ein Tarkett-Produkt. bwd Da dürfte sich die Tatsache, dass Tarkett nahezu das gesamte Bodenbelagsportfolio anbietet, vorteilhaft auswirken, zudem mit Desso jetzt ja auch wieder Textilbeläge dabei sind. Höbel Wir sind so breit aufgestellt, dass wir für jeden Vertriebskanal interessant sind. Desso steht für Innovationskraft und Nachhaltigkeit und passt daher ideal zur strategischen Ausrichtung von Tarkett. Die Akquisition von Desso ergänzt und stärkt das umfangreiche modulare Tarkett-Produktangebot. bwd In dessen Mittelpunkt nach unserer Wahrnehmung aber immer noch die Designbelag-Kollektion iD Inspiration steht. Höbel Die Kollektion iD Inspiration mit ihrer Nutzschichtstärke von 0,55 bzw. 0,7 mm ist das Herzstück unseres Designbelagssortiments und wurde in 2015 um die selbstliegende Variante iD Inspiration Loose-Lay und die Trenddekore der iD Inspiration Limited Edition 2015 erweitert. Gerade bei LVT danken uns die Kunden unsere Vielfalt. Daher haben wir auch die Nutzschichtstärken 0,3 und 0,4 mm im Programm sowie Klickvarianten für den privaten wie den gewerblichen Bereich. bwd Eine Vielfalt, die einen bisweilen auch erschlagen kann. Vor drei Jahren bewarb Tarkett seine Designbelagoffensive mit 75.000 inspirierenden Kombinationsmöglichkeiten. Höbel Durch unsere eingangs erwähnte breite Aufstellung möchten wir für alle Segmente und Kundengruppen ein passendes Angebot kreieren. Insbesondere Großkunden wollen in der Regel nicht das, was jeder kaufen kann, sondern ihr eigenes, unverwechselbares Produkt. Hier ist Individualisierung gefragt im Hinblick auf Formate, Oberflächenprägungen und Designs. Wer als Hersteller in der Lage ist, prompt, kreativ und leistungsstark auf kundenindividuelle Wünsche einzugehen, hat klare Vorteile bei diesen anspruchsvollen Kunden. Um die Auswahl zu erleichtern und Orientierung zu geben, können wir aber auch mit ausgewählten Produkten objektbezogen Pakete schnüren. Ein Beispiel: Für den Bereich sozialer Wohnungsbau bietet sich beispielsweise ein vorselektiertes Paket aus passend kombinierbaren CV-Belägen, Designböden und Laminat an. bwd Wobei das Geschäft mit LVT augenblicklich am meisten Spaß machen dürfte. Höbel Natürlich profitieren auch wir vom LVT-Boom. Wir sind aber auch bei homogenen Belägen mit unserer neuen iQ Granit-Kollektion hervorragend positioniert. Und das trotz der in Deutschland prognostizierten Volumenrückgänge in Folge geplanter Krankenhausreduzierungen und einer weiteren Volumenverlagerung Richtung LVT. Der CV-Bereich leidet übrigens keineswegs so stark unter LVT. Ich behaupte, er profitiert sogar davon. Die Designs und die Oberflächenstruktur sind bei CV-Belägen deutlich besser geworden. Wir sind mit der Entwicklung sehr zufrieden. bwd Aber heterogene Produkte verlieren an LVT. Höbel Ja, es wird natürlich schon das eine oder andere Rollenprodukt ersetzt. Wir versuchen dagegenzuhalten unter dem Motto „Designböden von der Rolle“, denn funktional betrachtet ist Bahnenware von Vorteil, weil sie eine geschlossene Oberfläche ohne Fugen ermöglicht. Dieser Vorteil ist bei den Kunden in Vergessenheit geraten. Wir werden diesen Vorteil wieder stärker kommunizieren, um das Produkt auch weiterhin attraktiv zu halten. bwd Wie sieht es bei Laminat und Holz aus? Höbel Bei Laminat müssen wir nachlegen, keine Frage. Wir haben bereits die ersten Erfolge erzielt und werden uns weiterentwickeln. bwd Tarkett war vor vielen Jahren einmal Synonym für Parkett. Das gilt heute so nicht mehr. Höbel Speziell in DACH müssen wir bei Holzböden wieder mehr Fuß fassen. In diesem Markt hat Parkett nach wie vor eine hohe Attraktivität. Parkett wird für uns immer eine große Relevanz haben. Wir haben massiv in neue Produktionsmaschinen investiert. Unsere Atelier Böden, die den perfekten Mix aus ausdrucksstarker Handwerkskunst und modernster Technologie darstellen, konnten wir in 2014 erfolgreich einführen. Das hat am Markt bereits Anerkennung gefunden. 2015 sind wir mit der Kollektionslinie Heritage sehr erfolgreich gestartet. Aktuell setzen wir den kreativen Ausbau der Atelier-Kollektion fort. bwd Wohin geht dabei der Trend? Höbel Auch beim Parkettkauf ist die Farbe der bestimmende Faktor. Technische Details treten bei der Kaufentscheidung in den Hintergrund. Der Tarkett-Kollektionsaufbau orientiert sich daher künftig auch bei Holz durchgängig und noch stärker am Design, sowohl im Bereich der Farbstellung als auch bei den Oberflächen. bwd Herr Höbel, vielen Dank für das Gespräch. Mit Tilo Höbel sprach Stefan Heinze.