Drei Fragen an Michael Rose, Vorsitzender des Arbeitskreises Schall beim BEB Kurz-Interview: „Der Kunde wohnt nicht im Labor“

Michael Rose. - © Rose

bwd: Sind Verlegeunterlagen Alleskönner?
Michael Rose: In der Summe könnte man das fast meinen. Man muss jedoch beachten, dass die Prüfungen, die hinterher die technischen Eigenschaften beschreiben, unter Laborbedingungen gemacht wurden. Oft sind die Laborwerte dann in der Praxis gar nicht zu erreichen, weil die Gegebenheiten vor Ort in den seltensten Fällen dem Prüfaufbau entsprechen. Anders ausgedrückt: Der Kunde wohnt nicht in dem Labor, in dem – unter Laborbedingungen – diese Tests gemacht wurden.

bwd: Was bedeutet das für den bodenlegenden Handwerker?
Rose: Er darf nicht alles glauben, was er liest, und muss wissen, dass nicht jedes Produktversprechen immer voll zum Tragen kommt. Wirbt eine Unterlage mit einer Trittschalldämmung von 30 dB, dann gilt das für den Fall, dass keinerlei Maßnahmen ergriffen wurden. Verringert innerhalb des Systems auch nur eine Komponente den Trittschall, kann die Unterlage die versprochenen 30 dB Reduzierung nicht mehr leisten. Das muss man dann bei Bedarf loga­rithmisch addieren und mit den Merkmalen der anderen Komponenten abgleichen. Die Betrachtung des Bodenaufbaus als System, bei dem die Unterlage nur ein Teil von allem ist, hat aber den Vorteil, dass derlei Berechnungen normalerweise nicht anzustellen sind. Es empfiehlt sich, vor der Verwendung einer bestimmten Unterlage die Freigabe des Bodenherstellers für die jeweilige Situation einzuholen, gegebebenfalls auch umgekehrt. Kommt ein Kleber ins Spiel, empfehle ich auch hier, eine Freigabe vom Klebstoffhersteller einzuholen.

bwd Lohnt sich dieser Aufwand?
R
ose: Unbedingt. Wenn der Bodenleger einen Zusatznutzen verkauft, bedeutet das auch immer ein Zusatzgeschäft. Wenn er als Profi weiß, was diese oder jene Unterlage kann, und genau hinhört, was der Kunde braucht, lässt sich aus diesen Margen ein guter Umsatz generieren. Zu beachten ist auf jeden Fall, dass der Handwerker rechtlich gesehen Planung übernimmt, wenn er berät und sein Know-how einsetzt. Und als Planer sollte er sich nicht nur durch Freigaben absichern, sondern auch die Produktspezifikationen nochmals kritisch überprüfen.