Fachthema Elastische Parkettklebstoffe und ihre Wirkungsweise Dauerhafte Alleskleber

Elastische Parkettklebstoffe haben sich mittlerweile derart fest etabliert, dass sie in der Lage scheinen, alle stark lösemittelhaltigen Klebstoffe weitgehend zu ersetzen. Warum elastische Klebstoffe eine dauerhafte Alternative sein könnten, sagt Thomsit-Entwicklungsleiter Dr. Udo F. Windhövel.Dauerhafte Alleskleber Bereits vor mehr als zehn Jahren haben sich lösemittelfreie Polyurethanklebstoffe ihren Stellenwert in der Klebung von Parkett erworben. Die ein- oder zweikomponentigen Produkte trugen der seit Anfang der 90er Jahre parallel verlaufenden Entwicklung zu bis dato ungewöhnlichen Parkettformaten wie Dielen, dünneren Massivparketten (10 und 14 Millimeter) und „nervösen“ Hölzern Rechnung. Dabei wurde die Estrichfestigkeit durch die ausgezeichnete Härte von zweikomponentigen Polyurethanklebstoffen vereinzelt besonders beansprucht. Elastische Polyurethanklebstoffe verhalten sich in diesem Punkt deutlich schonender. Auch sonst haben sich die elastischen Parkettklebstoffe inzwischen als nahezu optimale Lösung auf der Suche nach einem universellen Ersatzklebstoff für die stark lösemittelhaltigen Systeme entpuppt. Interessant ist, dass nicht etwa Polyurethan- oder Dispersionsklebstoffe durch den wachsenden Anteil elastischer Klebstoffe zurückgedrängt werden, sondern die Produktklasse offenbar von Parkettlegern als vollwertige Alternative zu den umstrittenen – weil gesundheitlich bedenklich – stark lösemittelhaltigen Produkten verstanden wird. Derzeit kennt der Markt zwei Varianten: elastische, einkomponentige Polyurethane und so genannte Hybridkleber – in Fachkreisen auch silanmodifizierte Polymere (SMP) genannt. Die chemisch unterschiedlich aufgebauten Produkte bieten auf Grund der Elastizität der eingesetzten besonderen Polymerwerkstoffe einen wirksamen Schutz des Untergrundes vor den natürlichen Quell- und Schwindbewegungen des Holzes, da sie durch ihre elastische Einstellung in der Lage sind, die entstehenden Schubspannungen aufzunehmen. Die gewünschte Elastizität tragen beide Systeme bereits in ihren Rohstoffen. Das Rückgrat elastischer Klebstoffe bilden hochwertige, langkettige Polymere, die von Natur aus hochelastisch sind. Allerdings beeinflusst die Kettenlänge des Polymers nicht nur positiv die Elastizität, sondern auch das Auftragsverhalten des Klebstoffs – nur leider im gegenläufigen Sinn. Je höher die Elastizität und besser die Werkstoffeigenschaften, desto zäher wird der Klebstoff und schwerer die Streichbarkeit. Zum Glück für den Parkettleger ist dies kein Naturgesetz, sondern lässt sich durch geschickte Kombination von Rohstoffen und gezielte Polymer-Synthese positiv beeinflussen. Weichmacher als „innere Schmiermittel“ Daher enthalten alle elastischen Klebstoffe verdünnende Hilfsstoffe, denn unverdünnt wären sie bei Raumtemperatur nicht zu verarbeiten. Polyurethan- und SMP-Klebstoffe enthalten beispielsweise Zusatzmittel, die in Kunststoffen üblicherweise als „Weichmacher“ eingesetzt werden. In elastischen Klebstoffen werden sie als „innere Schmiermittel“ und nicht als flüchtige Verdünner zur Verbesserung der Streichfähigkeit eingesetzt. Entscheidend ist dabei, dass die Weichmacher im Klebstoff verbleiben und nicht in die Raumluft gelangen. Das ist ein unschätzbarer Vorteil gegenüber allen lösemittelbasierten Systemen. Siehe auch Kasten „Die Rolle der Weichmacher“. Wo „stumpf“ gestoßen wird, sprich Nut und Feder fehlen, ist aber Vorsicht angebracht. Der Verarbeiter muss hier sorgfältig darauf achten, dass Klebstoff nicht in die Fugen gelangt. Kantenverleimung von Parkett ist bekanntermaßen ohnehin zu vermeiden, damit nicht später Blockabrissfugen entstehen. Im Fall von elastischen Klebstoffen kann sie weitere Folgen haben, wenn weichmacherhaltiger Klebstoff bei sorglosem Einsatz in direkten Kontakt mit dem Lack an der Oberfläche tritt. Viele Lacke sind nicht weichmacherbeständig und verfärben sich unter dem Einfluss von Schmutz an der Oberfläche dann sehr schnell. Erfahrene Parkettprofis kennen diesen bzw. einen ähnlichen Effekt, der auch bei stark lösemittelhaltigen Parkettklebstoffen durchaus auftreten kann. Ob es bei elastischen Klebstoffen tatsächlich zum Erweichen der Lackoberfläche kommt, hängt also vom Parkett, von der Arbeitsweise und schlussendlich von der Art der Versiegelung ab. Hoch vernetzte Versiegelungen (2-komponentige Lacke) verhalten sich in diesem Punkt weitgehend unempfindlich, selbst bei direktem Weichmachereinfluss. Kein Dominoeffekt Elastische Klebstoffe für Parkett haben also längst ihre praktische Bewährungsprobe bestanden. Das liegt unter anderem daran, weil sie den hart formulierten Klebstoffen technisch in nichts nachstehen. Die Vorstellung, dass sich elastisch geklebte Parkette viel stärker bewegen und ausdehnen als starr geklebte, lässt sich anhand von Messungen schnell widerlegen. Windhövel hat für unterschiedliche Hölzer und Parkettarten derartige Messungen durchgeführt und die freie Quellung von lose liegendem Parkett mit geklebten Proben verglichen (siehe Grafik): Die nicht geklebte Reihe (A) zeigt in vollem Maße die freie Quellung des Holzes, während sich die beiden geklebten Reihen – unabhängig davon, ob ein weichelastischer Klebstoff (B) oder ein hartplastischer Kunstharzklebstoff (C) verwendet wurde – gleichermaßen dimensionsstabil verhalten. Die Erklärung ist vergleichsweise einfach: Die Holzquellung erfolgt verständlicherweise nicht nur in eine Richtung, so dass es in der Folge zu keinem „Dominoeffekt“ kommen kann. Stattdessen drücken die einzelnen Elemente in jeder Raumrichtung gegeneinander. In der Summe heben sich die Kräfte dann nahezu auf. Dabei hält der Klebstoff die Elemente vertikal in der Position und in der Horizontalen „stützen“ sich die einzelnen Parkettelemente gegenseitig ab. Nach außen hin zeigt sich das gewünschte Bild des dimensionsstabilen Parkettbodens. Einzig die äußeren Elemente einer Parkettfläche zeigen eine nachweisbare Ausdehnung, da sie im Randbereich bei ausreichendem Wandabstand keinen Gegendruck erfahren. In dieser Hinsicht besteht kein Unterschied zu hart eingestellten Polyurethanklebstoffen. Bei starkem Anstieg der Holzfeuchte werden allerdings Quellkräfte über die starre Verbindung teilweise auch an den Estrich weitergegeben, der bei unzureichender Festigkeit durchaus Schaden erleiden kann. Doch das ist selbst bei zweikomponentigen Polyurethanklebstoffen die Ausnahme und nicht die Regel. Eine besondere Stärke elastischer Parkettklebstoffe ist die Alterungsbeständigkeit. Im Unterschied zu den lösemittelhaltigen Kunstharzklebstoffen unterliegen sie keinem Alterungsprozess, das heißt sie verlieren über ihre gesamte Lebensdauer nicht an Elastizität. Das manchmal von Skeptikern ins Feld geführte Argument, zuverlässige Aussagen seien derzeit nicht zu treffen, weil es noch keine ausreichende Erfahrungen gäbe, die über die Spanne von zwei Jahren hinaus reiche, ist leicht schlüssig zu entkräften. Immerhin haben sich elastische SMP-Systeme als Dichtstoffe und Montageklebstoffe bereits lange bevor sie für die Klebung von Parkett nutzbar gemacht wurden, in Montageklebstoffen und Dichtstoffen bewährt. Hier gibt es Langzeiterfahrungen, die ein Verspröden der Systeme selbst unter extremen Bedingungen nachvollziehbar ausschließen lassen. So beweisen sich elastische Parkettklebstoffe derzeit als wahrhaft intelligente, technologisch reife und zeitgemäße Alternative zu den stark lösemittelhaltigen Klebstoffen, die Verarbeiter sich und ihren Kunden trotz eines möglichen Preisvorteils nicht mehr zumuten sollten.◇