Domotex Asia 2015 in Shanghai bwd-Redakteur Walter Pitt berichtet über die Entwicklungen in der Bodenbelagbranche in Fernost - Chinesen nehmen Umwelt ernster"> Domotex Asia 2015 in Shanghai bwd-Redakteur Walter Pitt berichtet über die Entwicklungen in der Bodenbelagbranche in Fernost Chinesen nehmen Umwelt ernster

Die Domotex Asia/Chinafloor ist in der richtigen Spur. Eine hochinteressante Messe, ein so ausgeglichenes Anbieterniveau wie nie zuvor und Besucherzahlen zehn Prozent über Vorjahr kennzeichneten die größte Fußbodenmesse Asiens, die vom 24. bis 26. März im International Expo Center in Shanghai stattfand.„Mit Farbe zum Erfolg am Boden“ lautete das Motto der asiatischen Trendshow der Bodenbeläge in Shanghai. So zog die Domotex Asia in diesem Jahr nahezu 1.275 Aussteller in die boomende Metropole. Die Messe zeigte eindrucksvoll, dass die weltweite Fußbodenszene China längst ganz vorn mit auf dem Plan hat; ob als Absatzmarkt oder Lieferland, das ist dem jeweiligen individuellen Ansatz vorbehalten. Eine internationale Plattform hochrangigen Ausmaßes ist die Partnerveranstaltung der Domotex Hannover allemal. In diesem Jahr wurden erstmals zwölf Hallen bestückt, die den circa 46.115 Besuchern aus mehr als 100 Nationen eine Brutto-Ausstellungsfläche von 140.000 Quadratmetern anboten. Die kooperative Nähe untermauerte Susanne Klaproth, verantwortliche Projektleiterin Domotex bei der Deutschen Messe, indem sie beide Veranstaltungen zu Recht als ähnlich wegweisend, orientierungsgebend, trendsetzend und frequentiert bezeichnete. Zertifizierungen zur Schau gestelltGroßes Thema waren wie schon in den Vorjahren umweltgerechte Produkte beziehungsweise deren Produktionsverfahren. Eine genaue Zahl für die vielen Zertifikate zu nennen, die auf den Ständen offen zur Schau gestellt wurden, ist unmöglich, es waren sicherlich einige Tausende, darunter übrigens auch deutsche Labels wie TÜV Rheinland. Nebenbei bemerkt: Allein das kommentarlose Herausposaunen einer DIBt-Zulassung ist neben gefragten Labels wie LEED oder BREEAM auf diesem Auslandsmarkt erfolgversprechend und ein schlagkräftiges Argument für das Ü-Zeichen. Man könnte dagegenhalten, die Flut der an die Wände der Messestände gepinnten Urkunden sei noch kein Beweis, dass das Thema tatsächlich an herausragender Stelle auf der „To-do-Liste“ der Unternehmen steht. Dass dem aber so zu sein scheint, davon konnte sich bwd auch auf einer Besuchsreise in verschiedenen Fußbodenfertigungen in und um Shanghai überzeugen (wir werden darüber gesondert in den kommenden Ausgaben berichten). China hat seine gewaltigen Umweltprobleme mittlerweile offensiv in Angriff genommen und leitet mit den Möglichkeiten eines durchgreifenden Staates wichtige Schritte ein, weit mehr als das Betreiben von Elektromopeds, die zahl- und lautlos durch die Straßen der 28-Millionen-Stadt Shanghai umherhuschen. China setzt immer mehr auf grüne ProdukteDas Reich der Mitte hat zudem erkannt, dass der Ruf, die größte Werkbank der Welt zu sein, nicht von dauerhaftem Erfolg sein kann. Längst gibt es günstigere Wettbewerber in Ländern wie Vietnam oder Bangladesch, die um den zweifelhaften Rang der billigsten Fertigungsstätte kämpfen. China widmet sich nicht mehr nur der Erstellung der Hardware, sondern genauso intensiv der noch erheblich steigerungsfähigen Software. Will man im Wettbewerb der Industrienationen bestehen, gehören der Erhalt der Umwelt wie auch Maßnahmen in der Arbeitspolitik in erster Linie dazu. Denen verlieh man auf der Domotex Asia mit der Verleihung des „Green Step Asia Awards“ auf eigene Weise Nachdruck. Dieser erstmals im Jahr 2009 ausgerichtete Wettbewerb, der von dem amerikanischen Fußbodenfachblatt „Floor Covering Weekly“ ins Leben gerufen wurde, kürt Initiativen für Nachhaltigkeit und Umweltschutz und nahm einen breiten Raum in der Veranstaltung ein. Die besten „grünen“ Produkte, Fertigungsansätze oder Marketingmaßnahmen wurden ausgelobt und gewürdigt. Man sah in Shanghai deutlich weniger Einkäufer und Händler aus Europa als in den Jahren zuvor. Kursschwankungen und erhöhte Produktionskosten allein aufgrund von gesteigerten Löhnen von fünf bis acht Prozent im Raum Shanghai könnten der Grund für das vermehrte Fernbleiben sein, denn es wird zunehmend uninteressanter, Fußbodenmaterialien aus China zu importieren, zumal in Osteuropa oder gar in Deutschland die Fertigung keineswegs ungünstiger zu sein braucht. Zwar macht der Wertverfall des Euro chinesische Produkte in Deutschland teurer, aber umgekehrt werden europäische Waren für Chinesen billiger. Das heißt, diejenigen, die dort für Europa herstellen, leiden im Moment, während sich der aktuelle Kurs für deutsche Exporte positiv auswirkt. Nicht zuletzt deshalb holt man Produktionslinien wieder zurück und begreift China als Absatzmarkt, wenn auch anders als bisher. Chinesen stehen auf deutsche ProdukteDas scheint vor allem mit der Wertmarke „made in Germany“ gut zu funktionieren. Auf deutsche Qualität legt eine immer größere Anzahl reicher Konsumenten Wert. Ein Blick auf die Straßen der boomenden Hafenmetropole mit den vielen BMWs, Mercedes, Maseratis, Audis etc. lässt erahnen, dass es eine stattliche Zahl von sehr gut betuchten Chinesen gibt. Entsprechend haben sich Lieferanten umgestellt. Man versucht vom Kuchen der „Besserverdienenden“, der prozentual zwar klein, in absolutem Ausmaß nach unseren Vorstellungen allerdings beachtlich sein dürfte, ein Stückchen abzubekommen. Das bisher überwiegende Streuen von Produkten über einen großen Distributor mit einer Unzahl von Stores im gesamten Land, die in den Millionenmetropolen noch beherrschbar, in den Städten weit weg im Innern des Landes aber außer Kontrolle geraten können, erwies sich bisher für viele als wenig förderlich. „Nicht selten werden dort neben Parkett auch Artikel wie Handtücher und Seife, Reiswein oder Kochtöpfe verkauft“, berichtete ein amerikanischer Aussteller von seinen Erfahrungen an boden wand decke. Dass die Rückläufe bei solchen Konstellationen nicht zufriedenstellend ausgefallen sind, leuchtet ein. So versucht man heute über hochwertige Ausstellungen ganz gezielt ein ausgewähltes Publikum anzusprechen, um statt Menge Marge zu machen. Das scheint wesentlich ertragreicher, insbesondere dann, wenn ein noch mit viel Aufwand zu untermauernder deutscher Markenname auf ein ausgabebereites Publikum trifft. Deutsche Marken punkten in AsienMarktmachen à la Tupper-Party verspricht in den chinesischen Metropolen finanziellen Erfolg. Und so zierten Markennamen aus Deutschland viele Stände auf der Domotex Asia. Kaum jemand, der in Mitteleuropa nicht Rang und Namen hat, war nicht mit seinem Logo vertreten. Bei genauem Hinsehen blieb es allerdings zweifelhaft, ob der europäischen Markengeber von seinem Engagement auf der Messe in Shanghai ahnte beziehungsweise ober er überhaupt Interesse hatte, dort aktiv zu werden. Im Bereich Parkett gab es wenig Neues. Die Eiche ist auch in China alles dominierend und die Exoten, wenn überhaupt, dann aus den südostasiatischen Regionen stammend, scheinen auf dem Rückzug. Farbtöne, Glanzgrade, Bearbeitungen, alles war eine Spur dezenter als noch vor Jahren und dem europäischen Geschmack durchaus ähnlich. Breite Dielen, gelegentlich Musterböden, Fischgrät, auch in ungarischer Anordnung mit großformatigen Elementen, waren neben Eiche auch in Nussbaum zu sehen. Ahorn in eingefärbter Form soll eine Alternative zur Eiche bieten. Eigene Trends sind rar gestreutMit dem Klebstoffhersteller Stauf war ein deutscher Lieferant auf dem Gemeinschaftsstand vertreten. Von der Nachfrage nach silanmodifizierten Produkten wurde berichtet, wobei der Markt für zweischichtiges Klebeparkett allerdings noch sehr gering ist. Entwicklungen hin zu hochwertigen Parkettarten könnten allerdings auch diesen Varianten in der aufnahmefähigen Kundschaft via extravaganter Ausstellungen zukünftig eine gesteigerte Nachfrage bescheren. Bei den Oberflächen sind oxidative Öle weiter im Vormarsch und bei Versiegelungen, zu denen man die bei uns als UV-Öle deklarierten Produkte ganz offen zählt, sind dezentere Glanzgrade mit wasserbasierten Hybridaufbau zunehmend gefragt. Eigene Trends gibt es kaum, Europa lässt immer mehr grüßen. Von gleichen Entwicklungen wie beim Parkett gibt es bei Laminat zu berichten. Lamett hatte auf seinem Stand hochwertige Produkte mit Holzdekor direkt neben die natürlichen Vorbilder gestellt und gezeigt, wie man auch in China Laminat mit den gefragten Feature wie Strukturanalogie, Fase oder Drucktechnik sehr authentisch fertigen kann. Für Gesprächsstoff sorgten die jüngsten Entwicklungen bei Lumber Liquidators, deren Laminatprodukte aus chinesischer Herkunft in amerikanischen Instituten mit Formaldehydwerten gemessen wurden, die weit über die zulässigen Grenzen lagen. Das hatte in Sendungen des amerikanischen Fernsehens viel Staub aufgewirbelt und die Aktien von Lumber Liquidators in den Keller gehen lassen, wie von manchem gemutmaßt, war das sogar geplant. In China war man bei einigen Wettbewerbern nicht gut auf das amerikanische Unternehmen zu sprechen, denn man vermutet die Herkunft der formaldehydemittierenden Produkte um und in der Laminatmetropole Changzhou mit seinen circa 300 Fertigungen. Was nichts kostet, taugt nichtsUnter denen sind allerdings einige, die bei den wichtigen Leimanteilen mehr aufs Geld als auf die Qualität schauen, hieß es. „Was nichts kostet, das taugt auch nichts“, würde man in Deutschland sagen. Für europäische Hersteller könnte der nennenswerte Engpass, der sich aus den Entwicklungen für den amerikanischen Großhändler ergeben hat, im Moment durchaus förderlich sein. China ist LVT-Land. Vieles von dem, was bei uns derzeit boomt, hat hier immer noch seinen Ursprung. Nicht ganz so häufig, aber immerhin doch merklich, wird auch in China mit der Eigenschaft „PVC-frei“ geworben. Ein Hersteller wie Novalis, diesjähriger Green-Pinnacle-Award-Träger, beansprucht für sich, einen der „grünsten“ LVT-Beläge der Welt produzieren zu wollen. Deutscher AgBB-Standard, Phthalatfreiheit durch biobasierte Bindemittel und ebensolche Oberflächenausstattungen sollen den Produkten weiterhin den Export erleichtern. Holzdekore behalten hier optisch unvermindert und ganz deutlich die Oberhand. WPC kommt auch im Innenraum anEine erwähnenswerte Alternative, die bei uns als naturfaserverstärkte Kunststoffe gehandelt und auf den letzten Domotex-Messen in Hannover sehr präsent war, sorgte auf der Messe in Shanghai für viel Interesse. Die WPC-Beläge für den Innenraum hatten großen Zulauf, wobei man allerdings nicht genau sagen konnte, ob das W für Wood im Produktnamen lediglich die Aufgabe hatte, den Belägen einen natürlicheren Anstrich zu geben oder tatsächlich die Performance zu verbessern. Leicht und stabil sind die Produkte aber allemal. Und so haben sie durchaus das Potenzial, sich in die immer länger werdende Reihe der aktuellen Laminatwettbewerber erfolgreich einzureihen.