"Workcamp Parquet" Brüder im Geiste

Was 2015 in Rumänien als kleines Projekt – getragen vom Engagement des Ehinger ­Berufsschullehrers Ernst Müller – begann, hat sich zu einem internationalen ­Bildungsevent entwickelt. Dieses Jahr steht die Renovierung von Schloss Dahlen an.

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    Workcamp Parquet
    © privat
    Junge Parkettleger aus ganz Europa werden vom 2. bis 10. September gemeinsam das Dahlener Schloss in Sachsen in neuem Glanz erstrahlen lassen. Vor kurzem fand bereits eine symbolische Schlüsselübergabe als Startschuss für das "Workcamp Parquet" statt (von li.): Dahlens Bürgermeister Matthias Löwe, René Caran und Steve Klose.
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    Workcamp Parquet
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    Dieser Raum wird im Spätsommer zur Werkstatt umfunktioniert: Hier werden die Teilnehmer unter anderem das Versailles-Muster für den Kaisersaal vorbereiten.

Mit einer symbolischen Geste wurde vor kurzem das "Workcamp Parquet 2017“ auf Schloss Dahlen in Sachsen eröffnet. Die Organisatoren des Projekts, René Caran, Steve Klose und Michaela Reichlova (Ernst Müller hielt in Ehingen die Stellung), übergaben einen Schlüssel mit dem Logo des Projektes an den Bürgermeister der Stadt Dahlen, Matthias Löwe. Parkettleger und Meister aus elf europäischen Ländern werden dieses Jahr im Rahmen des „Workcamp Parquet“ auf dem Schloss, das aus dem 18. Jahrhundert stammt, zusammenkommen. In der Zeit von 2. bis 10. September werden die engagierten jungen Leute in ihrer Freizeit das Versailles-Parkettmuster im Kaisersaal und ein Motiv im Sinne der alten Saalmuster im Spiegelsaal des Schlosses verlegen.

Die Teilnehmer stammen aus Deutschland, Tschechien, Slowenien, Österreich, der Schweiz, Italien, Rumänien, Holland, Polen und Russland. "Die Hauptarbeit erwartet uns im Kaisersaal, wo wir den Untergrund vorbereiten müssen und dann aus angelieferten Stäben das Versailles-Muster anfertigen, verlegen, schleifen und versiegeln müssen", sagt René Caran, Hauptorganisator des Events.

Neu: Öffentlicher Teil

"Der zweite Teil unserer Arbeit ist die Herstellung des Parkettbodens nach Vorgabe im Spiegelsaal. Diese Aktion wird sozusagen im Rahmen eines 'Workcamp im Workcamp' durchgeführt. Bei dieser Verlegung dürfen Teilnehmer mitmachen, die nicht die gesamte Woche dabei sein können", erklärt Ernst Müller, Mann der ersten Stunde, Mitorganisator und Parkettlegermeister, der in Ehingen an der Gewerblichen Schule nicht nur junge Parkettleger, sondern auch Parkettmeister unterrichtet. "Diese gemeinsame Arbeitswoche hat nicht nur den Sinn, Wissen zu vermitteln oder ein Denkmal zu erneuern – es geht auch um ein kameradschaftliches Miteinander und das Überwinden von Sprachgrenzen", sagt Ernst Müller. In diesem Sinne könne man die Bedeutung des Workcamps gar nicht hoch genug schätzen. Davon ist auch Projektkoordinatorin Michaela Reichlova überzeugt: „Es treffen hier junge Parkettleger auf erfahrene Meister. Dabei entstehen Netzwerke fürs Leben.“

Der Untertitel der Veranstaltung  "Unterricht etwas anders" bezieht sich auf die Tatsache, dass viele der jungen Parkettleger während der Schulzeit oder auch im Betrieb nicht die Möglichkeit haben, ausgefallene Muster unter realen Bedingungen zu verwirklichen. Deshalb nehmen sie diese Chance im Rahmen des Events "Workcamp Parquet" gerne wahr. "Das Ergebnis der einwöchigen Arbeit der Teilnehmer des Projekts 'Workcamp Parquet' wird die Öffentlichkeit erst am Tag des Denkmals, dem Ende des Projekts, sehen.  Dass Dahlen in den Genuss eines 'Workcamp-Parquet'-Einsatzes kommt, geht vor  allem auf das Engagement der Stadt Dahlen und des Schloss- und Parkvereins Dahlen e.V. zurück", betont Steve Klose, Parkettmeister aus Dahlen und Betreuer vor Ort.

Der etwas andere Unterricht

Realisiert werden kann ein Projekt in dieser Größenordnung jedoch nur, wenn alle an einem Strang ziehen: "Ohne den ehrenamtlichen Einsatz der Organisatoren sowie die Unterstützung der Sponsoren wäre die Durchführung einer derartigen Veranstaltung nicht möglich", sagt Caran und führt weiter aus: "Es macht Freude und lässt mich immer wieder staunen, wenn man sieht, was aus dem Miteinander von Handwerk und Industrie auf einer gemeinsamen Plattform entstehen kann."

Wer einen Eindruck über das "Workcamp Parquet" gewinnen will, der sollte sich auf alle Fälle das Kurzvideo über das Rumänien-Projekt ansehen oder sich über die Homepage. www.workcamp-parquet.com

Auf einen Blick

Bisherige und geplante Projekte:

  • Rumänien (2015),
  • Tschechien (2016),
  • Deutschland (2017),
  • Südtirol (2018). Niederlande (2019), Slowenien (2020).

Bildungsauftrag:

  • Internationales Bildungsprojekt, fokussiert auf dieaußerschulische Parkettleger-Ausbildung auf realen Baustellen.
  • Ausbau der sozialen und kommunikativen Kompetenzen.
  • Motivation zur Aus- und Weiterbildung im Handwerksbereich.

Dauer:

  • Eine Woche.

Betreuung:

  • Die Projekte werden von Handwerksmeistern begleitet.

Teilnehmer:

  • Geeignet für Lehrlinge, Gesellen und Praxislehrer.

Ziele:

  • Bildung einer Plattform zur Schaffung von Erfahrung, Wissen und Fähigkeiten im Handwerk,
  • Förderung der Toleranz und Empathie,
  • verstärktes Einbinden der Industriebetriebe in handwerkliche Bildungsprojekte.