„Lightning Talks“ – Blitzgescheites aus der Sachverständigenpraxis, Folge II Brennholz oder Designerboden?

Im Rahmen des Sachverständigenseminars 2017 in Kassel fanden wieder Blitzvorträge, sogenannte „Lightning Talks“ zu aktuellen Themen aus der Fußbodenbranche statt. Dieses Mal geht es um die Grenzen der hervorgerufenen Alterung bei Parkett.Auf dem Sachverständigenseminar 2017 in Kassel wurden – wie bereits 2015 in Feuchtwangen – unter dem Titel „Lightning Talks“ Blitzvorträge zu aktuellen Problematiken aus der Gutachterpraxis gehalten. Ziel war es, Meinungen, Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Publikum einzuholen, um sich einen gemeinsamen Kenntnisstand zu erarbeiten. bwd stellt in lockerer Folge Fragen, Antworten und Schlussfolgerungen dieser „Lightning Talks“ vor. Ralph Schneppensiefen, öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für das Parkettlegerhandwerk, fragte: „Wo liegen die Grenzen der Alterung bei Parkett?“ Hintergrund: Veralterte Landhausdielen sind gefragt. Die Faszination, die der antike Look handgehobelter, gerissener und astiger Fußbodenelemente auf die Nutzer ausübt, ist ungebrochen. Ralph Schneppensiefen hatte sich in einem Gutachterauftrag mit einem derartigen Boden auseinanderzusetzen. Bei etwa 40 der ungefähr einhundert Dielen traten Risse auf, die zum Teil aufklaffend, mit Abschilferungen sowie Absplitterungen versehen waren. Einige stellten sogar eine Verletzungsgefahr dar, wiesen Ablösungen der Deckschichten auf und machten eine ordentliche Reinigung und Pflege unmöglich. Diskussion: Wo liegen die Grenzen der Veralterung dieser Parkettböden? Was kann der Parkett- und Bodenleger dem Kunden zumuten und wie können solche Erscheinungen bewertet werden? Ergebnis: Nach Meinung der Experten kommt in solchen Fällen dem Muster, das in der Ausstellung präsentiert wurde, eine entscheidende Rolle zu. Stimmt dieses mit dem tatsächlich gelieferten Produkt überein? Hat der Kunde bekommen, was er wollte? Ein Teilnehmer der Diskussion gab zu bedenken, dass der Anwendungszweck mit in die Beurteilung einbezogen werden müsste. Grund: In frequentierten Ladenlokalen oder bei der Verwendung gealterter Dielen in Szenekneipen gelten andere Ansprüche als in einem lichtdurchfluteten Luxusapartment, obwohl in beiden der gleiche Boden zum Einsatz kommen kann. Allerdings seien in jedem Falle Bedenken geltend zu machen, insbesondere dann, wenn Gefahr für Leib und Leben bestünde, hieß es nahezu unisono. Schneppensiefen sieht in solchen Fällen auch die Industrie gefordert, deren gelegentliche Großzügigkeit er beim Umgang mit der eingesetzten Rohware mit der provokanten Frage anprangerte: „Wird hier versucht, die Reste aus dem Brennholzlager zu viel Geld zu machen?“ Ergebnis: Die Beurteilung gealterter Dielen richtet sich in allererster Linie an der Auswahl des Kunden in der Ausstellung des Lieferanten aus. Der Parkettleger sollte aber dennoch ein kritisches Auge auf die Dielen werfen, die er als Fachmann letztendlich auf den Boden bringt und damit zu seinem Gewerk macht. „Erlaubt ist eben nicht alles, was gefällt.“ Lesen Sie nächstes Mal, welche Ergebnisse die vom Sachverständigen Dieter Humm zur Diskussion gestellte Frage: „Kann die Thermographie bei der Beurteilung von Schäden über Fußbodenheizungen weiterhelfen?“ brachte. wp