Der interessante Schadensfall aus Österreich: Blasenbildung an CV-Belägen in einem Wohnhaus Blasenbildung an CV-Belägen in einem Wohnhaus

Was war geschehen? Bei der Sanierung eines mehrgeschoßigen Wohnhauses wurde vor mehr als einem Jahr eine Fußbodenkonstruktion aus Spanplatten auf Polsterhölzern eingebaut. Darauf wurde ein CV-Belag verklebt. Nach einigen Monaten reklamierten die Bewohner erhebliche Blasenbildungen.Blasenbildung an CV-Belägen in einem Wohnhaus Der Fußbodenaufbau besteht aus e Deckenkonstruktion, e Spanplatten V 100, e Dispersionsklebstoff Marke KE 438 der Firma Furtenbach, e CV-Belag in Bahnen. Die Unterkonstruktion führte eine Zimmererfirma aus. Die Bodenbeläge verlegte ein Bodenleger. Zustand des Bodenbelages E Wohnung 1 Die Spanplattenkonstruktion ist in der Küche zirka 3 bis 4 Millimeter abgesunken (der Fuß der PVC-Sockelleiste ist nicht mehr annähernd rechtwinkelig) und bewegt sich bei Belastung etwa 6 bis 8 Millimeter nach unten. Am CV-Belag sind mehrere Blasen über die Fläche verteilt feststellbar. Im Wohnzimmer sind vor dem Fenster vereinzelt Blasen feststellbar. E Wohnung 2 Die Spanplattenkonstruktion bewegt sich vor dem straßenseitigen Fenster bei Belastung zirka 10 Millimeter nach unten. In der Mitte des Raumes kommt es bei wechselseitiger Belastung der Plattenränder zu einem Höhenversatz. Am CV-Belag sind über die Fläche verteilt mehrere Blasen feststellbar. In der Fensternische beim straßenseitigen Fenster wurde der Belag hochgenommen. Dabei stellte man folgendes fest: e Der Belag läßt sich von der Klebstoffoberfläche abziehen. e Der Klebstoff wurde mit einer A1-Spachtelzahnung aufgetragen, die Zahnung des Klebstoffes ist deutlich ausgebildet. e Die Kleberfuge ist weich und weist einen Nachklebeeffekt auf. e Der Belag ist auf der Rückseite kaum mit Klebstoff benetzt. e Der Belag kann durch Anreiben kurze Zeit vom Klebstoffbett gehalten werden. E Wohnung 3 Im Vorzimmer sind Blasen im CV-Belag feststellbar. E Wohnung 4 Laut Angaben der Mieter waren in der Küche so große Blasen, die den Raum unbenutzbar machten. Vor neun Monaten wurde von der Verlegefirma der Belag hochgenommen und wieder verklebt. Der sanierte Belag zeigt an keiner Stelle Blasen und ist einwandfrei mit dem Untergrund verklebt. Gutachten Um den Sachverhalt beurteilen zu können sind die Verarbeitungsrichtlinien der Hersteller, die Regeln des Faches und die einschlägigen Normen heranzuziehen. Da der Hersteller nicht eruierbar war, ist darüber keine Aussage machbar. Die Regeln des Faches besagen, daß ein Bodenbelag am Untergrund planeben aufliegen muß. Der Punkt 2.3.4.3.5 der ÖNORMB 2236-1 Klebearbeiten besagt: Der verlegte Bodenbelag darf keine Blasen und/oder Spitznähte aufweisen. Der Punkt 2.3.3.2 Polsterhölzer der ÖNORM B2218 Holzfußböden gibt folgendes vor: Werden Polsterhölzer in Beschüttung verlegt, sind die Stöße zu verlaschen; es muß die Gewähr gegeben sein, daß sie bei der vorgesehenen Belastung in der Lage verbleiben, in der sie eingebracht wurden. Werden Polsterhölzer ohne Beschüttung verlegt, sind zur Erreichung der vorgesehenen Höhe in Abständen von maximal 60 Zentimeter Distanzklötzchen (maximal 6 Zentimeter) anzuordnen, die in ihrer Lage gesichert sind. Polsterhölzer für eine Verlegung von Spanplatten (siehe 2.3.3.3.4) sind mit einem Achsabstand gemäß Tabelle zu verlegen. Schadensursache Die Ursache der Blasenbildung sind: E Klebstoff Der Haftklebstoff benetzt die Belagsrückseite fast nicht. Der Belag wird durch die haftende Oberfläche der Klebstoffschicht festgehalten. Dispersionsnaßbettklebstoffe stellen im Zuge der Verklebung einen kraftschlüssigen Verbund zwischen Belag und Untergrund her. Haftklebstoffe halten in der Regel CV-Beläge am Untergrund fest. Wirken allerdings starke Walk- und Dehnungskräfte auf den Belag ein, wie zum Beispiel durch Dreh- und Walkbewegungen, Temperaturunterschiede, Durchbiegen des Untergrundes, kann es zu einer Blasen- und Beulenbildung kommen. E Spanplattenuntergrund Durch das relativ starke Durchbiegen des Spanplattenuntergrundes kommt es zu einer Dehnung des Belages, die der Haftklebstoff nicht festhalten kann und in der Folge zu einer Blasenbildung führt. Der Bodenleger hätte auf den offensichtlichen Mangel am Untergrund vor der Verlegung hinweisen müssen. Schadensbehebung Nach dem Hochnehmen des Belages muß der Spanplattenuntergrund so befestigt werden, daß es bei wechselseitiger Belastung der Kanten zu keinem Höhenversatz kommt. Anschließend wird der Belag mit einem Naßbettklebstoff neu verklebt. Das Durchbiegen des Spanplattenuntergrundes wird dadurch allerdings nicht behoben. Schadensbewertung Jeder der Beteiligten an der Fußbodenkonstruktion muß seinen Teil an der Sanierung beitragen. Die Unterkonstruktion muß von der Zimmererfirma und die Verklebung vom Bodenleger saniert werden.