bwd im Gespräch mit Thomas Winter, Prokurist und Sales Director bei Kaindl Flooring Beste Zukunftsaussichten

Der Markt für Laminat ist hart umkämpft. Trotzdem punkten große Hersteller mit Innovationen und weltweiter Marktbearbeitung. Wie ein Global Player agiert, erklärt Thomas Winter, Prokurist und Sales Director bei Kaindl Flooring.

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    © Bild: Mayrhofer
    Thomas Winter ist für 60 Exportländer verantwortlich und bereits seit 27 Jahren bei Kaindl.
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    © Bild: Kaindl
    Im „Floor House“ in Salzburg suchen Kunden ihren Traumboden aus.

bwd Herr Winter, bei Ihnen am Messestand hier auf der Bau in München ist ja ganz schön was los. Welcher Kunde hatte die weiteste Anreise und wie wichtig sind die einzelnen Export-Märkte für Sie?

Winter Wir sind traditionell ein sehr Export-orientiertes Unternehmen mit einem Ausfuhr-Anteil von 94 Prozent. Zusammen mit meinem Team bin ich für 60 unserer 90 Exportländer zuständig. Unsere wichtigsten Lieferländer sind Deutschland, USA, Kanada, Frankreich und Österreich. Auch die ost- und südeuropäischen Staaten werden immer wichtiger. Wir sind aber auch im mittleren und fernen Osten stark, es kommen heuer besonders viele Kunden und Interessenten aus China und dem arabischen Raum.

bwd Sie sind schon lange bei „Kaindl“ und haben den rasanten Aufstieg in verschiedenen Positionen begleitet. Schildern Sie bitte kurz Ihren Werdegang.

Winter Ich habe 1992 meine Lehre als Industriekaufmann bei „Kaindl“ begonnen und bin seit 1995 in den verschiedensten Positionen wie Einkauf, Planung, Produktion, Logistik, Marketing, Verkauf und Controlling mit dem Unternehmen mitgewachsen. Das hat mir einen guten Überblick gegeben, der mir heute noch viel nutzt. Der Umsatz hat sich in dieser Zeit auch sehr ausgeweitet, von 70 auf heute fast 450 Millionen Euro.

bwd Bei so vielen Exportländern müssen Sie wahrscheinlich ständig im Flugzeug sitzen? Wie viele Reisetage kommen über das Jahr zusammen?

Winter Ich reise natürlich ständig und habe bei meinen bis zu 120 Reisetagen an die 100 Flüge pro Jahr. Es ist einfach wichtig, die Partner vor Ort zu besuchen und zu betreuen.

bwd Wer sind Ihre Kunden?

Winter Wir liefern zu 30 Prozent an den Groß- und Fachhandel, 35 Prozent gehen in die Möbelindustrie und 35 Prozent in den DIY-Bereich. Ich habe 10 motivierte Mitarbeiter in meiner Verantwortung, die dieses große Gebiet abdecken. Das klappt aber sehr gut, weil wir alle an einem Strang ziehen und mit unseren Kunden gemeinsam die Strategien umsetzen.

bwd Wie schaffen Sie die Logistik? Schließlich müssen Sie riesige Mengen an Kunden in aller Welt liefern und auch die Rohstoffbeschaffung ist sicher nicht einfach?

Winter Die Logistik ist sicher einer unserer Erfolgsfaktoren, ohne die nichts geht. Wir betreiben selbst zwei Containerterminal, eines in Salzburg direkt an unserem Produktionsstandort und seit zwei Jahren auch in Ennshafen. Dabei haben wir eine solche Expertise und auch die Kapazitäten, sodass wir auch für große und namhafte externe Kunden den Versand übernehmen. Wir haben selbst 40 Groß-LKWs ständig im Einsatz, die teilweise den Transport im näheren Umfeld vor allem in Österreich und Süddeutschland übernehmen. Da liefern wir an die Kunden und nehmen auf dem Rückweg gleich wieder Rohstoffe mit. Der Rest geht mit Speditionen.

bwd Sie sind ein großer Player auf dem ­Laminatboden-Markt. Wie entwickelt sich dieser?

Winter Trotz mancher Unkenrufe sehen wir für den Laminatboden weiterhin gute Marktchancen, besonders im Qualitätsbereich. Wir investieren daher ständig in neue Produkte und Technologien und haben mit unserem Digitaldruck sehr gute Möglichkeiten, die wir marktgerecht umsetzen. Wir beschäftigen Grafiker, die unsere eigenen Design-Ideen rasch umsetzen und sind damit dem Mitbewerb in den Trends voraus. Das schafft Unverwechselbarkeit und bringt uns auch viel Flexibilität, weil damit die Umsetzung einfacher und schneller ist. Das schönste Kompliment für uns ist, wenn der Kunde sagt, dass unser Produkt nicht vom Original zu unterscheiden ist.

bwd Wie oft wechseln Sie die Kollektionen?

Winter Am Boden haben wir einen vierjährigen Rhythmus, bei den Platten sind es fünf Jahre. Wir wollen unseren Kunden Kontinui­tät und Planungssicherheit bieten, das wird sehr gut angenommen.

bwd Stichwort „Digitalisierung“. Wie gehen Sie damit konkret um?

Winter Natürlich sind wir in der Digitalisierung in sämtlichen Bereichen wachsam und nutzen die Chancen der neuen Technologien. Wir sind aber nicht gerne der Erstanwender von neuen Dingen, die oft wenig Kundennutzen bringen und sehr viel Geld kosten. Wir warten zumeist ab, welche Trends sich wirklich nachhaltig durchsetzen und echten Nutzen bringen. Dann springen wir voll auf und investieren nachhaltig, auch im Sinne unserer Kunden.

bwd Wie sehen Sie die Zukunft für die Märkte und Ihr Unternehmen?

Winter Ich sehe beides voll positiv, schließlich arbeiten wir mit nachwachsenden Rohstoffen, was im Sinne der Nachhaltigkeit zukunftsfähig ist. Die Planungssicherheit wird allerdings immer schwieriger und kurzfristiger – Stichworte: Brexit, Handelskrieg, Unsicherheit in Russland oder Türkei, allgem. politische Unsicherheit. Wir werden weiter mit Innovationen punkten, so bringen wir gerade eine neue Flooring-Technologie von Stone Powder Compound (SPC) auf dem Markt, die – wie der Name sagt – auf mineralischen Materialien basiert und dem Vinyltrend nachfolgen wird. Für uns ist es immer wichtig, mehrere Standbeine und eine breite Marktabdeckung zu haben, so ist man durch Trends und Krisen weniger verwundbar. Wir werden weiterhin in Europa eine führende Position beanspruchen und ausbauen und vor allem in unseren Übersee-Märkten wachsen. Da gibt es noch viel Potential für uns.

bwd Vielen Dank für das Gespräch.

Mit Thomas Winter sprach Thomas Mayrhofer auf der Bau 2019 in München.

Produktionsmengen, Umsatz und Mitarbeiter

  • Produktion Spanplatten, MDF, HDF: 1,1 Millionen Kubikmeter
  • Produktion beschichtet Platten: 35 Millionen Quadratmeter
  • Produktion Laminatböden: 60 Millionen Quadratmeter
  • Produktion Schichtstoffplatten: 10 Millionen Quadratmeter
  • Produktion Küchenarbeitsplatten: 7 Millionen Laufmeter
  • Produktion Furnierplatten: 3 Millionen Quadratmeter
  • Umsatz im Geschäftsjahr 2017/18: 443 Millionen Euro
  • Mitarbeiter: circa 800

Vom Sägewerk zum Global Player

1897: Gründung als Sägewerk am Standort Lungötz1959: Gründung Standort Salzburg1989: Beginn Laminatproduktion1999: Beginn MDF-Produktion2000: Eröffnung Logistikcenter2007: Eröffnung Kaindl „Floor House“2008: Eröffnung „Floor Factory“