Der interessante Schadensfall: Pflegefehler nachgestellt Bei Lichte besehen

Naturgeölte Parkettböden benötigen in der Regel zusätzlich eine nachträgliche bauseitige Einpflege. Wer dabei nicht äußerste Sorgfalt walten lässt, riskiert erhebliche optische Beeinträchtigungen. Das zeigt unser Beispiel deutlich.Bei Lichte besehen In dem vorliegenden Schadensfall war der Verleger von einer Mitverantwortung für diese unerwünschten Erscheinungen nicht ganz freizusprechen. Schadensbild: Der Parkettboden zeigte an seiner Oberfläche deutlich stumpfe Verstrichungen. Bereits beim Betreten des Hausflurs fielen die Erscheinungen ins Auge, denn die Parkettfläche erstreckte sich von dort aus direkt in das offene, lichtdurchflutete Wohnzimmer, dessen tief liegende Fensterfront dem Gutachter das Auffinden der telefonisch beschriebenen Stelle leicht machte. Es bedurfte der Hinweise des anwesenden Bauherrn nicht mehr. Zwar gab es Betrachtungspositionen, von denen das Oberflächenbild einwandfrei schien. Allein der Kirschparkettboden war unzweifelhaft nicht in Ordnung. Dies stand für den Gutachter außer Frage. Er ließ sich erläutern, was passiert war, und die Beteiligten standen ihm Rede und Antwort. Das sauber verlegte Parkett war werksseitig mit einer naturgeölten Oberfläche behandelt gewesen, die nochmals auf der Baustelle mit einem darauf abgestimmten Pflegemittel überarbeitet wurde. Dadurch waren scheinbar die Verstrichungen beziehungsweise matten Streifen entstanden. Der Verleger hatte in einem abgelegenen Bereich bereits versucht, diese Stellen mit Reinigungskonzentrat zu entfernen. Allerdings ohne nennenswerten Erfolg. Zunächst hatte es den Anschein gehabt, als ob eine Besserung eingetreten wäre; schon kurze Zeit später indes waren die Streifen wieder zum Vorschein gekommen. Auch der Einsatz des zum Privattermins mitgebrachten Universalreinigers änderte daran nichts. Analyse: Es galt jetzt herauszufinden, was die Ursache für die Erscheinung war. Zu diesem Zweck schickte der Gutachter die Originalstäbe, das eingesetzte Pflegemittel und auch das benutzte Reinigungsmittel, alle vom selben Hersteller explizit für ein solches Vorgehen empfohlen, zu einem anerkannten Lacklabor. Das überprüfte in einem ersten Schritt die Materialien. Diese waren einwandfrei. Es zeigte sich, dass das Öl auf dem Parkett fachgerecht aufgetragen und danach ordnungsgemäß durchgehärtet war. Auch gegen die wässrige Wachsemulsion und den Neutralreiniger bestanden keine Einwände. In dem zweiten Schritt stellten die Experten dieses Prüflabors das Schadensbild, so wie es sich auf der Baustelle dargestellt hatte, nach. In dem Fall war die Empfehlung des Herstellers suboptimal Dazu wurden Verstrichungen auf den Stäben mit dem Pflegemittel erzeugt. Diese härteten zunächst aus, ehe sie mit dem Reiniger in der empfohlenen Konzentration sowie mit einem von dem Hersteller vorgeschlagenen Pad behandelt wurden. Nach und nach verschwanden die Verstrichungen. Es wurde ein anderer Wachsentferner eingesetzt, der mit einem anderen Pad diesen Effekt ungleich schneller erzielte. Ergebnis: Die Verstrichungen bzw. Mattstellen rührten also tatsächlich von der bauseitigen Einpflege des Parketts her. Dabei ließ sich im Nachhinein klar feststellen, dass ein zu hoher Pflegemittelverbrauch nicht vorgelegen hatte. Ob nun raumklimatisch ungünstige Bedingungen oder aber eine übereilte Arbeitsfolge das Ergebnis beeinflusst hatten, ließ sich dagegen nicht mehr klar ausweisen. Der Sachverständige machte zwei Vorschläge zur Beseitigung des Problems. Zum einen empfahl er, im Zuge der normalen Unterhaltsreinigung mit den ohnehin verwendeten Produkten das Pflegemittel allmählich abzutragen. Alternativ riet er dazu, einmalig den im Prüflabor eingesetzten, anscheinend wirksameren Wachsentferner mit dem entsprechenden Pad zu verwenden, um danach den Pflegefilm wieder aufzutragen. Er verwies aber darauf, dass diese Art Oberflächenbehandlung auf einer werksseitig naturgeölten Oberfläche keinen so gleichmäßigen Glanz wie bei einer versiegelten Oberfläche bewirken könne. Verstrichungen sowie matte Stellen seien in geringem Umfang möglich. Dem Verleger war dies eine Lehre. Denn er begriff, dass derartige bauseitige Behandlungen viel Sorgfalt und ein feines Händchen erfordern. Und er machte sich den allgemeinen Rat des Gutachters zu eigen: Sollte er das nächste Mal so ein Parkett verlegen, wollte er dem Bauherrn nachweislich den Hinweis auf die nicht absolut gleichmäßige Oberfläche geben.-