Der interessante Schadensfall: Wie lichtstabil ist Thermoholz wirklich? Alle schlechten Dinge sind drei

Die Verantwortlichkeiten für Material und Verarbeitung sollten vor der Ausführung einer handwerklichen Leistung genau geklärt sein. Wie dramatisch die Auswirkungen andernfalls sein können, zeigt dieser Fall, der auf dem BEB-Seminar in Schweinfurt für Aufsehen sorgte. Auf 700 qm Fläche hatte der Hausherr einen dreifachen Schaden zu beklagen.Alle schlechten Dinge sind drei Eine private Villa erhielt etwa 700 Quadratmeter Parkett in thermisch behandelter Eiche. Diverse Einbaumöbel sowie die Türverkleidungen und Fußleisten, alles bestand aus dem gleichen Holz, dessen Farbstabilität vom Holzhändler schriftlich garantiert war. Die vertraglichen Zusammenhänge dieses Auftrages waren sehr kompliziert. Der Bauherr hatte zwar schriftliche Vereinbarungen mit dem Architekten, dem Parkettverleger und dem Schreiner abgeschlossen. Auch mit dem Lieferanten des Thermoholzes bestanden ähnliche Vertragsgrundlagen. Dieser hatte jedoch das Material bei einem Rohholzlieferanten gekauft, ließ es bei einem Thermospezialisten behandeln und dann in einem weiteren Unternehmenzu Parkett und den anderen Einbaustoffen wie Möbel und Türen verarbeiten. Von dort gingen die Baustoffe jeweils direkt auf die Baustelle. Der Materiallieferant hatte die Ware nicht ein einziges Mal vor der Verarbeitung gesehen, geschweige denn geprüft. Daraus entstanden in der Folge schwierig zu durchschauende Verantwortlichkeiten für einenSchaden, der es wahrlich in sich hatte. Schadensbild Bereits kurze Zeit nach der Fertigstellung wurde der Boden beanstandet. In erster Linie ging es um drei Erscheinungsbilder: Das Parkett hatte sich gehoben, die nachträglich auf den Estrich montierten Gipswände waren beiseite gedrückt und die Holzfarbe waraufgehellt. Bei 700 Quadratmetern Thermodielen in einer Privatvilla ließ sich erahnen, dass die Größenordnung des Schadens beachtlich sein würde. Ein sachverständiger Experte war gefragt. Der sah sich das Bild umgehend an. Beim Öffnen von Einbauschränken, wie die Böden auch in Thermoholz ausgeführt,sowie als Differenz unter bzw. neben Teppichen zeigten sich die erheblichen Farbveränderungen vom Neuton des dem UV-Licht ausgesetzten Holzes bis hin zum Gebrauchtton. Von Farbstabilität war keine Rede, denn die Unterschiede waren erheblich und bewiesen, dass Thermoholz in dieser Hinsicht durchaus Schwächen aufweist. Das war zwar unvermeidbar, wenn es da nicht die Garantierklärung des Lieferanten gegeben hätte. Doch dieses Erscheinungsbild war nur das geringste Übel. Die Parkettdielen hatten sich in den meisten Bereichen merklich aufgewölbt, waren im Randbereich abgelöst und bereits fugenlos an die Wand verschoben sowie hatten diese in Teilbereichen gar verschoben. Schadensursache Der entstandene Druck war derart groß, dass sich Risse im Estrich und sogar in diversen Dielen selbst gebildet hatten. Der Gutachter dokumentierte diese Erscheinungen genauestens mit Feuchte- und Dimensionsmessungen sowie Fotoaufnahmen und nahm auch in Teilbereichen Dielen auf. Bezeichnenderweise waren im ehemals nassen Klebstoff zwischen dem Parkett keine nachweisbaren Brüche erkennbar. Als Ursache für das entstandene Schadensbild fand er heraus, dass das allgemein sehr weit heruntergetrocknete Thermoholz unmittelbar nach der Behandlung - völlig unsachgemäß - nicht akklimatisiert worden war. Daher war das Rohmaterial für die Nachfolgebearbeitung (Herstellung der verschiedenen Bauteile) zu trocken angeliefert worden, mit der Folge, dass die fehlende Materialeingangskontrolle der Nachfolgehandwerker beim Einbau zu einer ungeeigneten Ware geführt hat. Die daraus resultierende überdimensionale Feuchteaufnahme des Holzes und der daraus entstehende schadenswirksame Quelldruckwar aber nur eine Seite der Medaille. Der Estrich erwies sich nach eingehender Prüfung vor Ort ebenfalls als zu feucht zum Zeitpunkt der Parkettverlegung. Eine Dampfbremse auf der Estrichoberfläche, die in dieser Situation vor dem Parketteinbau unerlässlich gewesen wäre, fehlte vollständig. Da der monitäre Schaden in diesem Objekt riesig war, weil letztendlich der Boden ausgetauscht werden musste, sollten laut Auftrag des Bauherrn auch die Verantwortlichkeiten vom Sachverständigen zugeordnet werden. Verhältnismäßig gute Karten hatte dabei der Thermoholzbehandler, der zwar das Holz nachweisbar unsachgemäß behandelt hatte, aber als Hersteller nicht mehr existierte. Zudem hatte nicht er, sondern der Holzhändler dem Bauherrn die Garantie der Farbstabilität der Thermoeiche gegeben. Glück hatte auch der Schreiner, der Möbel, Türen und Leisten angefertigt hatte, weil dessen Materialien nur wenig Veränderungen zeigten, außer der Farbe. Anders ging es dem Parkettverleger, weil der von ihm eingebaute Eichenfußboden im Bereich der Einbauschränke Farbdifferenzen aufgewiesen hatte, was er eigentlich hätte wissen müssen. Ihm war die Frage der Hinweispflicht auf die unvermeidbaren Farbveränderungen zu stellen, noch mehr aber die der Materialkontrolle hinsichtlich der Feuchtigkeit des eingebauten Materials sowie zuvor des Estrichs. Der Thermoholzlieferant stand ebenso stark in der Verantwortung, denn er hatte Eigenschaften zugesagt, die nicht zutrafen, und fehlerhafte Ware geliefert, und zwar unkontrolliert. Der Bauleiter und Architekt als Erfüllungsgehilfe der Bauherrenschaft hatte natürlich auch seinen Teil zum Misserfolg beigetragen. Er hatte im Rahmen seiner Überwachungspflicht die Kontrollen der richtigen Ausführung sträflich missachtet und war als Planer und Baustellenüberwacher für die Kontrollen, speziell betreffend die Feuchtigkeiten, verantwortlich. Letztendlich waren alle Parteien in die Verantwortlichkeit involviert, bei der Höhe des Schadens sicherlich nicht die schlechteste Lösung. Die Zuordnung oblag auftragsgemäß dem Gutachter. Ob man sich seiner Einschätzung unterworfen hat, ist nicht bekannt.