bwd im Gespräch KommR Walter Eberle, Sprecher der Berufsgruppe der Bodenleger in Vorarlberg - Alle müssen an einem Strang ziehen"> bwd im Gespräch KommR Walter Eberle, Sprecher der Berufsgruppe der Bodenleger in Vorarlberg Alle müssen an einem Strang ziehen

KommR Walter Eberle hat bis zur Wirtschaftskammer-Wahl 2015 wieder die Funktion des Sprechers für die Berufsgruppe der Bodenleger in Vorarlberg übernommen. bwd hat mit ihm über soziale Verantwortung und die Ausbildung der Jugend gesprochen.KommR Walter Eberle will mehr Jugendliche für den Beruf des Bodenlegers begeistern.Alle müssen an einem Strang ziehenbwd Immer wieder fällt heutzutage der Begriff „soziale Verantwortung“ in der Wirtschaft. Welche soziale Verantwortung hat denn die Wirtschaft? Eberle Wir dürfen nicht vergessen, dass Lehre und Ausbildung mit Wohlstand zusammenhängen. Wenn wir eines Tages die Jugendlichen nicht mehr bekommen, die die Wirtschaft so dringend braucht, dann hat das Einfluss auf unsere wirtschaftliche Situation und damit letztlich auf unseren Wohlstand. Daher ist es so wichtig auszubilden, damit uns die Grundlage für die Zukunft nicht verlorengeht. bwd Was ist hier nun aus Ihrer Sicht konkret die Aufgabe der Unternehmen? Eberle Die Unternehmen müssen Ausbildungsplätze schaffen, die attraktiv sind. Es braucht eine gute Kommunikation zwischen den Jugendlichen und den Ausbildern. Die Jugendlichen sollen die Möglichkeit bekommen, das zu lernen, was sie gerne lernen. Daher braucht es mehr Gelegenheiten zum Hineinschnuppern in Berufe und genauere Informationsmöglichkeiten. bwd Ergreifen zu viele Jugendliche den falschen Beruf? Eberle Ja, zum Teil ist das leider so. Wir haben festgestellt, dass einige nicht die Lehrstelle bekommen haben, die sie wollten. Jetzt wählen viele als Ausweg einen Lehrberuf, der gar nicht zu ihnen passt, nur um eben eine Lehre zu absolvieren. bwd Dem könnte aber begegnet werden, indem mehr Unternehmen als bisher Ausbildungsplätze zur Verfügung stellen? Eberle Das wäre ganz wichtig. Aber auch die Eltern und die Schule sind hier gefordert, Grundkenntnisse zu vermitteln und Interessen frühzeitig zu wecken. Die meisten kleinen und mittleren Unternehmen können sich wegen fehlender Zeit- und Personalkapazitäten gar nicht damit beschäftigen, Grundfertigkeiten nachzuholen bzw. Grundinteressen zu wecken. bwd Es braucht das Zusammenspiel zwischen Jugendlichen, Eltern, Unternehmen und Schule. Wie gut funktioniert das bei uns? Eberle Bei der entsprechenden Anstrengung glaube ich sehr wohl, dass es funktioniert. Immer wieder treffen wir uns - gerade in der Region Hofsteig - mit Lehrpersonen, um ihre Wünsche zu erfahren und ihnen mitzuteilen, was wir brauchen. Und eben das funktioniert nur, wenn alle an einem Strang ziehen. bwd Wie wichtig ist in diesem Zusammenhang das Elternhaus? Eberle Enorm wichtig, da hat sich aber vieles verschlimmert. Wenn man zu Hause nicht mehr bastelt und nicht mehr handwerklich arbeitet, dann können die Kinder auch keinen Bezug dazu finden. Da geht sehr viel verloren. Dieser Situation begegnen wir immer häufiger. bwd Wo steht die Lehre heute bzw. welches Image hat die Lehre? Eberle Das Image der Lehre ist immer noch nicht da, wo es hingehört. Es ist gravierend, wenn eine Lehrperson sagt, ein Handwerker kann keine Familie ernähren, ich musste dies vor kurzem mit anhören. Das läuft in eine völlig falsche Richtung. Wir haben einen dringenden Bedarf aufzuzeigen, wie wichtig und toll die Lehre ist. »Wir müssen aufzeigen, wie wichtig und toll die Lehre ist.« bwd Haben Sie eine Idee dazu? Eberle Wir starten Gesprächsrunden mit Lehrpersonen und Aktionen, um Jugendliche in die Betriebe zu führen, um ihnen das betriebliche Umfeld zu zeigen. Und wir versuchen, über Werbe- und Marketingmaßnahmen an den Schulen eine umfassende Informationspolitik zu betreiben. bwd Was tut nun die Branche konkret, um Nachwuchs zu finden? Eberle Wir versuchen, unseren Beruf so attraktiv wie möglich zu machen. Vor kurzem haben wir für die Jugendlichen ein Seminar zur Persönlichkeitsentwicklung mit einem professionellen Trainer veranstaltet. Wir hoffen, dass solche Aktionen eine Wirkung haben. Der Bodenleger-Beruf ist ja ein hoch technischer Beruf. Meine Intention ist es, den Beruf Bodenleger zum Bodentechniker umzubenennen. Damit würden wir schon durch den Namen eine Attraktivierung erreichen. bwd Das Kümmern um die Schwächeren ist eine ganz wesentliche Herausforderung. Was heißt das im Speziellen? Eberle Dazu braucht es immer wieder Idealisten. Wirtschaftlich ist das keine leichte Aufgabe, aus sozialer Sicht ist dies aber eine dringende Notwendigkeit. Das muss in einem Betrieb einfach machbar sein, die größeren werden sich damit leichter tun. Die schwächeren Jugendlichen müssen diese Chance bekommen. Manche brauchen eben ein bisschen länger, die sollte man nicht von vornherein abstempeln. bwd Viele Unternehmen könnten hier also noch mehr Engagement zeigen? Eberle Ich verstehe die kleinen Unternehmen, die ihre Kernaufgaben zu erfüllen haben und zudem tagtäglich mit einem enormen Verwaltungsaufwand konfrontiert sind. Wir können den Betrieben einerseits nicht immer mehr aufhalsen und andererseits erwarten, dass sie ein großes soziales Engagement an den Tag legen und die Ausbildung der Jugendlichen und vor allem die Schwächeren forcieren. bwd Wir danken für das Gespräch. Thomas Mayrhofer