Alle Jahre wieder: Fugenbildung im Parkett

Mit schöner Regelmäßigkeit bringt der Beginn des neuen Jahres einen treuen ­Begleiter der Parkettbranche mit sich: die Fugenreklamation. Im vorliegenden Fall ging es um Fugen und konkave Verformungen bei einem Zweischichtparkett. Die Ursache wurde unter Zuhilfenahme von Infrarotaufnahmen ermittelt.

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    Fugenbildung Zweischichtparkett
    © Dieter Humm
    Das Parkett zeigt bei einzelnen Elementen Überstände der Deckschicht, die durch ­Delaminierung verursacht sind.
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    Fugenbildung Zweischichtparkett
    © Dieter Humm
    Diese eine Aufnahme ist im Bereich des sichtbaren Lichts, die nächste Aufnahme im Infrarotbereich aufgenommen, welcher vom menschlichen Auge nicht gesehen werden kann.
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    Fugenbildung Zweischichtparkett
    © Dieter Humm
    Das Bilderpaar zeigt einen Parkettbereich, der durch eine ungenügend gedämmte Zuleitung zum Heizkreis des Badezimmers eine auffällige Schüsselung und Fugenbildung ­aufweist.
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    Fugenbildung Zweischichtparkett
    © Dieter Humm
    Das Parkett zeigt bei einzelnen Elementen Überstände der Deckschicht, die durch ­Delaminierung verursacht sind.
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    Fugenbildung Zweischichtparkett
    © Dieter Humm
    Die unsichtbare Wärmestrahlung wird durch zugeordnete Farben „übersetzt“, wodurch ein typisches Wärmebild entsteht.
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    Fugenbildung Zweischichtparkett
    © Dieter Humm
    Die Wärmebildkamera macht das für das menschliche Auge sichtbar.

Parkettbetriebe bekommen in den Wintermonaten oftmals ratsuchende, bisweilen aber auch unfreundliche Einladungen, sich bei ihren Kunden die im Vorjahr verlegten Böden nochmals anzuschauen. Neben störenden Fugenbildungen sind dabei auch Schüsselungen und Deckschichtablösungen das Thema für den Besuch.

In vielen Betrieben gelingt es, die Reklamation mit Verweis auf niedrige Luftfeuchte und gottgegebene Materialeigenschaften abzuwehren und vielleicht bei der Gelegenheit des Kundenbesuchs noch einen Jahresbedarf an Pflegemitteln oder einen leistungsstarken Raumluftbefeuchter an die Frau bzw. an den Mann zu bringen. In manchen Fällen aber folgen die Kunden den Sachargumenten nicht und beharren auf ihrer Mängelrüge. Oftmals wird dann noch ein Sachverständiger hinzugezogen, um die Argumente zu prüfen und zu objektivieren.

Schadensbild

In einem dieser Fälle findet der Sachverständige beim Ortstermin die gerügten Verformungen ohne Mühen vor. Schon bei einfacher Betrachtung in stehender Haltung zeigt das gegenständliche Zweischicht-Parkett Fugen und konkave Querverformungen. Außerdem sind einige Deckschichten durch Überstände auffällig. Da sich die Überstände mit dem Daumen wegdrücken lassen, kommt noch eine De­laminierung der Deckschichten erschwerend dazu.

Dem Argument, die Raumluft wäre zu trocken, begegnet der Kunde mit dem Hinweis auf seinen Hygrometer und seinem bereits aufgestellten Luftbefeuchter. Die Messung der relativen Luftfeuchtigkeit durch den Sachverständigen ergibt tatsächlich auch Werte von ca. 40 % relativer Luftfeuchtigkeit auf Tischhöhe.

Ursachenermittlung

Fugenbildung Zweischichtparkett
© Dieter Humm

Bei genauer Betrachtung fallen dem Sachverständigen unterschiedliche Bereiche auf. Der Wohnraum mit dem Esstisch ist zur Hälfte nahezu un auffällig. Mit einer Thermokamera schaut er sich daher den Raum bezüglich der Temperaturverteilung an und stellt eine erhebliche Differenz fest. Der Wohnraum wird mit einer Fußbodenheizung erwärmt, die mit zwei getrennten Heizkreisläufen arbeitet. Da der Nutzer bereits mit einem der beiden Heizkreise eine angenehme Raumtemperatur herstellen konnte, hat er den zweiten Heizkreis nicht in seine persönliche Routine einbezogen. Der zugehörige Regler war ihm zwar bewusst gewesen, aber eine Angleichung der beiden verschiedenen Regler war ihm nicht notwendig erschienen.

Fugenbildung Zweischichtparkett
Die unsichtbare Wärmestrahlung wird durch zugeordnete Farben „übersetzt“, wodurch ein typisches Wärmebild entsteht. - © Dieter Humm

In der Folge heizte also die meiste Zeit ein Heizkreislauf den gesamten Raum – auch stellvertretend für den zweiten – auf. Um die notwendige Wärmemenge in den Raum zu bekommen, musste der angesprochene Heizkreis aber eine deutlich höhere Temperatur fahren. Weil sich die relative Luftfeuchte aber immer auf die jeweilige Temperatur bezieht, war im beheizten Fußbodenbereich lediglich eine relative Luftfeuchte von ca. 30 % an der Parkett­oberfläche anzunehmen und nicht die ca. 40 %auf Tischhöhe. Eine elektronische Feuchtemessung der Holzfeuchte bestätigte dies durch Werte von ca. 4 bis 5 % Holzfeuchte im stark beheizten Bereich und ca. 6 bis 7 % Holzfeuchte im schwach beheizten Bereich.

Mängelbeseitigung

Da sich der Kunde bewusst wurde, wie sein Nutzerverhalten zum gerügten Erscheinungsbild beigetragen hatte, war der Verleger nicht mehr weitreichenden Sanierungsforderungen ausgesetzt. Der Kunde nahm sich vor, für eine gleichmäßige Fußbodentemperatur zu sorgen und sein Parkett bis zur nächsten Heizsaison zu beobachten, weil der Sachverständige eine weitgehende Erledigung der Auffälligkeiten durch die sommerliche ­Auffeuchtung nachvollziehbar argu­mentierte.

Der Verleger nahm seinerseits die vorgefundenen Delaminierungen auf seine Kappe und versprach, sie durch fachgerechte Injektionen wieder zu festigen.

Dieter Humm

Praxistipp:

Vorsicht bei mehreren Heizkreisen!

  • Fußbodenheizung und Parkettboden müssen sorgfältig aufeinander abgestimmt werden.
  • Hohe Temperaturen der Fußbodenheizung ergeben niedrige Luft­feuchten an der Parkettoberfläche und müssen soweit wie möglich ­vermieden werden.
  • Eine stellvertretende Beheizung von Teilflächen ist schadensträchtig.
  • Unterschiedliche Heizkreise im selben Raum sind aufeinander ­abzustimmen.