Baustellenreport 80.000 Löcher gebohrt

Am 1. März eröffnete die neu gestaltete Kunstkammer Wien nach zehn Jahren der Sanierung. Die aufwendigen Parkettarbeiten führte ein Bodenlegerbetrieb aus Niederösterreich durch.

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    © Boden & Stiegentechnik Stamminger & Muhr
    Die Fußbodenheizung machte die Unterkonstruktion sehr aufwendig.
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    Das Stabparkett erstrahlt wieder in neuem Glanz.

80.000 Löcher gebohrt

„Vor dieser Aufgabe sind sicher viele Kollegen zurückgeschreckt“, so Othmar Stamminger, Bodenlegermeister und Geschäftsführer der Boden & Stiegentechnik Stamminger & Muhr GmbH in Ybbs. Kein Wunder, war die Aufgabenstellung unter den wachsamen Augen des Bundesdenkmalamtes doch keine einfache. Im Zuge der Generalrenovierung sollte ein flächenelastischer Unterboden mit einem wärmebehandelten Eichenstabparkett hergestellt werden. Da in der Unterkonstruktion sämtliche Elektroinstallationen geführt und ein Klimaboden für die Heizung und Kühlung eingebaut wurden, blieben für die gesamte Bodenkonstruktion nur 11 bis 12 Zentimeter Aufbauhöhe übrig. Der Klimaboden dient dazu, die empfindlichen Kunstwerke auf der optimalen Raumtemperatur halten. Dank guter Zusammenarbeit mit dem planenden Architekten DI Bernhart vom Studio B-18 in Wien und dem Koordinator des Ingenieur-Büros Krapfenbauer (verantwortlicher Projektleiter Ing. Hermann Jäger) wurden diese schwierigen Vorgaben vom 20-köpfigen Montageteam der Boden & Stiegentechnik in 18-monatiger Verlegezeit perfekt umgesetzt. Seitens des KHM hat Ing. Bertrun Kos vom Gebäudemanagement die Projektsteuerung wahrgenommen. Diese Koordinationstätigkeit war besonders erforderlich, um die Wünsche vom Nutzer auf Machbarkeit zu prüfen und umzusetzen.

Die Konstruktion war dementsprechend aufwändig. Der gesamte Fußbodenaufbau wurde mit dem Schalldämmlager Supersol 5 mm entkoppelt sowie mit einem Kreuzrost in Sonderhöhe erstellt. Alle Hölzer waren kammergetrocknet und keilverzinkt, damit sich nichts verziehen kann. Die Zwischenlagen bestehen aus Sperrholz mit Klebestößen, sodass eine großflächige Konstruktion ohne Dehnfugen im Deckboden realisiert werden konnte.

Fixiert mit Spezialschrauben

Dies war sehr wichtig, um die großzügigen Räumlichkeiten (20 Räume mit 2.450 Quadratmeter Parkettboden) optisch nicht zu unterteilen und damit zu beeinträchtigen. Aus Brandschutzgründen wurden die Zwischenräume im Elektroinstallationsteil mit Vabifloor vollständig aufgefüllt. Der Teil ohne Leitungen wurde mit Steinwolle mittragend ausgeführt. Das Einstab-Fischgrät-Stabparkett in Eiche in 22 mm Dicke hat eine Nutzschicht von 12 mm und kann damit Jahrzehnte genutzt werden. Das Maß von 630 x 90 mm fertigte und wärmebehandelte Stöckl Parkett in Kematen extra nach Kundenwunsch des Kunsthistorischen Museums, damit die Temperatur-Schwankungen mit Heizung und Kühlung nicht zu einem starken Quellen und Schwinden des Holzes führen. Neben den 2.500 m2 Parkett lieferte das Unternehmen noch über 1.000 Laufmeter Randfries in 150 mm. War die Unterbodenverlegung schon technisch aufwändig und entsprechend langwierig, mussten die Handwerker auch beim Oberboden einen starken Mehraufwand einkalkulieren. Das Stabparkett wurde nicht einfach mit dem Druckluftnagler geschossen, sondern mittels Spezialschrauben dauerhaft fixiert. Dabei mussten die Parkettleger jeden Stab zweimal vorbohren, damit die Schrauben genau im exakten Winkel in die Unterkonstruktion eindringen. Insgesamt sind dabei über 80.000 Löcher gebohrt und verschraubt worden.

Diese sehr zeitaufwändige Verlegemethode wählten die Verleger bewusst, um eventuelle Schäden im Elektro- oder im Heiz-/Kühlsystem beheben zu können, ohne das Stabparkett bei der Demontage zu beschädigen. Die Oberflächenbehandlung wurde dann mit einem neuen lösungsmittelfreien Polymer-Naturwachs aus dem Hause Wetrok mehrfach beschichtet. Für dieses Produkt entschied man sich deshalb, weil man damit schon in den anderen Teilen des Kunsthistorischen Museums sehr gute Erfahrungen gemacht hatte.

Nach der schadensfreien Verlegung und Oberflächenbehandlung zieht Stamminger zufrieden Bilanz: „Es war bei Gott nicht einfach und wir haben unser gesamtes Wissen aufwenden müssen, damit wir eine solch schöne und technisch perfekte Lösung auch umsetzen konnten. Ich ziehe vor meinen Mitarbeitern den Hut, die unter schwierigen Bedingungen einen mehr als tollen Job gemacht haben. Mein Dank gilt aber auch unserem Stammlieferanten Stöckl, der uns Superqualität geliefert hat, und allen an der Planung und der Umsetzung beteiligten Personen. Ohne Teamarbeit geht auf einer so schwierigen Baustelle einfach gar nichts.“ So können die interessierten Besucher aus dem In- und Ausland nun das weltberühmte Salzfass, die Saliera von Benvenuto Cellini, wieder bewundern. Zwischen 2003 und 2006 war das Ausstellungstück durch einen spektakulären nächtlichen Einschleichdiebstahl über das Baugerüst verschollen.