Fachgruppe Restauratoren Projektarbeit in Schloss Wiesentheid 200 Stunden Handwerkskunst

Mitglieder der Bundesfachgruppe der Parkettrestauratoren nahmen sich gemeinschaftlich eines barocken Intarsienbodens in Schloss Wiesentheid an. Heraus kam eine handwerkliche Meisterleistung.200 Stunden Handwerkskunst E. Paul Graf von Schönborn, Besitzer des Schlosses Wiesentheid, vergab einen Auftrag, der die Herzen eines jeden „Parkettkünstlers“ höher schlagen lässt. Er ließ einen hochwertigen Intarsienboden aufarbeiten, den, so war es dokumentiert, der Kunstschreiner Johann Georg Nestfell wohl in den Jahren 1710 bis 1715 in dem ehemaligen großen Esszimmer im Zuge eines damaligen Umbaues verlegt hatte. Die jetzige Restaurierung war Teil der Sanierung des Schlosses. Sie war innerhalb der Gesamtbaumaßnahme eng mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege abgestimmt. Josef und Thomas Wilms aus Wiesentheid, selbst Restauratoren, hatten die Leitung des Projekts übernommen und für die gemeinsame Arbeit weitere Kollegen aus verschiedenen Teilen der Republik gewinnen können. Vor Beginn der eigentlichen Wiederaufarbeitung des Bodens erfolgte zunächst eine umfangreiche Bestandsaufnahme. Eine Maßnahme, die für die Dokumentation historischer Böden immens wichtig ist. Es handelte sich um einen Felderboden in der Holzart Lärche mit Inkrustationen aus Rotholz (Mahagoni) und Mooreiche, der von einem Wandfries aus Eiche umgeben war. An den Längsseiten des Raumes befanden sich rechteckige Lärchenfelder mit dunklen Adern in Räuchereiche bzw. Mooreiche. Ein rhombusartiges Innenfeld aus Nussbaum wurde von Friesen aus Eiche und Lärche eingerahmt. Deren Adern bestanden aus Mooreiche, die Bordüre war aus Nussbaum und das Ganze wiederum begrenzt von spitzförmigen Eichenfeldern mit Ornamenten in der Form von Fischen, Blumenpaaren bzw. zweier Lyren. Die Bestandsaufnahme Der Boden befand sich jedoch in einem stark zerschlissenen und äußerst ungepflegten Zustand. Seit Generationen waren die Räumlichkeiten nicht mehr genutzt worden. Die ehemals gewachste Parkettoberfläche zeigte (lesen Sie weiter auf Seite 58!) erhebliche Eindrücke, viele Risse und sehr deutliche Fugen. Innerhalb der Intarsien, die ursprünglich mit Knochenleim befestigt waren, gab es zahllose Hohlstellen. Der Felderboden war von oben auf Latten und Kanthölzer verschraubt, die Löcher waren verdübelt. Furniere mit Nutzschichten von lediglich null bis drei Millimeter waren großenteils mit kleinen Holznägeln befestigt. Federverbindungen waren in vielen Bereichen zerstört. Außerdem gab der Boden bei Belastung erheblich nach. Die Restauratoren unterteilten die Fläche zunächst in zwei Hälften. Sie reinigten Schraubenlöcher und markierten Hohlstellen. Die eine Hälfte reinigten sie in einem ersten Arbeitsgang, wobei man die Fläche zunächst einweichte, um anschließend mit einem grünen Pad den Schmutz maschinell aufzunehmen. Währenddessen wurden auf der zweiten Hälfte Fehlstellen ausgefüllt und lose Stellen mit Glutinleim verfestigt. Ergänzte Holzteilchen zogen die Fachleute mit einer Ziehklinge bündig ab. Die Ausführung Auch die zweite Hälfte wurde schonend gereinigt und nach Aufnahme des Schmutzes mit einem Gregormatic-Sprühextraktionsgerät nochmals bearbeitet. Während der Arbeit immer wieder zum Vorschein kommende Fehlstellen behoben die Parketttüftler umgehend. Die ergänzten Holzteile auf der gesamten Parkettfläche wurden farblich angeglichen. Abschließend erfolgte ein Wachsauftrag auf der gesamten Fläche, der dann noch einmal ausgepaddet und poliert wurde. Das Ergebnis einer 200-stündigen Arbeit konnte sich sehen lassen. Der Schlossherr dankte den Restauratoren mit einem sehr persönlichen Referenzschreiben. Walter Pitt walter.pitt@t-online.de