Der interessante Schadensfall Holzpflaster musste komplett ausgebaut werden Verleger gab Termindruck nach

Im Landhaus des Auftraggebers wurde ein 40 Millimeter dicker Holzpflasterbelag verlegt, der nach kurzer Dauer innerhalb der kompletten Fläche erhebliche Risse aufwies. Der Fall zeigt, dass sich Handwerker terminlich nicht zu stark unter Druck setzen lassen sollten.Deutlich erkennbar ist ein durchgehender Riss im Zementestrich.Verleger gab Termindruck nach Der Parkettleger freute sich über den gut dotierten Auftrag. Galt es doch, etwa 80 Quadratmeter Kiefernholzpflaster 68702 RE in einem rustikalen Bauernhaus, das der Bauherr am Rande einer norddeutschen Küstenstadt restauriert hatte, zu verlegen. Der Auftragnehmer hatte Erfahrung mit diesem Bodenbelag, deshalb war ihm auch klar, dass alle Voraussetzungen hinsichtlich der folgenden Fußbodenmaßnahmen exakt stimmen mussten. Er nahm seine Prüfungspflichten dementsprechend ernst und maß insbesondere die Trockenheit des Estrichs an mehreren Stellen mit dem CM-Gerät. Dabei konnte er keine Besonderheiten feststellen. Alles schien in Ordnung zu sein. Leider verzögerten sich die Malerarbeiten an Decken und Wänden. Der Architekt bat wegen der drohenden Terminüberschreitung den Verleger, seine Arbeitsabläufe neu zu planen: Zunächst sollte die Verlegung des Holzpflasters erfolgen. Dann sollte der Maler sein Gewerk herstellen. Am Ende würde die Oberflächenbehandlung des Holzfußbodens anstehen. Gefährlicher Deal Der Parkettleger ließ sich trotz vielerlei Bedenken, die sich vorwiegend auf die feuchte vorsommerliche Jahreszeit bezogen, zu diesem „gefährlichen Deal“ überreden. Mit Herzklopfen begann er seine Arbeiten und verlegte das Holzpflaster fachgerecht in den beiden aneinander angrenzenden Räumen, indem er den Zementestrich zunächst mit verdünntem Kleber gemäß den Herstellerangaben vorstrich und anschließend mit einem Lösemittelkunstharzkleber fest auf dem Untergrund arretierte. Den Boden ließ er unbehandelt und ohne oberflächlichen Schutz liegen, er vertraute seiner Fußbodenschleifmaschine, die zwangsläufige Verschmutzungen wieder entfernen würde. Erst rund zwei Wochen später kehrte er nach Beendigung der zwischenzeitlich ausgeführten Malerarbeiten auf den Bau zurück. Wieder schien alles in Ordnung. Lediglich die Dehnungsfugen zu den festen Bauteilen waren nicht mehr in dem Maße vorhanden, wie er sie ursprünglich angelegt hatte. Er maß dem nur eine geringe Bedeutung zu und setzte mit der Oberflächenbehandlung seine Arbeit fort. Nachdem er den letzten Versiegelungsanstrich mit einem Ölkunstharzsiegel aufgebracht hatte, verließ er die Baustelle im Bewusstsein, eine hervorragende Arbeit abgeliefert zu haben. Risse kreuz und quer Die Rechnung wurde auch prompt bezahlt. Doch bereits die erste Heizperiode brachte an den Tag, was der Verleger ursprünglich zwar befürchtet, aber in einem Anflug von Leichtsinn in den Hintergrund gedrängt hatte. Vom Bauherren auf die Baustelle zitiert, sah der Verleger das Malheur. Die Holzpflasterfläche zeigte überall große, den Klötzen folgende, zackige Fugenverläufe. Doch nicht nur das. Der Boden klang in großen Teilbereichen hohl. Der Handwerker ahnte, was passiert war. Ihm war klar, dass der Schaden nicht mit einer einfachen Reparaturmaßnahme zu beseitigen war. Da sich auch der hinzugezogene Estrichleger keiner Schuld bewusst war, musste ein Gutachter her. Der nahm während der Ortsbesichtigung bei seinem außergerichtlichen Auftrag den Boden an drei Stellen auf und stellte an Hand der an den Klötzen fest verklebten Estrichteile eine recht gute Verklebung des Parketts fest. Aber bei genauerem Hinsehen fiel ihm auf, dass der Estrich kreuz und quer gerissen war. Er konnte ohne viel Mühe ganze Estrichsegmente aufnehmen und war erstaunt: Die Dicke der unter dem Holzpflasterbelag befindlichen Estrichschicht schwankte erheblich. An einigen Stellen war der Estrich lediglich drei Zentimeter dick, um in anderen Bereichen zirka sechs Zentimeter Dicke aufzuweisen. Der Gutachter schrieb anschließend seine Expertise, die den Vorschlag zu einem Vergleich enthielt: Auch mit der Feuchtigkeitsaufnahme des Kiefernholzes in den Sommermonaten war ein Quelldruck entstanden. Die Auffeuchtung wird damit erklärt, dass die zwei Wochen lang offene Hirnholzoberfläche begierig Feuchtigkeit aufgesogen hat und dementsprechend gequollen ist. Die gute Verklebung hat den Quelldruck auf die Estrichoberfläche übertragen. Wegen der unterschiedlichen Dicken des Estrichs, auf deren Ursachen in diesem Zusammenhang genauso wenig einzugehen war wie auf dessen Zusammensetzung, kam es zu erheblichen Rissbildungen im Zementuntergrund. Mit der zwischenzeitlich stattgefundenen Rücktrocknung des Kiefernholzes war zwangsläufig ein Spannungsabbau innerhalb der Holzpflasterfläche verbunden. Dadurch kam es im Bereich der Estrichrisskerben zu gegenläufigen Wippbewegungen der angrenzenden Estrichsegmente mit daraus resultierender Loslösung des Holzpflasters vom Untergrund. Der Boden wurde komplett aufgenommen und neu verlegt. Bezahlt haben sowohl der Parkett- als auch der Estrichleger. Der Architekt, der auf Termineinhaltung drängte und dabei wohl vergaß, auch einmal einen Blick auf die Rohbetondecke zu werfen, hielt sich schadlos.