Der interessante Schadensfall: Mutényé – natürliche Einlagerungen stören das Erscheinungsbild Unerwartete Verfärbung

boden wand decke berichtete mehrfach über nachträgliche, helle Verfärbungen bei Holzarten wie Merbau, Afzelia oder Jatoba. Ein ähnliches Phänomen kann auch Mutényé aus Afrika zeigen – sehr zum Missfallen eines Bauherrn.Unerwartete Verfärbung Mutényé ist eines der dekorativsten Hölzer Afrikas. Die feine Zeichnung, der walnussähnliche Farbton und die dunklen Adern geben dem Holz seinen ganz speziellen Ausdruck. Das war auch der Grund, warum sich der Bauherr im vorliegenden Fall für einen Parkettboden aus dieser afrikanischen Holzart entschied. Zum Einsatz kam ein Zweischichtmaterial, das auf dem vorhandenen Estrich im Schiffsbodenmuster verklebt wurde. Nach der Verlegung erfüllte der Parkettboden genau die Erwartungen des Bauherrn. Die Muster, die er sich beim Parkettverleger angesehen hatte, konnten seiner Meinung nach den ausdrucksvollen Charakter des Mutényébodens nicht annähernd wiedergeben, wie es der hochwertige Boden jetzt tat. Und so war der Bauherr hochzufrieden mit der Arbeit seines Parkettverlegers. Doch die anfängliche Begeisterung legte sich allmählich. Zunächst kaum beachtet, dann immer mehr und in immer größerem Umfang auffällig, kamen helle, weißliche Verfärbungen in den Poren des Holzfußbodens zum Vorschein. Verunsichert bat der Bauherr den Verleger zu sich, weil er glaubte, eine mindere Parkettqualität erhalten zu haben. Der Auftragnehmer sah die weißlichen Poreneinlagerungen, die ihm so bei der Verlegung nicht aufgefallen waren. Mit seiner ganzen Überzeugungskraft als langjährig tätiger Parkettverleger erklärte er, dass es sich um holzartenbedingte Erscheinungen handelte, die bei solchen Hölzern immer wieder vorkommen könnten. Technisch hätten sie keinen Einfluss und würden ohnehin im Gesamtbild des Mutényébodens untergehen. Wie immer in solchen Fällen vereinbarten die beiden Parteien, die Sache weiter zu beobachten. Gutachter gefragt Erst einmal auf die weißlichen Erscheinungen aufmerksam geworden, fiel dem Bauherrn die allmähliche Veränderung immer mehr ins Auge. Der Verleger wurde ein zweites Mal gerufen, die Verfärbungen schienen sich verstärkt zu haben. Weil jede Partei nun seinen Standpunkt vehement vertrat, musste ein Gutachter die beanstandeten Erscheinungsbilder unter die Lupe nehmen und kam zu folgendem Ergebnis: „Die Parkettelemente weisen in den betreffenden Räumen an diversen Stellen partiell weißliche, streifenartige Verfärbungen auf, die unregelmäßig vorkommen. Sie zeigen sich in Holzfaserrichtung entlang der Jahrringe und treten anscheinend vorwiegend in den angeschnittenen Holzporen auf.“ Ein herausgenommenes Parkettstück zeigte, dass sich die weißlichen Verfärbungen über die gesamte Decklamellendicke erstrecken. Der Experte ließ die optisch störenden Erscheinungen, die er auch von anderen Exotenhölzern kannte, in einem Labor untersuchen. Dies bestätigte, dass es sich um Verfärbungen von Holzinhaltsstoffen handelte, „die durch den Einfluss der am Nutzungsort gegebenen Bedingungen (Licht, Temperatur, Lüftung, Reinigung und Pflege) entstehen“. Dies wird auch dadurch deutlich, dass diese Veränderungen nicht schon bei der Verlegung, sondern erst im Laufe der Zeit entstanden sind. Veränderung wegen Licht und pH-Wert Solche Erscheinungen sind auch bei einigen anderen exotischen Holzarten bekannt. Meist sind es phenolische Verbindungen (insbesondere die hellen Flavanoide), die nachträglich unter Einwirkung von UV-Licht und pH-Wertveränderungen farblich reagieren. Die Verbindungen werden dabei bereits im lebenden Baum gebildet, insbesondere als Reaktion auf Verletzungen oder in Abhängigkeit von den Standortbedingungen (Bodenbeschaffenheit), die für lokal höhere Konzentrationen sorgen können. Problematisch ist allerdings, so der Gutachter, dass solche Erscheinungen nicht vorhersehbar sind. Da Mutényé relativ selten eingesetzt wird, ist ein Hinweis auf die nur gelegentlich vorkommenden Erscheinungen durch den Parkettverleger nach dem jetzigen Kenntnisstand auch nicht obligatorisch. In diesem speziellen Fall war auch nicht nachvollziehbar, ob er tatsächlich erfolgt war. Genauso wenig war die Frage zu klären, ob auf dem vorgelegten Muster in der Ausstellung zufälligerweise ähnliche Erscheinungen vorhanden waren. Reparatur kaum möglich Schwierig gestaltete sich der Vorschlag für eine eventuelle Reparatur des Bodens. Ein Blick in den Querschnitt am Kopfende der Stabelemente verdeutlichte eindrucksvoll, dass ein Abschleifen und Neuversiegeln keine Lösung bringen würde, denn die zur Beanstandung Grund gebenden Holzinhaltsstoffe befanden sich in allen Ebenen der Deckschicht. Wegen des potenziellen Auftretens weiterer Verfärbungen schien dem Sachverständigen auch eine partielle Reparatur einzelner Parkettelemente nicht ratsam. Mit dem gleichen Verweis riet er auch von einer Neuverlegung ab. Stattdessen verdeutlichte er nochmals die nur selten vorkommenden, natürlich bedingten Eigenschaften des Holzes und versuchte dann, die Parteien zu einer Einigung über eine geringfügige Minderung zu bewegen. Ähnlich hatten sich vor kurzem die Holzwissenschaftler G. Koch, H.-G. Richter und U. Schmitt (Holzforschung) anlässlich einer Untersuchung zu Fleckenbildungen bei den Holzarten Afzelia, Merbau und Jatoba geäußert. Die Ursache wurde in dieser Arbeit auf eine lokale Anreicherung natürlich eingelagerter Holzinhaltsstoffe im Holzgewebe zurückgeführt. Da die flavanoiden Inhaltsstoffe nachträglich durch die Einwirkung des UV-Lichts fotochemisch reagieren und infolge der natürlichen Lichtalterung (Nachdunkeln des Holzes) stärker kontrastieren, ließe sich die Intensität der Fleckenbildung nur schwer vorhersagen.