Der interessante Schadensfall Quellung eines Ahornbodens Türen öffnen – Fehlanzeige

War es die fehlerhafte Fußbodenkonstruktion oder das Raumklima. Der Schadensfall an einem Ahorndielenboden in einem Kellerbüro erforderte eine gutachterliche Stellungnahme.Die Aufwölbung betrug teilweise 1,6 Zentimeter auf einer Distanz von einem Meter.Türen öffnen – Fehlanzeige Im beheizten Kellergeschoss eines zirka 30 Jahre alten Einfamilienhauses in einer süddeutschen Kleinstadt war ein neuer Fußboden einzubauen. Der Bauherr hatte die Räumlichkeiten bisher nur zu Abstellzwecken verwendet. Ein mit einem Nutzanstrich versehener Verbundestrich bildete den Unterboden. Als Oberbelag war ein Ahorndielenboden nordamerikanischer Herkunft vorgesehen. Nach genauer Prüfung der Räumlichkeiten nahm der Verleger den Auftrag an. Die Feuchtigkeit in der Kellerwohnung war zu dem Besichtigungstermin scheinbar nicht Besorgnis erregend und die später vorgesehene Nutzung als Büroräume versprach ein beständiges Raumklima. Das Verlegeteam zog zunächst eine wannenförmig ausgebildete Schweißbahn ein, die den Boden vor aufsteigender Feuchtigkeit schützen sollte. Darauf brachten die Handwerker eine Schüttung auf, die im Mittel eine Dicke von etwa 40 Millimeter hatte und die lediglich durch das Auflegen einer Verlegespanplatte (19 Millimeter) zusätzlich verdichtet wurde. Darauf folgten die Ahorndielen in 21 mm Dicke, verklebt mit einem Kunstharzkleber lagenparallel zum Unterboden und oberflächlich versiegelt mit einem DD-Lack! Die Holzfeuchtigkeit der Dielen betrug zum Zeitpunkt des Einbaus gemäß Herstellerangaben etwa 10 Prozent. Das Bild, das sich dem bestellten Gutachter bot, war eindeutig. Schon mit bloßem Auge war erkennbar, dass sich die komplette Konstruktion verformt hatte. Diese Erscheinungen waren in einigen Teilbereichen so erheblich, dass Türen bereits ausgehängt werden mussten. Der ebenfalls mit Ahorndielen belegte Flur war bereits in den Längsstößen freigeschnitten worden, um zumindest die Begehbarkeit sicherzustellen. Die Aufwölbungen erreichten bezogen auf eine Distanz von einem Meter bis zu 1,6 Zentimeter. Teilweise hatte die Konstruktion sich soweit ausgedehnt, dass sich die ehemals vorhandenen Randfugen völlig schlossen. Die Fragen, um die sich Bauherr und Auftragnehmer stritten, waren nun folgende: Handelt es sich um eine fehlerhafte Konstruktion, weil die Verlegespanplatten für einen solchen Fußbodenaufbau zu schwach waren? Das entsprach der Auffassung des Wohnungsinhabers. Oder war das Raumklima für die Verformung ursächlich, das nach Ermittlungen des Verlegers bei einem früheren Termin von dem in der nachweislich übergebenen Pflegeanweisung erheblich nach oben abwich. Tauwasserbildung könnte ebenfalls das Schadensbild beeinflusst haben, so die Vermutung des Verlegers. Mögliches Kondenswasser aufgrund einer mangelhaften Wärmeisolierung konnte der Sachverständige nicht erkennen. Die vorgenommenen Temperatur- und Feuchtemessungen sprachen ebenso wenig dafür wie der Schadensverlauf, der nach übereinstimmenden Aussagen in Zeiten erhöhter Temperatur und Luftfeuchte die kritischsten Werte zeigte. Das Raumklima, zum Zeitpunkt der Besichtigung mit ca. 20,5°C und 55 Prozent Luftfeuchte nicht außergewöhnlich, war sicherlich für die Verformung ursächlich, so der Gutachter in seinem Resümee. Für das vorgefundene Bild war es aber nicht verantwortlich. Denn mit einem anderen konstruktiven Aufbau hätte die Verformung verhindert werden können. In seiner Begründung schrieb der Sachverständige sinngemäß: Verformungen bei Fußbodenaufbauten entstehen durch unterschiedliche Ausdehnung der Ober- und Unterseite des Aufbelages oder in diesem Falle der Verbundkonstruktion von Diele und damit kraftschlüssig verklebter Spanplatte. Die Verformung wird häufig verursacht durch einen Feuchtegradienten über die Elementdicke, wobei die feuchtere Seite stärker quillt und dabei die konvexe Oberfläche bildet. Feuchtebestimmungen vor Ort sowohl direkt unterhalb der Oberfläche als auch tiefer im Holz haben ergeben, dass ein Feuchtegefälle über die Elementdicke nicht vorlag. Vorrangig war deshalb, dass in dieser durch die Verklebung hergestellten Verbundkonstruktion Schichten mit unterschiedlichen Feuchteausdehnungsverhalten das Verformungsverhalten bestimmten. Die in den vorgegebenen Abmessungen leicht verformbare Spanplatte zeigt bei einer Feuchteaufnahme ein anderes Quellverhalten als die Ahorndielen. Für eine Verformung des Bodens ist deshalb kein Feuchtegradient von oben nach unten erforderlich, sondern es genügt eine Feuchteänderung. Das Prinzip ist mit dem Verhalten eines Bi-Metalls vergleichbar, das aus einem Verbund von zwei Metallen mit unterschiedlichem Wärmeausdehnungsverhalten besteht. Die Ahorn-Spanplattenkonstruktion besteht aus einem Verbund von Holz und einem Holzwerkstoff. Bi-Metalle reagieren auf Wärmeänderungen ähnlich wie Verbundkonstruktionen aus Holz und Holzwerkstoffen auf Feuchteänderungen mit Verformungen. Für eine Verformung der in einem „labilen Gleichgewicht“ befindlichen Konstruktion genügt eine Änderung der Holzfeuchte, die dann den Bi-Metalleffekt, d. h. ein unterschiedliches Arbeiten der Schichten bewirkt. Der Quellung des Ahornbodens kann sich die 19 Millimeter dicke Spanplatte nicht verformungsfrei widersetzen. Aus diesem Grunde wird in der DIN 68771 empfohlen, Spanplatten bei üblicher Belastung (!) nicht unter 19 bis 22 Millimeter einzusetzen, wenn auf einer Schüttung schwimmend verlegt wird. Ausdrücklich heißt es aber im Kommentar DIN 18356 Parkett- und Holzpflasterarbeiten (Fendt, Barth, Baumann): Bei einer schwimmenden Verlegung von Holzspanplatten ist bei 22Millimeter Stabparkett eine zweilagige, vollflächig miteinander verklebte Spanplattenkonstruktion von jeweils 16 Millimeter vorzuziehen. Und zwar zur Sicherheit kreuzweise übereinander angeordnet, wie der Sachverständige betonte. Die geschlossenen Randfugen erklären sich damit, dass der richtungsgleich verklebte Ahornboden die Unterbodenkonstruktion in den Leimfugen auseinandergetrieben hatte, was auch unschwer an dem daraufhin entstandenen Fugenbild zu erkennen war. o