Der interessante Schadensfall Sind pigmentierte Böden objektgeeignet?

Es sind nicht immer die Rollen eines Bürostuhls, wenn sich die Versiegelung nach einer gewissen Zeit im Bereich der Bürodrehstühle vom Oberbelag löst. Der hier beschriebene Schadensfall zeigt, daß auch andere Ursachen dafür verantwortlich sein können.Gerade Kantenbereiche sind extrem empfindlichSind pigmentierte Böden objektgeeignet? In einem Bürohaus renovierte man komplett die Fußböden. Dabei wurde die vorhandene Auslegeware entfernt, der Untergrund geschliffen, vorbehandelt und gespachtelt. In weiteren Räumen wurde ein alter Linoleumboden geschliffen, bevor man dann alle Flächen mit weiß coloriertem Korkboden belegte. Für die Verklebung verwendete man einen Kontakt-Klebstoff. Die Versiegelung erfolgte mit PU-Lack. Die ersten Mängel traten nach ungefähr einem Jahr auf. Beanstandet wurden starke Abnutzungen, insbesondere im Bereich der Bürodrehstühle. Ein Gutachter besah sich die Böden in den diversen Räumen und stellte Mängelerscheinungen fest. Stellenweise war sowohl die Colorierung als auch die Versiegelung angegriffen. An einigen Stellen waren aufgestippte Plattenkanten zu sehen, an denen sich in der Folge ebenfalls die Colorierung abgenutzt hatte. In Teilbereichen war bereits die eigentliche Korkschicht in Mitleidenschaft gezogen. Die Beschädigungen betrafen alle Räume und waren vorwiegend in den Bereichen der Bürodrehstühle, in geringerem Maße auch an anderen frequentierten Stellen zu sehen. Fugen und Stippnähte waren ein zusätzliches Thema für den Sachverständigen. Die letzteren Erscheinungen, die einerseits durch ein Raumklima mit zu niedrigen Luftfeuchten entstehen können, andererseits zum Beispiel nach nicht ausreichender Klimatisierung oder zu früher Verlegung nach Ausstreichen des Klebers verursacht werden, sind in diesem Zusammenhang aber von geringerer Bedeutung. Da die Hauptschadensflächen im Bereich der Bürodrehstühle auftraten, schaute sich der Sachverständige zunächst deren Rollen an. Es wurden Lenkrollen der Type H und der Type W eingesetzt. Nach der DIN 63131 bedeutet H eine harte Lauffläche des Rades (für weiche Beläge) und W eine weiche Lauffläche (für harte Böden). (Siehe auch Ausgabe 2/97 „Schäden durch einen falschen Einsatz von Lenkrollen“). Im vorliegenden Fall stellte sich allerdings heraus, daß die Schäden unabhängig von den Lenkrollen der Bürodrehstühle auftraten. Abnutzungen waren sowohl in Bereichen mit Radlaufflächen des einen als auch des anderen Typs zu erkennen. Der Grund für die umfangreiche Abnutzung der weiß pigmentierten Lackschicht mußte also woanders liegen. Der Gutachter untersuchte jetzt systematisch die vier Einflußgrößen: Korkbelag, Pflege, Versiegelung und Colorierung: E Korkbelag: Eine genaue Überprüfung ergab ein Rohgewicht von 520 g/m3, eine absolut qualitätsbeschreibende Größe. Der Belag als solcher wurde als hochwertig angesehen und war für Stuhlrollenbeanspruchung geeignet. Hier konnte also nicht die Ursache liegen. E Pflege: Eine Pflegeanweisung war dem Bauherren übergeben worden. Es stellte sich heraus, daß mit keinem exakt auf den Oberflächenlack abgestimmten, sondern mit einem universellen Reinigungs- und Pflegemittel gearbeitet wurde. Dieses hatte aber durchaus schutzfilmbildende Eigenschaften und stellte sich ebenfalls nicht als schadensursächlich heraus. E Versiegelung : In einem eingeschalteten Labor wurde die Schichtdicke des Lackes, der nachträglich vom Handwerker auf das colorierte Parkett aufgebracht wurde, überprüft. Es stellte sich heraus, daß diese eine Stärke von etwa 20 µ aufwies. Für diesen Verwendungszweck wäre aber ein Dicke von mindestens 85 bis 100 µ notwendig gewesen. Der Handwerker bestätigte auf Befragen, daß er den Lack in einem einmaligen Auftrag aufgebracht hätte. Somit war zumindestens eine Ursache der unsachgemäße und ungenügende Siegelauftrag. E Colorierung: Bei der labormäßigen Untersuchung stellte sich zudem eine sehr schlechte Haftung zwischen aufgebrachter Versiegelung und dem in einem industriellen Verfahren aufgebrachten weißen Pigment heraus. Auf der eingefärbten Korkoberfläche war der Verbund zwischen Lack und Colorierung derart geschwächt, daß schon bei geringfügiger mechanischer Beschädigung sowohl Lack als auch Colorierung abgeplatzt waren. Bei der zwangsläufigen Reinigung drang Wasser in diese Bereiche ein und löste die Colorierung von der Unterseite. Für den Gutachter waren also die beiden letzten Punkte schadensverursachend. Zum einen der zu dünne Lackauftrag und zum zweiten die Colorierung, die einen sehr schlechten Verbund zur Versiegelung aufwies. Es stellte sich zudem die Frage, ob solch colorierte Böden überhaupt objektgeeignet sind. Nach dem vorliegenden Bild muß das eindeutig verneint werden. Im Fertigparkettbereich gibt es ebenfalls eingefärbte Böden. Auch hier sind häufig sehr unschöne Schäden vorzufinden, insbesondere dann, wenn die Beanspruchung zu hoch ist. Der Haftverbund zwischen Lack und Pigment scheint schwächer zu sein als zwischen Versiegelung und roher Holzoberfläche. Das spätere Arbeiten des Holzes führt dann speziell an den empfindlichen Kanten der Elemente zu deutlich auffälligen Schäden. Eine Objekteignug muß den Parketten, die mit oberflächlich aufgebrachten Pigmenten hergestellt werden, abgesprochen werden. Andererseits gibt es aber Einfärbungsverfahren, die den Parkettböden durchaus eine Objekteignug verleihen können. Einen wesentlichen Einfluß hat selbstverständlich auch die Qualität und Schichtdicke des aufgebrachten Industrielackes. Einige Produzenten schließen den Objektbereich für farbige Produkte aus.