Der interessante Schadensfall Aufwölbungen von Mehrschichtparkett Renovierung unmöglich

Ein schwimmend verlegter Mehrschichtparkettboden zeigte konvexe Verformungen der Verlegeelemente und Überzähne zwischen den einzelnen Dielen.Die Überstände von Diele zu Diele betrugen in Teilbereichen bis zu 0,4 Millimeter.Renovierung unmöglich Der Zeitpunkt des Ortstermins schien aus Sicht des Verlegers sehr günstig. Die in den Sommermonaten monierten flächigen Aufwölbungen mehrerer Dielenreihen des dreischichtigen Buchenfertigparkettbodens waren zu Beginn der Heizperiode verschwunden. Lediglich die konvexen Verformungen einzelner Elemente waren noch sichtbar. Der Gutachter konnte mit der Richtlatte und dem Messkeil messen wie er wollte, Unebenheiten im Parkettboden, wie vom Bauherren in seiner Klage behauptet, waren nicht auszumachen – jedenfalls nicht in dem Ausmaß von zehn Millimeter/Meter. Der Experte stellte allenfalls vier Millimeter/Meter fest, was nach der Norm DIN 18202 – Toleranzen im Hochbau – akzeptabel war. Der Parkettverleger hatte den Parkettboden schwimmend auf Polyethylenschaum und 0,2 Millimeter Folie mit darunter liegendem Zementestrich gelegt. Die Frage des Gerichts, ob die Norm DIN 18202 – Toleranzen im Hochbau – für diesen Fall als Richtlinie gelte, verneinte der Sachverständige: „Durch die Nachgiebigkeit bei Gehbelastung kommt es über kurz oder lang zum Bruch der Leimfuge innerhalb der Nut-/Federverbindung, weshalb höhere Anforderungen zu stellen sind.“ Zur Diskussion stand auch die Verlegerichtung. Auf den der Beweissicherung angefügten Fotoaufnahmen zeigte sich eine vormals etwa 20 Millimeter hohe Aufwölbung, deren Ursache der Auftraggeber in der Verlegerichtung quer zur Längsachse des Raumes sah. Wie sich beim Ortstermin herausstellte, war dieses Detail wie so oft im Vorfeld nicht abgesprochen und vom Handwerker kurzfristig, aber fachgerecht entschieden worden. In der Stellungnahme des Gutachters hieß es wie folgt: Grundsätzlich gibt es keine Vorschriften oder Richtlinien, in welcher Richtung ein Parkettboden zu verlegen ist. Einflussgrößen können Lichteinfall, die Haupteintrittsrichtung, der Längen- und Breitenzuschnitt, gewünschte optische Raumeffekte oder auch die Art der Verlegung, ob schwimmend oder geklebt, sein. Diese Kriterien, die in Räumen und Fluren mit einem ungünstigen Längen- und Breitenverhältnis entscheidend sind, spielten in diesem Fall keine Rolle. Die Raumachsen wiesen das Verhältnis von zirka 2:3 auf. Der Gutachter untersuchte auch die konvexen Verformungen der Einzelelemente. Zwar gibt es derzeit keine festgeschriebene Grenze, bei deren Überschreiten der Boden mangelhaft ist, aber der Gutachter hat genügend Anhaltspunkte, an der er seine Beurteilung festmachen kann. In diesem Fall fiel die konvexe Verformung bei Betrachtung im Gegenlicht sofort ins Auge. Die Messung ergab, dass der Scheitelpunkt der 20,9 Millimeter breiten und 14 Millimeter dicken Dielen zirka 1,5 Millimeter höher lag als deren Längskante. „Nicht zu tolerieren“, meinte der Gutachter mit dem Hinweis auf einen nicht nur optischen Mangel. Der Sachverständige beurteilte die Labilität derartiger Elementabmessungen als schadensförderlich. Die Wahl der Holzarten für die Trägerschicht – in diesem Fall hevea brasiliensis – begünstige bei diesen speziellen Dimensionen keinesfalls die Formstabilität. Zwischen einzelnen Elementen hatten sich Überzähne von etwa 0,3 bis 0,4 Millimeter ergeben. Insbesondere die erheblich konvex verformten Elemente inmitten des Raumes zeigten diese Erscheinungen. Bemängelungswürdig, befand der Gutachter und beantwortete die anschließende Frage, ob diese Überzähne die Pflege beeinträchtigten, mit einem unmissverständlichen Ja. Nachdem die Fakten ermittelt waren, ging es jetzt an die Ursachenforschung. Der Gutachter ließ zu diesem Zweck die Fußleisten abnehmen. Die Mehrschichtdielen waren auf beiden Seiten fest an der Wand angestoßen. Mit dem Wissen, dass der Parkettboden bereits einmal flächige Aufwölbungen gezeigt hatte, nahm er Messungen über zehn Dielen = 2,0 Meter des Parketts vor. Er stellte eine Breitenzunahme der Dielen nach der Verlegung zweifelsfrei fest, die auch mit der gemessenen Holzfeuchte von 10,5 Prozent und dem beim Termin gemessenen Klima 17 Prozent/48°C im Raum korrespondierte. Der Sachverständige erkannte anhand der Parkettabmessungen, dass die Dehnungsfugen zu den gegenüberliegenden Seiten zu gering bemessen waren. Bei der Spanne der zu erwartenden Raumluftfeuchten und den Raumabmessungen hätte die generell geforderte Dehnungsfuge von 1,0 Zentimeter an beiden Seiten bei weitem ausreichen müssen. Temperaturmessungen von Raum und Boden ergaben keine Hinweise auf Einflüsse aus der Unterkonstruktion des nicht unterkellerten Raumes. Sie bestätigten die Auffassung des Gutachters, dass die Luftfeuchte ausschlaggebend für die Verformungen wäre. Zudem war der Kunde nachweislich über seine Pflichten bei der Parkettpflege mit dem Hinweis auf das einzusetzende Pflegemittel informiert worden. Eine Reparatur mittels Freischneiden, Abschleifen und Neuversiegeln lehnte der Gutachter ab. Durch die ständige Belastung beim Begehen des „eingespannten“ und leicht gewölbten Bodens wäre die Nut-/Federverbindung bereits in Mitleidenschaft gezogen. Das Schleifen und Versiegeln würde zusätzliche Anforderungen an diese Verbindungen stellen. Das Parkett müsse aufgenommen und neu verlegt werden, hieß es in der unmissverständlichen Empfehlung des Fußbodenexperten.