Der interessante Schadensfall aus Österreich Mangelhafte Linolverlegung in einem Büro Preisnachlass ist gerechtfertigt

Ein auf einer Holzspanplatte verklebter Linolbelag wies nach der Verlegung verschiedene Mängel auf.Preisnachlass ist gerechtfertigt Bei der Sanierung eines Planungsbüros wurde auf einen vorhandenen Parkettboden eine Holzspanplatte verschraubt und darauf ein Linolbelag in Bahnen verklebt. Nach der Verlegung reklamierte der Auftraggeber diverse Mängel, die der Auftragnehmer jedoch bestritt. Ein Sachverständiger sollte die Verlegung beurteilen und stellte in seinem Gutachten zunächst folgenden Fußbodenaufbau fest: e Holzfußboden. e Holzspanplatten 16 Millimeter mit Nut und Feder. e Dispersionsklebstoff. e Linoleum 2,5 Millimeter dick in Bahnen zwei Meter breit. e Die Nähte sind mit Schmelzschweißdraht verfugt. Bestellt wurde das Verschweißen im dazu passenden Farbton. e Holzsockelleisten genagelt, teilweise PVC-Sockelleisten fünf Zentimeter hoch. Der Experte überprüfte auch den Zustand des verlegten Bodenbelages: Im Vorraum sind die verfugten Nähte ungleich breit. Beim Abstoßen der Schweißnaht wurde die Oberfläche des Linolbelages an- bzw. abgeschnitten. Im Großraumbüro stellt er in den Kantenbereichen teilweise Spitznähte fest. In der Rundung des Erkers ist der Kunstkautschukklebstoff der PVC-Sockelleiste über den Bereich der Sockelleisten hinaus auf die Wand gestrichen. Das erklärt die braunen Verfärbungen. Die Schweißnähte sind teilweise eingefallen. Der Farbton des Schmelzschweißdrahts passt nicht – wie gewünscht – zur Farbe des Linolbelages. Beim Abstoßen der Schweißnaht wurde die Oberfläche des Linolbelages an mehreren Stellen bis zu einem Zentimeter breit, ab- bzw. angeschnitten. Beim Türstock im ersten Büro rechts fehlt der Belag im Bereich von zirka drei Millimeter. Im Abstellraum ist die verfugte Naht teilweise doppelt breit. Darüber hinaus ist der Linolbelag beim Türstock eingerissen. Die Schweißnähte in der zweiten Büroeinheit sind teilweise eingefallen. Teilweise sind die Verfugungen neben der Nahtkante ausgeführt. In der Fläche des Linolbelages stellt der Sachverständige Vertiefungen und Dellen im Durchmesser von etwa bis fünf Zentimeter fest. Gutachten Um den Sachverhalt beurteilen zu können, berücksichtigte der Experte die Verarbeitungsrichtlinien der Hersteller, die Regeln des Faches und die einschlägigen Normen. E Laut den Verarbeitungsrichtlinien des Linolherstellers sind die Nahtkanten bei der Verlegung zu beschneiden. Der Belag ist vollflächig am Untergrund zu verkleben. Der Klebstoff ist mit einer Zahnspachtel mit der Zahnung B1 aufzutragen. Der Klebstoffhersteller weist darauf hin, dass der Klebstoff gleichmäßig in der vorgeschriebenen Menge (400 bis 500 Gramm) mit der Zahnspachtel B1 aufzutragen ist. E Die Regeln des Faches besagen dass Schweißnähte gerade und gleichmäßig breit sein müssen. Sie müssen auf zweimal abgestoßen werden, um ein Einfallen und somit eine Hohlnaht zu verhindern. Beim Abstoßen darf die Oberfläche des Belages nicht an- oder abgeschnitten werden. Der Belag muss an aufgehenden Bauteilen die nicht abgedeckt werden (wie zum Beispiel Türstöcke) passend angeschnitten sein. Der Linolbelag darf nicht gebrochen oder eingerissen sein. Klebstoff darf bei der Verklebung von Sockelleisten nicht über die obere Kante der Leisten auf die Wand aufgetragen werden. E In der Ö-Norm B 2236 Teil 1 ist unter Punkt 2.2.1.3 festgehalten, dass die vom jeweiligen Hersteller der Stoffe angegebenen Produkteigenschaften zu beachten sind. Darüber hinaus darf der verlegte Bodenbelag keine Blasen und/oder Spitznähte aufweisen (Punkt 2.3.4.3.5). Ferner ist beim Verschweißen von Belagfugen mit Schweißdraht der überstehende Schweißdraht in zwei Arbeitsgängen abzustoßen (Punkt 2.3.4.3.6). In seiner Beurteilung kommt der Sachverständige zu dem Schluss, dass die Mängel im Nahtbereich wie ungleiche Breite, nicht dazu passender Farbton wesentlich und teilweise behebbar sind. Ein zirka acht bis zehn Zentimeter breiter Streifen muss im Nahtbereich herausgeschnitten und durch einen neuen Streifen ersetzt werden. Anschließend sind die zwei Nähte gleichmäßig breit zu verschweißen. Dadurch entstehen zwei, in einem Abstand von acht bis zehn Zentimeter verlaufende Schweißnähte, die einen unbehebbaren optischen Mangel darstellen. Die Dellen in der Oberfläche sind ein optischer Mangel und nur im Gegenlicht erkennbar. Die Gebrauchstüchtigkeit und Funktionsfähigkeit des Belages wird dadurch nicht eingeschränkt. Die Rissstelle und die nicht passenden Anschlüsse sind ein wesentlicher und behebbarer Mangel. Der Sachverständige empfiehlt, diese Stellen mit gebundenem Schleifstaub des verlegten Belages zu schließen. Der über den PVC-Sockelbereich hinausgehende Klebstoff an der Wand ist ebenfalls ein wesentlicher, aber behebbarer Mangel und kann durch übermalen im passenden Farbton behoben werden. Für die unbehebbaren Mängel – Dellen, zweite Schweißnaht – ist ein Preisnachlass von zehn Prozent auf Material- und Verlegekosten gerechtfertigt. Sollten die oben angeführten Mängel nicht behoben werden, schlägt der Gutachter einen Preisnachlass von 20 Prozent auf Material- und Verlegekosten vor.