Der aktuelle Schadensfall Estrich auf Fußbodenheizung Offenbar völlig überfordert

Alles andere als fachgerecht war die Leistung eines Estrichlegers, der in einer Aula einen Zementheizestrich einbauen sollte. Dabei stellte schon die Sanierung der Altuntergründe im vorhandenen Schulgebäude eine Herausforderung dar.Die maroden Estriche wurden partiell bis zur Rohbetondecke in den Klassenzimmern und in den Fluren entfernt.Offenbar völlig überfordert Wir befinden uns in einem älteren Schulgebäude in Süddeutschland. Im Rahmen von Umbau- und Modernisierungsmaßnahmen wurden unter anderem auf einer Fläche von 1000 m2 die vorhandenen Bodenbeläge, überwiegend elastische Bodenbeläge, vom Untergrund entfernt. Nach Entfernung der Bodenbeläge war feststellbar, dass die darunter befindlichen schwimmenden Estrichkonstruktionen teilweise lediglich eine Schichtdicke von 25 bis 30 mm aufwiesen und vielfach regelrecht zerrissen und zermörsert vorlagen. Eine ausreichende Tragfähigkeit war hier nicht mehr gegeben. In anderen Teilflächenbereichen wiesen die Estrichflächen nur vereinzelnd Risse auf; in den überprüften, partiell Risse aufweisenden Estrichflächen waren ansonsten keine weiteren negativen Sachverhalte feststellbar, die auf eine mangelnde Tragfähigkeit (Verkehrslast/aufnehmbare Nutzlast mindestens 3,0 kN/m2) schließen lassen würden. Vor Beginn der Sanierungsmaßnahmen hat weder der Bauherr noch der Auftragnehmer für Bodenbelagarbeiten das genaue Ausmaß der maroden Untergründe richtig abgeschätzt bzw. erahnen können. Der Bauherr, in diesem Fall das Land, hat sich aufgrund der Dringlichkeit, da die Sanierungsmaßnahmen lediglich in den Ferien durchgeführt werden können und mit den Maßnahmen auch schon begonnen wurde, dazu entschlossen, die vorhandene Estrichkonstruktion in Teilen bis zur Rohbetondeckenkonstruktion vollflächig zu entfernen und durch eine neue Estrichkonstruktion ersetzen zu lassen. Murks in der Aula Angrenzend zu dem bereits bestehenden alten Schulgebäude wurde eine neue Aula errichtet, wobei mit den Arbeiten bereits sechs Monate zuvor begonnen wurde. Die Innenausbauarbeiten befanden sich zum Zeitpunkt des Gutachtertermins bereits in der Endphase. In der Aula, d. h. in dem Teilflächenbereich, in dem seitens des Auftragnehmers für Estricharbeiten eine neue beheizte Zementestrichkonstruktion hergestellt wurde, waren bereits bei der visuellen Überprüfung erhebliche Mängel feststellbar. Die Bewegungsfugen verliefen nicht geradlinig und nicht winklig zueinander bzw. nicht winklig zu den Wänden. Aufgrund dieser Tatsache war es dem Auftragnehmer für Parkettarbeiten nicht möglich, einen ordnungsgemäßen geradlinigen Verlauf der Bewegungsfugen innerhalb der neu zu verlegenden Parkettebene herzustellen. Die Bewegungsfugen innerhalb der Parkettebene sollten mit entsprechenden Korkstreifen hergestellt werden. Seitens des Auftragnehmers für Estricharbeiten wurden die Bewegungsfugen im Rahmen der Einbaumaßnahmen der Estrichkonstruktion mittels PE-Dämmstreifen abgestellt und die einzelnen Estrichfelder im Abstand von etwa 20 cm mit Stahlnägeln miteinander verbunden! Damit war die Funktionsfähigkeit der Bewegungsfugen innerhalb der beheizten Zementestrichkonstruktion nicht mehr gewährleistet. Gemäß dem BEB-Merkblatt „Hinweise für Fugen in Estrichen“ müssen Bewegungsfugen gegen Höhenversatz durch ummantelte Dübel, die Bewegungen in waagerechter Richtung zulassen, gesichert werden. Bei höheren Verkehrslasten als im privaten Wohnungsbau müssen die Dübelabmessungen und -abstände gesichert und vom Bauwerksplaner vorgegeben werden. Der Auftragnehmer für Estricharbeiten hat im Bereich der Bewegungsfugen eigenständig anstelle der vorgeschriebenen ummantelten Dübel einfache handelsübliche Stahlnägel eingesetzt. Diese sollten gemäß seiner Aussage die gleiche Funktion wie die ummantelten Dübel aufweisen. Starre Bewegungsfugen Allerdings fungieren die verwendeten Stahlnägel in diesem Fall als eine Art Bewehrung und die ist gemäß den anerkannten Regeln des Fachs und der Technik sowie den mitgeltenden Normen und Richtlinien im Bereich der Bewegungsfugen innerhalb einer schwimmenden Estrichkonstruktion zu unterbrechen. Die Bewegungsfugen müssen bis hinunter zur Dämmschichtkonstruktion uneingeschränkt bewegungsfähig sein. Dies war in diesem Fall nicht möglich. Die stichpunktartige Überprüfung der Bewegungsfugen im Bereich der Warmwasserfußbodenheizungsrohre hat ergeben, dass ordnungsgemäß/sach- und fachgerecht entsprechende „Rohrhülsen“ über die Warmwasserfußbodenheizungsrohre angeordnet worden waren. Der Auftragnehmer für Estricharbeiten hat sich letztendlich dazu bereit erklärt, die Bewegungsfugenbereiche entsprechend nachzuarbeiten. Hierfür war es erforderlich, rechts und links der Bewegungsfuge einen Teil der Estrichkonstruktion vorsichtig zu entfernen (aufgrund der Warmwasserfußbodenheizungsrohre), um hierdurch zum einen die Stahlnägel zu entfernen und zum anderen einen geradlinigen Verlauf der Bewegungsfuge herzustellen. Die Fehlstellen innerhalb der Estrichkonstruktion wurden im Anschluss mit einem Schnellestrichsystem wieder geschlossen. Die Risse innerhalb der beheizten Zementestrichkonstruktion in der Aula, die unmittelbar nach Estrichherstellung gemäß Protokollangaben entstanden sind, hat der Auftragnehmer für Estricharbeiten nach bestem Wissen und Gewissen versucht kraftschlüssig zu verharzen/zu schließen. Hierzu hat er zunächst fachgerecht die Risse mittels einer Flex eingeschnitten/geweitet und im Abstand von ca. 20 bis 30 cm jeweils quer eingeschnitten, d.h., die Risse sollten vernagelt werden. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte der Auftragnehmer noch seine Arbeiten sach- und fachgerecht ausgeführt. Nicht fachgerecht Zwecks Kostenreduzierung und Arbeitserleichterung hat er in den aufgeweiteten Riss jedoch nicht, wie es fachgerecht ist, entsprechendes Epoxidharzmaterial in den Fugenbereich einlaufen lassen, um somit eine kraftschlüssige Verbindung herzustellen, sondern eine Paste, d. h. ein Gemisch aus Epoxidharz und Quarzsand (feuchter Sand, der im Außenbereich lagerte), hergestellt. Mit dieser pastösen Masse hat er im Anschluss die Risse „zugeschmiert“. Da teilweise die Schnitttiefe der Querverdübelungen nicht ausreichte, hat er Stahlnägel (anstelle von Wellenanker) lediglich auf die Oberfläche der Estrichkonstruktion gelegt und mit der pastösen Masse überdeckt. Im Rahmen des Gutachtertermins konnte der Sachverständige das Epoxidharzgemisch mühelos mittels einer Ahle im Bereich der Risse wieder entfernen. Sogar die Wellenanker und die Stahlnägel ließen sich nahezu mühelos wieder aus den quer eingeschnittenen Fugen entfernen. Hätte der Folgeunternehmer, d.h. in diesem Fall der Parkettleger, seine Prüfpflicht am Untergrund gemäß der VOB nicht sorgfältig durchgeführt, so wäre es in diesen Teilflächenbereichen im Rahmen der Nutzung sowohl im Bereich der Risse als auch im Bereich der Bewegungsfugen zu Schäden gekommen. Für die Durchführung von Feuchtigkeitsmessungen innerhalb der beheizten Zementestrichkonstruktion in der Aula waren seitens des Planers als auch seitens des Auftragnehmers für Heizungsarbeiten keine entsprechenden Messstellen ausgewiesen worden. Anhand von Farbfotos, die die Bauleitung vor Einbringung der Estrichkonstruktion hergestellt hat, konnte man den Verlauf der Heizrohre nachträglich ermitteln und somit innerhalb der beheizten Zementestrichkonstruktion entsprechende Messstellen ausweisen, an denen schadensfrei Feuchtigkeitsmessungen durchgeführt werden konnten. Eins der am häufigsten auf der Baustelle anzutreffenden Probleme ist die Festlegung der Verantwortlichkeit der Messstellenausweisung bei beheizten Fußbodenkonstruktionen. Dabei ist dies spätestens seit November 1998 genau festgelegt. In der Fachinformation des Zentralverbandes Sanitär – Heizung – Klima „Schnittstellenkoordination bei beheizten Fußbodenkonstruktionen“ ist Folgendes nachzulesen: „2.1 Markierung der Messstellen/Feuchtemessung: Die Anordnung der Messstelle(n) etwa in der Raummitte ist durch den Heizungsplaner im Plan auszuweisen. Die Messstellen sind nach Planvorgabe durch den Estrichleger zu markieren. Um den Messpunkt herum darf sich im Abstand von 10 cm (Durchmesser 20 cm) kein Fußbodenheizungsrohr befinden. Die Messungen der Estrichfeuchte mit dem CM-Gerät durch den Oberbodenleger zur Bestimmung der Belegreife dürfen nur an den ausgewiesen Messstellen erfolgen. Falls die Estrichfeuchte bei der ersten CM-Messung noch über der Grenzfeuchte für die Belegreife liegt, werden zur Abschätzung des Trocknungsverlaufs des Estrichs vor weiteren Feuchtemessungen mit dem CM-Gerät Zwischenprüfungen mit Folien empfohlen. Die abschätzende Folienprüfung ist zerstörungsfrei wiederholbar und gewährleistet, dass die Anzahl der markierten Messstellen für die anschließende und maßgebende CM-Messung ausreicht …“ Viel problematischer gestaltete sich die Sanierung im Bereich des Altbaues. In den Teilflächenbereichen, in denen die Estrichkonstruktion vollständig marode und keine ausreichende Tragfähigkeit mehr aufwies (aufgrund einer Vielzahl von Rissen sowie Minderdicken) wurde die gesamte Estrichkonstruktion inklusive der darunter befindlichen Dämmschichtkonstruktion entfernt. Die maximale Einbauhöhe der gesamten Fußbodenkonstruktion war aufgrund der vorhandenen Bezugshöhen (Türen, Treppen, etc.) vorgegeben. Durch die Verwendung von speziellen Polystyroldämmstoffsystemen konnte die Dämmschichtdicke entsprechend reduziert werden, um somit die Lastverteilungsschichtdicke dementsprechend erhöhen zu können. In diesen Teilflächenbereichen, d. h. in einigen Klassenzimmern und in einigen Fluren, wurde im Anschluss ein Spezialschnellestrichsystem eingebaut, um den Bauzeitenplan, der eh schon sehr eng gefasst war, noch einhalten zu können. In den übrigen Teilflächenbereichen, in denen die Estrichkonstruktion lediglich Risse und nicht vollständig zermörsert vorlag, wurde aus Zeit- und Kostengründen eine Sonderkonstruktion für die Sanierungsmaßnahmen gewählt. Die Herstellerfirma der Sonderkonstruktion hat die Estrichoberfläche grob geschliffen, abgesaugt, grundiert und im Anschluss ein spezielles AR-Glasfasergewebe vollflächig auf die Estrichkonstruktion ausgelegt. Hierbei handelt es sich um eine spezielle Textilglasmatte Typ „AR-CS-Matte 120 Silver“ von Arcover. Zusätzlich wurde im Rissbereich ein weiteres unidirektionales (alle Faserstränge liegen parallel) AR-Glasfasergelege Typ „Power-Stream“ aufgelegt. Im Anschluss wurde eine handelsübliche hochvergütete Spachtelmasse in einer Schichtdicke von ca. 10 mm mit Zusatz von Armierfasern „Inside HLP“ im Rakelverfahren aufgebracht. Hierdurch wurde eine neue Lastverteilungsschicht mit einer ausreichenden Tragfähigkeit für diesen Einsatzbereich auf die alte und teilweise marode Estrichkonstruktion hergestellt. Diese „Sonderkonstruktion“ besitzt u. a. zwei Vorteile: Zeitersparnis und das teure Entfernen der vorhandenen Estrichkonstruktion sowie die anschließende Neuherstellung einer Schnellestrichkonstruktion entfallen. Nach einer ordnungsgemäßen Trocknungszeit der ca. 10 mm dicken Spachtelmassenschicht konnten in den entsprechenden Räumen und Fluren elastische Bodenbeläge verlegt/geklebt werden, so daß letztendlich bei Schulbeginn alle Klassenräume und Flure wieder uneingeschränkt nutzbar waren. Fazit Wenn der Auftraggeber einen Fachunternehmer beauftragt, so kann er mit Recht verlangen, das dieser sein Handwerk sowohl in der Theorie als auch in der Praxis beherrscht. Aus- und Weiterbildung sind deshalb ein „Muss“, auch im Handwerk! Wenn es um Sonderkonstruktionen bzw. extreme Untergrundproblematiken geht, so sollte der Handwerker sich von der Industrie bei Bedarf technische Beratung und/oder Unterstützung anfordern. Nur so ist es, gerade in der heutigen Zeit, wenn es um Kosten- und Zeitersparnis geht, möglich, schadensfrei die Wünsche des Bauherrn zu realisieren und somit seine eigene Existenz zu sichern.