TKB-Fachtagung in Köln Massive Dielen richtig verkleben

Dielenböden liegen seit langem im Trend. Was es beim Verlegen der großformatigen Holzfußbodenelemente zu beachten gilt, erläuterte Hartmut Urbath, europaweit verantwortlich für den technischen Kundenservice bei PCI für die Marke Thomsit.Je größer die Dimension des Holzes ist, desto wichtiger wird es, seine Eigenheiten genau zu kennen. Dies bekräftigte Klebstoffexperte Hartmut Urbath im Rahmen seines Vortrages während der TKB-Tagung (Technische Kommission Bauklebstoffe) im März in Köln. So steigt beispielsweise der durch Feuchteaufnahme entstehende Quelldruck mit zunehmender Holzdichte – und zwar in Längsrichtung höher als senkrecht (Niemcz, 2005: „Physik des Holzes“). Um Massivdielen professionell auf den Boden zu bringen, müssen laut Urbath nicht nur ausreichende Fugenbreiten und Abstände berücksichtigt werden, sondern auch die Beschaffenheit der Diele – insbesondere in Hinblick auf eine etwaige Fußbodenheizung–, das Raumklima, die Vorgehensweise bei Bodenunebenheiten und nicht zuletzt das Verkleben selbst. Die ideale DieleFür das vollflächige Verkleben von großformatigen Dielen darf eines auf gar keinen Fall vergessen werden: Wer „immer breiter und immer länger“ sagt, darf die Dicke dabei nicht außer Acht lassen. Empfehlungen hinsichtlich der Schlankheit und des maximalen Wärmedurchlasswiderstandes setzen Grenzen. Dielen sollten mindestens 16 Millimeter dick sein und bei Fußbodenheizungen 20 Millimeter, alleine wegen der Wärmewirtschaftlichkeit, nicht überschreiten. Massivdielen können mit einem Schlankheitsgrad von 1 : 10 (Dicke zu Breite) verklebt werden. Aber Achtung: Manche Klebstoffe sind laut Herstellerangaben nur bis zu einem Grad von 1 : 7 geeignet. Urbath wies auch darauf hin, dass Holzfußböden nach Holzverbändeübereinkunft unter Angabe der tatsächlichen Wärmeübergangswerte mit einer maximalen Oberflächentemperatur von 29 °C zurechtkommen müssen, um fußbodenheizungsgeeignet zu sein. Wichtig ist in diesem Zusammenhang auch, dass sich nach den Empfehlungen der EN 15251:2012 ein gesundes Raumklima durch eine jahreszeitlich bedingte relative Luftfeuchte von 30 bis 65 Prozent definiert. Die Holzfeuchte sollte in unseren Regionen etwa neun Prozent betragen. Damit lassen sich Erscheinungsbilder, die sich aus dem zwangsläufigen Quellen im Schwinden des Holzes infolge wechselnder Raumklimata ergeben, so weit wie möglich beherrschen. Hinsichtlich des Untergrundes und dessen Vorbereitung sind folgende Punkte aus der DIN 18356, Teil C, besonders relevant: größere Unebenheiten als nach DIN 18202 zulässig wären, Risse im Untergrund und nicht genügend feste, zu poröse, zu raue oder verunreinigte Oberfläche des Untergrundes, nicht genügend trockener Untergrund sowie ungeeignete Bedingungen, welche sich aus der Witterung oder dem Bauklima ergeben.Abgerieben reicht nicht ausUm schon bei der Bauplanung den Weg für ein erfolgreiches und unkompliziertes Verlegen von Massivdielen zu ebnen, kann es sinnvoll sein, mit dem Bauherrn eine erhöhte Ebenheit, beispielsweise Klasse E2 oder E3 gemäß dem neuen ZVPF-Hinweisblatt 02, zu vereinbaren. Weiterhin muss der Estrich geglättet sein – nur abgerieben reicht laut Hartmut Urbath nicht aus und sollte den Parkettleger dazu veranlassen, Bedenken zu äußern. Bestehen Zweifel an der Oberflächenfestigkeit, kann auch eine Probeklebung sinnvoll sein, um alle Beteiligten vor Ärger sowie zeitlicher und finanzieller Belastung zu bewahren. Grundsätzlich wird die Oberflächenfestigkeit mit handwerksüblichen Methoden geprüft. Zwar wird auch oft genug eine Haftzugprüfung gewünscht oder zumindest danach gefragt. „Diese ist aber nicht handwerksüblich und zur Bestimmung der Oberflächenfestigkeit beim Verlegen von Massivdielen auch nicht unbedingt geeignet“, sagt Hartmut Urbath. Besonderes Augenmerk gilt der Restfeuchte im Untergrund (siehe Tabelle). Ist die Beschaffenheit des Untergrundes nicht zufriedenstellend, muss dieser entsprechend bearbeitet werden. Dabei kann es nötig werden, diesen zu bürsten oder zu schleifen. Aber auch Grundieren oder Spachteln kann notwendig werden. Manche Klebstoffhersteller geben auch eine spezielle Grundierung vor. Auch hier gilt: Ein Blick in die Herstellerangaben des verwendeten Materials kann helfen. Zur Vorbereitung des Untergrundes können laut Hartmut Urbath sowohl Reaktionsharzgrundierungen (bei nachfolgender Direktklebung mit Reaktionsharzklebstoff) als auch Dispersionsgrundierung und zementäre Ausgleichsmasse mit ausreichender Festigkeit empfohlen werden. Kleben und LegenInsbesondere bei Sanierungen und Renovierungen wird der Parkettleger bei der Untergrundbeschaffenheit Kompromisse eingehen müssen. In der Regel wird ein Untergrund, von dem gerade ein Altboden heruntergerissen wurde, nicht dieselbe Ebenheit aufweisen können, wie man sie beispielsweise bei einem Neuestrich vorfinden kann. Auch Spachtelmassen stoßen bisweilen an ihre Grenzen und Bodenunebenheiten sind dann nicht mehr zu vermeiden. Deshalb ist das Beschweren der Großformate besonders wichtig. Nach dem Verkleben müssen die starren Dielen ausreichend mit Gewichten belastet werden – und das am besten über Nacht. Tut man dies nicht, kann es wegen des Wiederaufrichtens der Dielen und der noch fehlenden Festigkeit des Klebstoffs zu unerwünschten Hohlstellen kommen. Die Last drückt das Holz gewissermaßen in eine Delle im Untergrund hinein, bis der Kleber ausgehärtet ist und das Holz aus eigener Kraft dort halten kann. Laut Hartmut Urbath ist ein hart-elastischer Klebstoff nach ISO 17178 für Massivdielen am besten geeignet. Denn dieser erlaube dem Holz zu arbeiten, sich zu bewegen und er entkoppelt die Diele vom Untergrund. So können die Krafteinwirkungen des Holzes reduziert werden, ehe sich diese auf den Untergrund auswirken. „Von schubfesten Klebstoffen ist eher Abstand zu nehmen“, so Hartmut Urbath. Genauso wichtig wie die Auswahl des richtigen Klebstoffes ist das Auftragen des Klebemittels auf den Untergrund. Wer meint, hier Material und Aufwand sparen zu können, spart definitiv am falschen Ende. Bei großformatigen Massivdielen sollten laut Urbath mindestens 80 Prozent der Fläche mit Klebstoff benetzt sein. Für das Verlegen von Massivdielen sind spezielle Spachtel erhältlich, beispielsweise auch mit einzelnen, tieferen Kerben innerhalb der Zahnleisten, um Hohllagen zu vermeiden. Aufklärung tut notWas bei aller handwerklichen Sorgfalt – beste Dielen ausgewählt, einen elastischen Klebstoff in ausreichender Menge verwendet und den einzelnen Dielen genügend Platz nach vorn, hinten und zur Seite gelassen – nicht vergessen werden darf: Der Hausherr ist selten ein Holzexperte. Also gilt es, den Kunden aufzuklären und das Wissen zu teilen, zum Beispiel: Wer lange Freude an seinem Boden haben will, der sorgt im Jahresverlauf für eine Luftfeuchte im Raum zwischen 30 bis 65 Prozent. Mit Quelldruck Felsen spaltenDer Quelldruck von Wasser ist stark genug, um damit Felsen zu spalten. Bereits in der Antike wusste man sich diese Eigenheit von Holz zu Nutze zu machen. Um große Felsen leichter transportieren und verarbeiten zu können, wurden passgenaue Holzkeile in künstliche oder natürliche Risse und Löcher im Fels gesteckt und mit Wasser übergossen. Hatte man die Keile richtig platziert und eine ausreichende Anzahl verwendet, wurden so die größten Brocken „gesprengt“. Diese Technik wurde bis ins frühe 20. Jahrhundert verwendet; dann wurden andere Methoden entwickelt und der traditionelle Holzkeil wurde unwirtschaftlich. Auf einen BlickFolgende Fachliteratur hilft bei Fragen zum Verlegen von Massivdielen weiter: DIN 18356 VOB Teil CDIN 18202 Tabelle 3, Zeile 3 (Anforderungen an den Estrich)DIN EN 1264 (Holzfußböden und Fußbodenheizung)TKB-Merkblatt 1BEB Merkblatt „Beurteilen und Vorbereiten von Untergründen im Alt- und Neubau“ZVPF Hinweisblatt 2 „Qualitätsanforderungen an die Ebenheit von Untergründen für Bodenbeläge und Parkett“VDP „Merkblatt zur Verlegung von Holzfußböden auf Fußbodenheizsystemen“DIN EN 14293 und ISO 17178 (Klebstoffe)Schritt für SchrittDer Untergrund muss trocken, eben und fest sein.Im Zweifelsfall den Untergrund mittels Spachteln vorbereiten.Die Holzfeuchte bei Lieferung muss zum späteren Raumklima passen.Wasserfreie, reaktive Klebstoffe nach DIN EN 14293/ISO 17178 einsetzen.Unbedingt Randabstand einhalten und Fugen nicht zu eng legen.Genügend Klebstoff mit richtigem Spachtel auftragen.Flächen über Nacht genügend beschweren.Hinweis an Kunden: Luftfeuchte im Raum im Jahresverlauf zwischen 30 Prozent und 65 Prozent halten.