Der interessante Schadensfall aus Österreich PVC-Plattenverlegung mit mangelhafter Verschweißung Ist der Preisnachlass gerechtfertigt?

In einem Büro wurde ein zwei Millimeter PVC-Bodenbelag in Platten verlegt. Nach Einschätzung des Auftraggebers aber war dies nicht ordnungsgemäß gemacht. Beide Parteien einigten sich auf einen Sachverständigen.Ist der Preisnachlass gerechtfertigt? Der Sachverständige stellte in jedem Raum folgende Mängel fest: e Teilweise fehlen aus der gefrästen Fuge Stücke der Schweißschnur beziehungsweise ist die Schweißschnur nicht mit den Belagkanten fest verbunden, so dass sie sich von Hand aus der gefrästen Fuge herausziehen lässt. e Die Schweißnaht befindet sich nicht auf dem Kantenzusammenstoß der Platten, sondern einige Millimeter daneben. e Die Schweißfugen sind teilweise schmäler, teilweise breiter ausgeführt. e In einem Büro ist nach Herausziehen der Schweißschnur Klebstoff an den Flanken der Fräsfuge feststellbar. e In einem anderen Büro sind erhebliche Fremdkörpereinschlüsse unter dem Belag feststellbar. e Bei der Befundaufnahme wurden zwei Platten, die eine Blasenbildung zeigten, entnommen. Diese Platten zeigen folgendes Erscheinungsbild auf der Unterseite: zirka 90 Prozent der oberen Estrichrandzone haftet an der PVC-Platte inklusive Spachtelmasse und Klebstoff. Gutachten Um den Sachverhalt beurteilen zu können sind die Angaben der Hersteller, die Regeln der Technik und die einschlägigen Önormen heranzuziehen. Die Regeln des Faches besagen, dass Schweißnähte gleichmäßig breit, die beiden Belagkanten verbindend, mit dem Belag eben und mit den angefrästen Kanten der Platten fest verbunden sein müssen. Die Schweißschnur wird soweit erwärmt, dass es durch den Anpressdruck bei der Verschweißung zu einem Verteigen der Schweißschnur mit dem Plattenmaterial kommt. Die überstehende Schweißschnur ist dann in zwei Arbeitsgängen abzustoßen. e Die Önorm B 2236 sagt in Punkt 4.3.1.: Der Untergrund ist vom Auftragnehmer staubfrei zu machen und der Kehrricht ist sofort zu entfernen. e Die Önorm B 2236 (Ausgabe 1976) sagt in Punkt 4.1.: Der Auftragnehmer hat zu beurteilen, ob der Untergrund für das Kleben des vorgesehenen Belages geeignet ist. Insbesondere hat er zu achten auf Punkt 3.2.3.: Ein starrer Untergrund darf weder Risse aufweisen noch absanden. Die Festigkeit des Untergrundes muss den einschlägigen Normen entsprechen. Beurteilung Die Schweißnähte, die neben den Plattenfugen verlaufen, sind ein unbehebbarer Mangel. Die Ursache ist ungenaues Fräsen und Schweißen. Die Schweißnähte, die nicht ausreichend in der Fuge haften, sind ein behebbarer Mangel. Es gibt zwei Ursachen dafür: Einerseits eine nicht ausreichende Erwärmung von Schweißschnur und Belagkanten, sodass es zu keiner Verteigung kam. Und andererseits, weil die Fräsarbeiten vor dem Abbinden des Klebstoffes durchgeführt wurden, ist der pastöse Klebstoff in die Fräsfuge geraten und wurde durch das rückwärtige Führungsrad verteilt. Vor dem Neuverschweißen sind die Klebstoffreste immer zu entfernen. Die zu schmalen Schweißnähte sind durch ein nicht ausreichend tiefes Fräsen entstanden. Dieser Mangel ist behebbar. Durch Nachfräsen und Neuverschweißen kann er behoben werden. Fremkörpereinschlüsse unter dem Belag sind ein unbehebbarer Mangel. Ursache ist ein mangelhaftes Reinigen des Untergrundes vor der Verlegung. Dieser Mangel ist vom Estrichleger zu vertreten. Dem Belagverleger trifft die Prüfpflicht. Er muss Mängel am Untergrund vor der Verlegung dem Auftraggeber nachweislich bekannt geben. Tut er das nicht, gilt der Estrich als abgenommen. Schäden am Belag gehen zu Lasten desjenigen, der darauf einen Bodenbelag verklebt. Da der Mangel nur an zwei Platten in einem Büro feststellbar ist, kann es sich dabei um eine flächenmäßig begrenzte minderfeste Schichte handeln. Durch das Nacharbeiten der Schweißfugen werden diese in vielen Bereichen breiter, teilweise doppelt so breit wie die Ursprünglichen. Unter der Voraussetzung, dass das adhäsive Verhalten des Belages bestehen bleibt, sind die ungleich breiten Schweißnähte und die Fremdkörpereinschlüsse ein optischer Mangel, der einen Preisnachlass von 30 Prozent gerechtfertigt erscheinen lässt. Die beiden Parteien einigten sich auf einen Preisnachlass von 35 Prozent. Der Auftraggeber argumentierte damit, dass auch die etwaigen Kosten für die Nichtbenützung der Kanzlei zu berücksichtigen wären. Ablösungen durch minderfeste Oberflächenfestigkeit der oberen Estrichrandzone und andere bisher nicht in Erscheinung getretene Mängel bleiben weiter in der Gewährleistungsfrist.