Parkett & Co. Innovationen? Ja, aber ...

Eine Sache einte die Domotex und die Bau: Musterböden haben wieder Konjunktur. Klassische Tafeln standen neben kreativen Neugestaltungen im Fokus von italienischen und mediterran geprägten Anbietern. Fischgrät ist "in": In großformatiger Ausprägung ist das Muster ein echter Gewinn für die Raumgestaltung. Eindrucksvolle Beispiele zeigten Trumpf Parkett oder auch die Admonter (siehe Bild vom Admonter-Stand aus Halle 5 von der Messe Bau in München). Häufig zu sehen waren auch Materialkombinationen mit Einlegern aus Messing oder gar „Perlmutt“ und viele Intarsienböden. Der geneigte Holzfußbodenfreund hatte vor allem in der Halle 8 in Hannover seine Freude, die allerdings davon getrübt wurde, dass kaum einheimische Aussteller zu finden waren. Eindeutig dominierte bei allen Varianten die Eiche, wie immer vorrangig als Landhausdiele in allen Längen, Breiten, Oberflächenbearbeitungen und Farbabstufungen – von Perlweiß bis Pechschwarz, deckend als auch transparent. Nebenbei: Die geräucherte Eiche in unterschiedlichen Intensitäten erlebt eindeutig eine kleine Renaissance – eine Folge des misslichen DIBt-Alleinganges? Der Fußboden wird immer mehr zum prägenden Designelement der Inneneinrichtung. Aufgelegte Teppiche sind „out“, einzelne Möbelstücke oder Dekorationselemente scheinen sich immer mehr zu unterwerfen. Nicht die Einrichtung gestaltet den Raum, sondern der Holzboden. Verlegbar ist alles recht einfach, denn die Klickwelle der vergangenen 20 Jahre hat die gesamte Range der Produkte des Fußbodenbaus mit sich gerissen. Darüber hinaus wird nahezu alles patentiert, was am Boden zu patentieren ist, man wartet nur noch darauf, dass der videoüberwachte Handwerker für einen bestimmten Hammerschlagwinkel beim Parkettzusammentreiben Lizenzgebühren abdrücken muss. Der Phantasie der als geistige Innovatoren der Branche auftretenden Protagonisten sind in dieser Richtung keine Grenzen mehr gesetzt. Für individuelles Tüfteln über Fußbodenlösungen wird der Raum immer kleiner, vielleicht wird die Frage nach wirklichen Innovationen gerade deshalb zu oft mit einem Schulterzucken beantwortet. Unsichtbare Oberflächen Oberflächen werden immer unsichtbarer. Ob oxidativ geölt, UV-acrylgeölt, UV-versiegelt (bald auch LED?) oder auch handwerklich so aufgetragen, dass niemand die Behandlung sieht. Der Vorteil ist der etwas stabilere Erhalt der Holzfarbe und der anfeuerungslose, wie frisch abgeschliffen wirkende Ton, der Makel optisch zu übertünchen hilft. Gerade den Holzarten, die nicht zuletzt wegen ihrer Vergilbungsneigung im Interesse gesunken sind, dürften die Hybridlösungen entgegenkommen. Apropos Holzarten: Die Verfügbarkeit der Eiche bleibt in Zeiten der Nachfrage nach astfreien Großformaten angespannt. Wohl dem, der einschneiden kann. Ein eigenes Sägewerk ist immer genau zu dem Zeitpunkt segensreich, wenn der Markt es verlangt. Hölzer wie Nussbaum oder Ahorn sind bei allen Alternativüberlegungen mit dabei, die Buche könnte für eine echte Entlastung sorgen. Nadelhölzer wie Lärche oder Douglasie sieht man immer häufiger, während andere „Softwoods“ zwar für die inflationären „Awards“ taugen, aber am Boden mit Sicherheit nicht aus einer Nebenrolle herauskommen werden. Vorteil Resteverwertung Fischgrät ist „in“, in klassischer Form oder auch ungarisch beziehungsweise französisch geprägt, eine Variante, die nach den Vorstößen der Parkettler in den vergangenen Jahren jetzt ins Dekorprogramm aller Fußbodengestalter aufgenommen wurde. In großformatiger Ausprägung ist das Muster ein echter Gewinn für die Raumgestaltung, denn gerade flächenintensive, lichtoffene Wohn(t)räume schaffen damit eine gehobene und unaufdringliche Harmonie. Eindrucksvolle Beispiele zeigten Trumpf Parkett oder auch die Admonter. Das gilt auch für Doppelt-Fischgrät – ein weiteres Highlight in diesem Jahr. Ein Flechtmuster in Vierstabbreite, von Kährs als Studie präsentiert, blieb genauso in Erinnerung wie eine Tafel von Franz Parkett mit ähnlicher Optik. Die stilsicheren, aber nicht gerade risikofreudigen Parkettspezialisten von Hamberger können jetzt via Manufaktur ebenfalls auf der Klassikwelle mitschwimmen. Materialeinsparung, Holzausnutzung oder Resteverwertung – wer sich in diesem Metier auskennt, ist als Holzproduzent seit jeher im Vorteil. Die dreischichtige Hochkantvariante von Jaso oder ein aus Landhausdielenresten entstandenes Parkettmuster von Hain ließen aufhorchen und zeigten, dass aus der Not manchmal auch eine Tugend geboren wird und auf diese Weise schöne Neuheiten entstehen können. Auch die Wohngesundheit wurde als Thema bei den Messen durchgängig aufgegriffen. Laminat Die Laminatbodenanbieter hätte man an der Hand eines 60-jährigen Schreinergesellen abzählen können. Der lückenhafte Auftritt war zwar dem zweijährlichen Messerhythmus geschuldet, aber selbst anerkannte Wegbereiter wie Unilin, Classen oder auch Egger setzten in ihrer Präsentation andere Schwerpunkte. Für Laminat, dessen Erfolg in den Anfangsjahren ohne perfektes Marketing undenkbar gewesen wäre, tut man heutzutage zumindest in der Außendarstellung vergleichsweise wenig. Dabei gehört dieser technisch ausgereifte Belag trotz merklicher Substitutionsprozesse durch vinylbasierte Konkurrenz-Beläge mengenmäßig in die erste Reihe. EPLF- Präsident Ludger Schindler ist sich der Verantwortung bewusst und kündigte auf der alljährlichen Pressekonferenz eine gezielte Innovationsoffensive an, übrigens 40 Jahre nachdem 1977 im schwedischen Trelleborg bei Perstorp das erste Paneel dieser Gattung das Werk verlassen hatte. Darauf kann man sich freuen, denn niemand in der Fußbodenbranche kann so perfekt als Vorreiter auf Marktanforderungen reagieren wie die Lamis. „Urban“, „Country“, „Classic“, „Modern“, „Vintage“ oder „Shabby Look“ sind die Stilrichtungen, denen die Designer ihre Kollektionen in Anspruch und Leistungsmerkmalen strikt unterordnen. Mit modischen Farben, Effekten und Strukturen folgt man dem Individualisierungsgedanken in der Einrichtungsarchitektur. Die Dekore lehnen sich weiterhin vornehmlich an die vorgegebenen Holzarten des natürlichen Vorbilds an mit einem deutlichen Schwerpunkt auf Nadelhölzer, jedoch analogem Trend zu ruhigeren Fußbodenbildern. Strukturen wie „gebürstet“, „handbehauen“ oder „gesägt“ werden übernommen und Oberflächeneffekte à la „geölt“ auch via Digitaldruck betont. Diese Technik macht das durchaus hochwertige Laminatbodenangebot grenzenlos vielfältig. Großformate sind weiterhin „in“, im Dekor aber häufig optisch ungleich breit, in der Länge ausgereizt. Lackschäden oder Gebrauchsspuren sollen den Charme des Authentischen betonen. Laminat lebt wie kein anderer Belag vom perfekt abgestimmten Zubehör. Es gibt kaum noch einen Anspruch, der nicht bedient werden kann. Bambus, Kork, MMF Bambusböden und Korkbeläge verstecken ihre technischen Vorzüge wie Härte und Dimensionsstabilität beziehungsweise Trittelastizität und Fußwärme unter der Oberfläche und kommen digital bedruckt daher. Hellen Bambus in seiner traditionellen Lamellenoptik sieht man nicht mehr, in der gedämpften Variante ist er nur noch in den Schubladen der Ausstellungsmodule zu finden. Bambusstrands dominieren, allerdings mit Fokus auf den Garten. Kork versucht sich ebenfalls in Gebrauch und Design neu zu erfinden und vertraut darauf, dass die wohnangenehmen Eigenschaften des Naturbelages den notwendigen Rückenwind liefern. Bei den MMFs, den mehrschichtig modularen Fußbodenbelägen, gibt es viel Bewegung. LVT-Clic, Isocore, SPC, BPC, WPC, RCC, Coretec, PUR, mineralisch, Microdur, Ceramin und vieles mehr. Die Spreu trennt sich allmählich vom Weizen, einige Ansätze werden verschwinden. So verlautete es zumindest auf der Pressekonferenz des Verbandes, der neben seiner sehr wichtigen Aufklärungsarbeit auch ein „Hot-Spot-Projekt“ startet, um herauszufinden, wie man der Realität bei den Dekoren am Nächsten kommt. Deshalb ist zu den Design-Trends eigentlich schon alles gesagt. „Cradle to Cradle“ greift Recycling wird immer wichtiger. In naher Zukunft werden nur noch Baustoffe zum Einsatz kommen, die wiederverwertbar sind. Entsprechend stellen sich die Hersteller darauf ein und bieten Materialien an, die diesen Ansprüchen genügen. Das „Cradle to Cradle“-Prinzip trägt Früchte. Erfreulich ist, dass einige Fußbodenproduzenten zu den Vorreitern zählen, wenn es darum geht, Materialkomponenten so zu definieren, dass sie in Stoffkreisläufe eingeführt werden können, die die Umwelt nicht belasten. Dieser Trend macht Mut.