Wiederaufnahmekleber hinterlässt dicken Film auf Massivdielenboden In aller Feindschaft

Holzfußböden haben den Vorzug, dass sie durch mehrmaliges Abschleifen eigentlich leicht zu sanieren sind. Doch was passiert, wenn sich ein aufgeklebter Teppichboden partout nicht mehr rückstandsfrei entfernen lässt?Eigentlich waren sie einmal gute Freunde gewesen. Als der angehende Lehrer nach Ende seines Studiums seine erste Stelle in der alten Heimat antreten durfte, fand er Unterkunft im Hause seines alten Fußballkameraden, der ihm das Domizil zu einem sehr fairen Preis und per Handschlag vermietete. Die räumliche Nähe vertiefte die Freundschaft, gemeinsame Familienurlaube der neuen Nachbarn waren Beleg der Harmonie. Doch als der Pädagoge wegen eines beruflich bedingten Ortswechsels nach Jahren wieder ausziehen musste, wendete sich das Blatt. Die einstigen Freunde endeten vor dem Kadi. Doch was war geschehen? Das sehr gepflegte Haus, in dem der Lehrer wohnte, stammte aus den 1950er-Jahren. Der Fußboden bestand aus einem Fichtenhobeldielenboden, zu jener Zeit "das Parkett der armen Leute". In den ersten Jahren schien der Charme des alten Bodens durchaus überzeugend, danach entschloss sich der Mieter, die Wohnräume mit einem modischen Teppichboden aufzufrischen – unangekündigt, als der Vermieter urlaubte. Der neue Boden war nicht nur teuer, sondern auch chic, so dass auch der Vermieter bei seiner Wiederkehr hocherfreut schien ob der gelungenen Fußbodensanierung. Beim anstehenden Auszug ging es jedoch ums Geld und da hört bekanntlich die Freundschaft auf. Schadensbild Der Teppichboden war über die Jahre etwas in Mitleidenschaft gezogen worden, bei einer Familie mit drei kleinen Kindern und einem Labrador als Haustier kaum verwunderlich. Der Parteienkonflikt war damit Folgender: Der Vermieter plante, das Haus weiterzuvermieten – da schien es ihm am sinnvollsten, den Urzustand der alten Hobeldielen wieder herzustellen. Sein Mieter wollte ihm allerdings das Haus mit dem vorhandenen und teuer eingebrachten Teppichboden übergeben, denn er ging von einer deutlichen Wertsteigerung der Fußbodenkonstruktion durch die Veränderungsmaßnahmen aus. Nicht ganz unwichtig war in diesem Zusammenhang die Tatsache, dass der textile Belag mit einem Wiederaufnahmeklebstoff verklebt war, der allerdings seine Funktion nicht mehr erfüllte, denn er war eine sehr innige Verbindung mit dem Lack der Hobeldielen eingegangen. Die Renovierung schien also äußerst schwierig, weshalb sich die Fronten extrem verhärteten. Der Vermieter verlangte jetzt einen neuen Fichtenmassivdielenboden, verschraubt auf den alten Lagerhölzern, fertig versiegelt. Der ehemalige Fußballkamerad stellte sich stur, zog um, und ließ nichts mehr von sich hören. In der Konsequenz landete die Angelegenheit vor Gericht, das einen Gutachter beauftragte, der wiederum mit Hilfe des Ortstermins, bei dem die neue Feindschaft zwischen den anwesenden Parteien mehrfach offen auszubrechen drohte, fachliche Klärung bringen sollte. SchadensanalyseEs ging um den Zustand des Bodens, eine mögliche Sanierung, die Frage, ob ein neuer Fichtenmassivdielenboden adäquat zu dem Fichtenhobeldielenboden alter Machart wäre und ob nach eventueller Wiederherstellung potentielle Wertminderungsansprüche bestünden. Die auf den Dielen liegenden Teppichböden ließen sich nur schwer lösen. Der Wiederaufnahmekleber hatte seine Funktion nicht erfüllt. Zurück blieb ein dicker, klebriger, etwas nasser Film auf dem Holz. Der wiederum sorgte dafür, dass ein Abschleifen mit einer Schleifmaschine unmöglich war. Die schmierige Masse auf dem Holz hätte dem Schleifpapier auch bei Verwendung einer sehr groben Körnung sofort zugesetzt. Die vorgeschlagene Lösung war der Einsatz einer Hobelmaschine im ersten Arbeitsgang. Der dadurch entstehende Holzabtrag könne durchaus einige Millimeter betragen. Damit wäre aber nach erfolgtem maschinellen Abschliff und anschließender Versiegelung mit einem geeigneten Lackaufbau der Urzustand des Hobeldielenbodens wiederhergestellt. Schadensbeseitigung Ein Anspruch auf einen neuen Massivholzdielenboden in der Holzart Fichte bestehe nicht. Der wäre unvergleichlich hochwertiger, wegen der Unterschiede in der Holztrocknung und weiterer Bearbeitungsmerkmale, die zwischen den vorhandenen Hobeldielen und den heute gängigen Massivdielen erheblich differierten. Auch die Frage der Wertminderung bewertete der Sachverständige konservativ: Die obere Nutwange sei zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch etwa zehn Millimeter dick. Da würde selbst eine gegenüber einem Abschliff stark holzabtragende Hobelmaßnahme mit entsprechendem Gerät nicht dazu führen, dass sich in der Folgezeit, der Boden hatte ohnehin schon generationsübergreifende 50 Jahre auf dem Buckel, die Lebensdauer des Bodens durch übliche Nutzung nicht weiter verringern würde. Die Fragen waren damit für das Gericht nachvollziehbar beantwortet. Die im technischen Zusammenhang uninteressante Frage der rechtlichen Würdigung oblag jetzt allein dem Richter. Weitere SchadensfälleEine große Bandbreite an Schadensfällen finden Sie in unserem Archiv. Schadensfälle aus der ParkettlegerpraxisDie meisten Schäden entstehen aus Unkenntnis oder Unwissenheit. Der bwd-Praxisratgeber liefert eine praxisgerechte Aufarbeitung von 32 Schadensbildern mit Schadensursachen, -analysen und -maßnahmen. Unverzichtbar, wenn es darum geht, Schäden frühzeitig zu erkennen und zu vermeiden,aufgetretene Schäden fehlerfrei zu analysieren,Missverständnisse bereits bei der Auftragsvergabe zwischen Kunde und Bodenleger zu verhindern.Alle Schäden wurden verständlich aufbereitet und mit Handlungsanleitungen unterlegt, um Verlegearbeiten zu erleichtern. Die zahlreichen Schadensbilder unterstützen Bodenleger und Gutachter bei der täglichen Verlegepraxis und helfen, Schäden bereits in ihrer Entstehungsursache zu vermeiden. Das 114 Seiten umfassende Fachbuch kann bei www.holzmann-medienshop.de zu einem Preis von 29,80 Euro inkl. MwSt. bestellt werden.