Der interessante Schadensfall Holzpflasterschaden Professorengutachten gibt Ausschlag Familienbetrieb nach jahrelangem Rechtsstreit ruiniert

Ein „handwerkfremdes Gutachten“ entschied nach jahrelangem Rechtsstreit über die berufliche und private Existenz von Parkettlegermeister Heinz Hoff aus Lingen im Emsland.Die glänzende Rückseite der Pappe zeigt einen sehr schlechten Verbund zum UntergrundFamilienbetrieb nach jahrelangem Rechtsstreit ruiniert Nach vierjährigem Rechtsstreit hat in letzter Instanz ein Schiedsgericht entschieden, daß Hoff 570000 DM Schadenersatz an eine Papierfabrik zu zahlen habe, für die er im Sommer 1991 insgesamt etwa 2250 m2 Holzpflaster verlegte. Vor allem das vom Oberlandesgericht Oldenburg ergangene Urteil, das Heinz Hoff in vollem Umfange für den Schaden – Gesamtvolumen 1,2 Millionen DM – verantwortlich macht, und das Professorengutachten, auf das sich dieses Urteil stützt, aber auch der Ausgang des abschließenden Schiedsverfahrens, das die Forderungen Hoffs auf 570000 DM minderte, werfen kritische Fragen auf. Viele, die bisher intensiv mit dem Fall befaßt waren, sind der Überzeugung, daß die Gerichtsentscheidung auf einer gutachterlichen Fehlleistung, gerichtlichen Versäumnissen und fachlicher Ignoranz beruht, eigentlich also nicht durchstehen dürfte. Vor allem, daß ein „handwerksfremdes Gutachten“, das sich über DIN-Aussagen, Kommentare zur DIN und den verbindlichen Stand der Technik hinwegsetzt, schließlich den Ausschlag gab, muß als Skandal und als Herausforderung betrachtet werden. Denn: Das auf dem Gutachten basierende Gerichtsurteil stellt eine akute Existenzgefahr für jedes Unternehmen dar, das Holzpflaster verlegt. Das fragliche Oberlandesgerichts-Urteil ist derzeit definitiv, da die letzte Instanz, der Bundesgerichtshof, es ablehnte, sich des Falles anzunehmen. Somit drängt die Papierfabrik auf Begleichung ihres Schadensersatzanspruches. Ende 1997 mußte Hoff seinen Betrieb abmelden. Betriebsgebäude und Grundstück werden zur Eintreibung der Forderung wahrscheinlich unter den Hammer kommen. Vorher – Ende Januar 1998 – wurde auf Antrag der Papierfabrik bereits der Gerichtsvollzieher mit einer 15000-DM-Forderung vorstellig. Damit war der Punkt erreicht, an dem es um die Pfändung aller Einrichtungs- und Wertgegenstände des Ehepaares Hoff, darüber hinaus – wenn die Sachpfändung den geforderten Betrag nicht deckt – um die Pfändung jeglicher Einnahmen von Heinz Hoff einschließlich Rente, Gutachterhonorare usw. „bis auf das Existenzminimum“ geht. Als nächstes droht dann der Offenbarungseid „mit allen Konsequenzen“. Am schwersten aber treffen Heinz Hoff die Folgen für die vielfach langjährigen Mitarbeiter und den Sohn Stefan. Partielle Aufwölbungen Als Journalisten im Herbst 1992 das „Paradeobjekt“ besichtigten, war für die Auftraggeberin, die Papierfabrik Nordland in Dörpen/Emsland, und den Auftragnehmer, Parkettlegermeister Heinz Hoff aus Lingen, die Welt noch in Ordnung. In den Jahren zuvor hatte Hoff im Werk wiederholt Holzfußböden verlegt, insgesamt etwa 10000 Quadratmeter. Der im Mai 1991 erteilte Auftrag über die Verlegung von 2250 Quadratmetern Holzpflaster in einer weiteren Werkhalle zeugte vom Vertrauen der Nordland-Geschäftsleitung in die Arbeit der Firma Hoff. Im Spätsommer 1991 war die Verlegung abgeschlossen. Noch im Sommer 1992 zeigten sich die weiten Bodenflächen in einwandfreiem Zustand. Aber die Zeitbombe tickte bereits. Der Ablauf der Geschehnisse bis zu ihrem tragischen Ende wird nachfolgend möglichst detailliert geschildert. Der Entschluß der Redaktionen von Parkett-Magazin und ’boden-wand-decke‘, den Fall redaktionsübergreifend zu behandeln, entspricht der immensen fachlichen und menschlichen Tragweite des Urteilsspruches. Die gesamte Branche ist aufgerufen, sich diesen Urteilsspruch und seine Konsequenzen nachdrücklich bewußt zu machen und ihrerseits dazu Stellung zu nehmen. Der Fall nahm folgenden Verlauf: Von der Bauleitung der Auftraggeberin war gefordert worden, daß der Holzpflasterboden in der neuen Industriehalle eine geringere Fugenbildung zwischen den einzelnen Holzklötzen aufweisen sollte, als dies in bereits bestehenden Gebäuden und den dort von Hoff gelegten Böden der Fall war. Bei diesen Böden war seinerzeit eine Holzfeuchte von 11 ± 2 Prozent gewählt worden. Die im Winter zwangsläufig entstandenen Fugen waren jeweils mit Quarzsand gefüllt worden. Mit Hoff wurden Möglichkeiten besprochen, wie Fugenbildung in Zukunft weitgehend vermieden werden kann. Nach einem erläuternden Vorgespräch übermittelt Hoff der Auftraggeberin schriftliche Unterlagen, mit denen er über die physikalischen Zusammenhänge zwischen Raumklima und Holzverhalten aufklärt und darauf hinweist, daß eine niedrigere Einbauholzfeuchte nur dann eine eingeschränkte Fugenbildung sicherstellt, wenn ein weitestgehend konstantes Raumklima mit geringen Luftfeuchtigkeitsschwankungen gewährleistet werden kann. Die Bauleitung erklärt sich in der Lage, Raumklima und Luftfeuchte technisch zu beherrschen, also Schwankungen innerhalb enger Grenzen zu halten. Sie verweist dazu auf das eigene produktionstechnische Erfordernis, in der Halle während des gesamten Tages eine Temperatur einzuhalten, die nicht mehr als ±1,5 Grad Celsius abweichen darf. Dazu verfügt sie über ein zu diesem Zeitpunkt nicht näher bekanntes Temperaturregelungsverfahren, jedoch keine Klimaanlage. Im Leistungsverzeichnis wird von der Papierfabrik schließlich eine Holzeinbaufeuchte von 9 ±1 Prozent gefordert. Im Mai 1991 erhält Hoff den Auftrag, im Juni beginnen die Arbeiten. Die Rohbetonplatte B 25 in der 70u30 Meter großen Halle ist ohne irgendwelche Fugen auf Trennlage eingebracht. Anders als zunächst geplant, wird darauf kein Gußasphaltunterboden eingebaut. Vielmehr wird eine Bitumengrundierung aufgebracht und darauf 500er-Dachpappe mit Heißbitumen verklebt. Mit diesen Arbeiten beauftragt Heinz Hoff einen Dachdeckerfachbetrieb. Nach Absprache mit der Bauleitung wird anschließend nicht Holzpflaster nach DIN 68701 eingebaut, sondern ein Holzpflaster entsprechend DIN 68702 RE-W ausgewählt, das unter Berücksichtigung der örtlichen Anforderungen und des zugesagten konstanten Raumklimas geeigneter erscheint. Es wird ferner beschlossen, die Holzpflasterverklebung auf der Pappe mit einem lösemittelhaltigen Kunstharzkleber vorzunehmen. Diese Methode wird von einem namhaften Klebstoffhersteller befürwortet – nicht zuletzt, weil viele hunderttausend Quadratmeter beanstandungsfreier Böden so verlegt wurden und das Verfahren als Stand der Technik anerkannt ist. Die Arbeiten sind mit dem Ölen der Holzpflasteroberfläche Ende August 1991 abgeschlossen und werden ohne Beanstandung abgenommen. Im Winter 1991/92 liegt der Boden weiterhin einwandfrei – von einigen kleinen Fugen abgesehen, die telefongesprächsweise angedeutet werden. Auch im Sommer 1992 treten noch keine nennenswerten Unregelmäßigkeiten auf. Jedoch im Winter 1992/93 wird Heinz Hoff in die Fabrik gerufen, wo sich offenbar in kurzer Zeit eine markante Fugenbildung direkt über den Nahtstößen der Dachpappenbahnen zeigt, die aufgrund der entgegengesetzten Holzpflasterrichtung kammartig ausgebildet ist. Die Flächen des Holzpflasterbodens zwischen den Bahnstößen liegen fugen- und fehlerfrei. Die Holzfeuchtigkeit wird mit sieben Prozent ermittelt. Das deutet darauf hin, daß das zugesagte konstante Raumklima nicht eingehalten worden ist. Der Schaden schreitet fort. Der Fugenbildung folgt im Sommer 1993 eine starke Quellung der Holzpflasterklötzchen. Im Juni zeigen sich in kleineren etwa 30 m2 großen Teilbereichen flächige Aufwölbungen von bis zu 30 und 40 cm Höhe. Messungen der relativen Luftfeuchtigkeit ergeben zu diesem Zeitpunkt Werte von ca. 64 Prozent, die Holzfeuchtemessungen weisen ca. 10,3 Prozent an der Oberfläche und etwa 9,6 Prozent an der Unterseite des Holzpflasters aus. Im unteren Bereich hält sich die Holzfeuchte also innerhalb des Wertes, der beim Einbau verlangt wurde (9 ±1 Prozent). Heinz Hoff erklärt sich zu Kulanzreparaturen bereit. Gleichzeitig entschließt er sich, die Ursache der Schäden klären zu lassen. Das Urteil des LG Osnabrück Das zuständige Amtsgericht Papenburg beauftragt den inzwischen verstorbenen Holzpflaster-Sachverständigen Heinz Ritter, ein Gutachten zu erstellen. Er kommt zu dem Schluß, daß die Schadensursache im Bereich der Dachpappenverklebung zu suchen sei. Eine zu kurze Ablüftzeit des Bitumenvorstrichs und eine zu geringe Auftragsmenge des Heißbitumenklebers hätten eine mangelnde Haftung bewirkt. Auch ein Sachverständiger des Dachdeckerhandwerks stellt fest, daß der Bitumenkleber offenbar zu sparsam verwendet wurde (Solldicke drei Millimeter, festgestellte überwiegende Ist-Dicke ein Millimeter). Ritter vermutet in seinem Gutachten überdies, daß die Heißbitumen-Arbeiten bei zu niedrigen Temperaturen ausgeführt wurden – entweder bei zu kaltem Unterboden oder mit zu gering erhitztem Bitumenkleber. Entscheidend stützt sich das Gutachten auf das Erscheinungsbild der Dachpappenlage: Der Heißbitumenkleber weist keine schlüssige Haftung zum vorgestrichenen Betonestrich auf; er „schwimmt“ auf der Grundierung, die auf dem feuchten Beton allenfalls als Porenschluß wirkt. Folglich hat sich die Dachpappe einschließlich Heißbitumenschicht vom vorgestrichenen Unterboden großflächig sauber getrennt beziehungsweise läßt sich mit der Hand leicht abheben. Dagegen stellt sich die Haftung zwischen der Bitumenpappe und den Holzpflasterklötzchen als stabil dar. Feuchteeinfluß von der Unterseite wird von Ritter als Ursache für das Quellen des Holzpflasters ausgeschlossen. Dagegen weist er auf die auffällige Feuchtedifferenz zwischen Ober- und Unterseite hin, die eindeutig auf Feuchteeinwirkung aus der Raumluft schließen lasse. Damit scheint der Schaden, der sich mittlerweile über eine Fläche von 800 Quadratmetern ausgeweitet hat, erklärt. Heinz Hoff macht Schadenersatzansprüche gegen den Dachdeckermeister geltend. Der Fall kommt vor das Landgericht in Osnabrück, das sich dem Gutachten von Heinz Ritter anschließt und den Dachdecker verurteilt, den schadensrelevanten Betrag an Parkettlegermeister Heinz Hoff zu zahlen, der wiederum gegenüber der Auftraggeberin vertraglich verantwortlich ist. Das Urteil des OLG Oldenburg Der Dachdecker geht in die Berufung. Jetzt ist das Oberlandesgericht in Oldenburg zuständig, das einen neuen Gutachter sucht, da Heinz Ritter ja bereits im ersten Verfahren tätig war. Der von Hoffs Anwalt vorgeschlagene handwerklich versierte Sachverständige von einem international renommierten Holzforschungsinstitut, der über Möglichkeiten der stofflichen Untersuchung des Bitumenverbundes und über berufsspezifische Erfahrung verfügt, wird vom Gericht abgelehnt. Es beauftragt stattdessen einen Diplom-Ingenieur und habilitierten Professor, der an einer technischen Universität lehrt, mit dem neuerlichen Gutachten. Er soll unter anderem die Frage klären, ob die Ablösungen des Holzpflasterbodens „ausschließlich auf die mangelhafte Verklebung der 500er-Bitumen-Dachpappenbahnen mit dem Betonestrich zurückzuführen“ sei. Mit anderen Worten: Nun wird nach möglichen weiteren Ursachen geforscht. Auf die Möglichkeit, daß ungünstige raumklimatische Bedingungen den Schaden mitverursacht haben können, hatte Heinz Ritter bereits hingewiesen. Beim Ortstermin mit dem neuen Sachverständigen fällt dann auf, daß dieser keine Messungen der Holzfeuchte vornimmt. Dafür erforderliche Meßgeräte hat er gar nicht erst mitgebracht. Darüber hinaus offenbart er beim Ortstermin Wissenslücken. Der laut Briefkopf auf Mieten, Pachten, Bauschäden usw. spezialisierte Sachverständige erweist sich in Sachen Holzpflaster als „berufsfremd“. Was beim Ortstermin bereits auffällt, wird im Gutachten endgültig offenkundig. Der Gutachter läßt wiederholt erkennen, daß es ihm an einfachsten Grundkenntnissen mangelt: Er ordnet das Holzpflaster einer falschen Norm zu, darüber hinaus interpretiert er das „V“ in der Bezeichnung Holzpflaster nach DIN 68702 RE-V als Kürzel für „versiegelt“. Trotz Einbeziehung eines Labors erkennt er ferner nicht, daß ein unbehandeltes und kein werksseitig imprägniertes Holzpflaster verlegt wurde – worauf die Oberflächenbehandlung mit Öl jedem einigermaßen fachlich versierten Gutachter als Hinweis ausreicht. Seine Einschätzung, daß die Verklebung der Pappe auf dem Unterboden für den Schaden nebensächlich sei, gründet er auf die DIN 68701 Abs. 8.7.2.I., wobei er übersieht, daß die von ihm herbeigezogene Passage nur für die Lättchenverlegung und nicht für die im vorliegenden Fall angewendete Preßverlegung gilt. Irrtümer führen zu falschen Schlüssen. Mehrfach muß der Sachverständige seine im schriftlichen Gutachten gemachten Aussagen in der mündlichen Verhandlung korrigiern beziehungsweise revidieren. Seine fachliche Kompetenz erschüttert das offenbar nicht. Das abschließende Gerichtsurteil stützt sich am Ende voll auf dieses Gutachten. Entscheidend für den Ausgang des Verfahrens vor dem Oberlandesgericht werden – über die genannten gutachterlichen Fehlleistungen hinaus – in erster Linie zwei Faktoren: 1. Der Gutachter hält das Raumklima lediglich zum Zeitpunkt des Ortstermins fest. Auch hält er es nicht für erforderlich, die Holzfeuchte zu messen. Betriebsseitig vorhandene Aufzeichnungen über den Verlauf des Raumklimas in der Werkshalle während des ganzen Jahres, die eigentlich ständig – wie beim Flugschreiber – festgehalten werden sollen, werden zwar angefordert, jedoch nicht angemahnt und stehen dem Gutachter sowie dem Gericht zu keiner Zeit zur Verfügung. Auch Heinz Hoff erhielt niemals die Möglichkeit, diese Aufzeichnungen einzusehen. Es drängt sich der Verdacht auf, daß sie von der Auftraggeberin absichtlich zurückgehalten wurden – weil ihnen womöglich hohe Aussagekraft zukommt. Denn: Der Beweis einer gestörten Temperaturregelung und die Nichteinhaltung des zugesagten konstanten Raumklimas wären von erheblicher schadensrelevanter Bedeutung. Hoff sammelte Aussagen und Indizien und glaubt heute Anhaltspunkte dafür zu haben, daß in der Halle im Winter 1992/93 eine Luftfeuchtigkeit zwischen 30 und 35 Prozent und im Sommer eine jahreszeitlich bedingte Luftfeuchte bis zu 80 Prozent geherrscht haben dürfte – möglicherweise als Folge von technischen Schwierigkeiten bei der Temperaturregelung. Als absehbar war, daß das Hallenklima bei der Ermittlung der Schadensursache eine Rolle spielen könnte, seien die Klimawerte als Beweismittel absichtlich aus dem Verkehr gezogen worden, argwöhnt Heinz Hoff. 2. Der Gutachter setzt sich über den aktuellen Stand der Technik hinweg, wenn er unter anderem die Verbindung zwischen heißbitumenverklebten Unterlagsbahnen und Kunstharzkleber in Zweifel zieht und überdies fordert, daß Bewegungsfugen in der Holzpflasterfläche hätten angelegt werden müssen. Für fachliche Insider ist dagegen Faktum: Die von der Firma Hoff gewählte Art der Verlegung in Verbindung mit heißbitumenverklebten Unterlagsbahnen und einem lösemittelhaltigen Kunstharzkleber ist in Fachkreisen anerkannt, vielfach reklamationsfrei praktiziert und somit als „Stand der Technik“ selbst dann zu akzeptieren, wenn sich dieses Verfahren nicht wortwörtlich mit einer Norm in Übereinstimmung bringen läßt. Jeder Praktiker weiß: Der technische Fortschritt entwickelt sich oft schneller als eine Norm neu abgefaßt werden kann. Gänzlich „daneben“ geht die Feststellung des Gutachters, daß Bewegungsfugen hätten angelegt werden müssen. Der Kommentar zur DIN 18367 Abs. 3.1.5. sagt eindeutig, daß bei Holzpflaster nach DIN 68701 und DIN 68702 das Anlegen von Dehnungsfugen in der Fläche sinnlos und schadensträchtig ist. 3. Der Gutachter kommt zu dem Schluß, daß nicht ein unzureichender Verbund zwischen Vorstrich und Bitumenkleber im Bereich der Dachpappeneinbringung als Schadensursache anzusehen sei, sondern in erster Linie fehlende Dehnungsfugen in der Holzpflasterfläche. Zur Verhandlung hinzugezogene Sachverständige aus dem Parkettlegerhandwerk werden vom Gericht nicht gehört. Selbst der Antrag von Heinz Hoff, fachlichen Rat beim Zentralverband Parkett- und Fußbodentechnik einzuholen, wird vom Gericht abgewiesen. Es sei „nicht erkennbar, daß der Verband Auskunftspersonen zur Verfügung hat, die über überlegenere Forschungsmittel oder entscheidungsrelevant größere Erfahrung als der gerichtlich ausgewählte Sachverständige verfügen“, lautet die Begründung. Das Urteil des Oberlandesgerichts hebt schließlich das für Hoff entlastende erstinstanzliche Landgerichtsurteil auf. Nunmehr hat Hoff den „schwarzen Peter“. Der „halbierte“ Ruin Heinz Hoff ist überzeugt, einem Fehlurteil unterlegen zu sein und beantragt ein Berufungsverfahren beim Bundesgerichtshof. Nach 15monatiger (!) Wartezeit wird das Begehren abgelehnt. Damit hat das OLG-Urteil Bestand. Das veranlaßt die Auftraggeberin, die Nordland-Papierwerke, umgehend Schadenersatzforderungen in Höhe von 1,2 Millionen DM an Hoff zu stellen. Hoffs letzte Chance: Im Vertrag ist für Streitfälle die Einschaltung eines Schiedsgerichts festgelegt. Es setzt sich aus drei Personen zusammen: Einem pensionierten Richter, dem Schiedsbeistand von Hoff und dem Schiedsbeistand der Auftraggeberin. Für die Entscheidungsfindung einigt man sich auf einen erfahrenen Sachverständigen aus dem Parkettlegerhandwerk. Er verfaßt ein schriftliches Gutachten, in dem er überzeugend darlegt, daß die Holzpflasterablösungen durch erhebliche Luftfeuchteschwankungen mitverursacht sein müßten. Diese seien offenbar derart extrem gewesen, daß die dementsprechenden Reaktionen des Holzpflasters die Unterlage aus Dachpappe überfordert und die Ablösungen bewirkt hätten. Dies bedeutete die „Freisprechung“ für Hoff, für den die Zusage der Auftraggeberin, daß eine konstante Raumluftfeuchte eingehalten würde, den Ausschlag für den Einbau des Holzpflasters RE-W mit neun Prozent Holzfeuchte gegeben hatte. Vom Schiedsgericht-Vorsitzenden um zusätzliche Informationen gebeten, bleibt der Schiedsbeistand von Hoff diese Erläuterungen schuldig und hüllt sich ebenso bei der anschließenden mündlichen Verhandlung in Schweigen. So kommt, was nicht mehr zu verhindern ist: Das Schiedsgericht „halbierte“ die Schuld für den Schaden zwar, und Heinz Hoff hat folglich „nur“ 570000 Mark an die Nordland-Papierwerke zu zahlen. Aber auch diese Summe bedeutet das Todesurteil für das Familienunternehmen, das nach jahrelangem Rechtsstreit seine finanziellen Mittel ohnehin erschöpft hat. Nach 45 Jahren hat Heinz Hoff seinen Betrieb zum Ende des Jahres 1997 abgemeldet. Die Eröffnung des Konkursverfahrens auf Antrag der Nordland-Papierfabrik ist nur noch eine Frage der Zeit, nachdem Hoff das Ansinnen der Auftraggeberin ablehnte, ihr den Zugriff auf private Lebensversicherungen von Familienmitgliedern zu geben. Auch das „Entgegenkommen“ der Papierfabrik, die Schadenersatzsumme zu kürzen oder zu stunden, wenn der Sohn in die Pflichten des Vaters eintrete, lehnte Hoff ab – „weil ein Opfer genug ist“. Nun hat die Parkettbranche das Wort. Ist die entsprechende DIN-Norm eine „Luftnummer“, die ein Sachverständiger und ein Gericht achtlos übergehen können? Das OLG-Urteil richtet sich nicht allein gegen Heinz Hoff, sondern setzt die besagte DIN in den für diesen Fall entscheidenden Passagen de jure außer Kraft. De facto bedeutet dies, daß über dem Parkettleger, der Holzpflaster ohne Dehnungsfugen verlegt, künftig das Fallbeil schwebt. Zentralverband: „Ein Fehlurteil“ Gegenüber Heinz Hoff hat der Bundesverband Parkett- und Fußbodentechnik die Äußerungen des OLG Oldenburg zur Eignung handwerkseigener Sachverständiger bereits zurückgewiesen. Ebenso nahm der Verband zu dem – damals noch nicht als endgültig angesehenen – Urteil des Oberlandesgerichts wie folgt Stellung: „Der Aussage (des Gerichts), daß der Zentralverband Parkett und Fußbodentechnik keine Persönlichkeiten benennen kann, die dem Wissens- und Erfahrungsstand des Professoren-Sachverständigen gleichwertig oder überlegen sind, wird mit Nachdruck widersprochen. Immerhin waren es die Persönlichkeiten des Zentralverbandes Parkett und Fußbodentechnik, die die geltenden DIN-Normen 18367, 68701 und 68702 erstellt und den Kommentar zur ATV 18367 – Holzpflasterarbeiten – herausgegeben haben. Wer wohl sollte ein größeres Fachwissen mitbringen als eben diese Fachleute des Zentralverbandes? Allein ein Durchlesen des Kommentares zur DIN 18367 auf Seite 52/53 widerlegt auf eindeutige Weise die Urteilsbegründung, daß das Nicht-übernehmen von Dehnfugen in den Holzpflasterbelag als Hauptursache des Schadens anzusehen ist. Nachdem sich mehrere angebliche Schadenfaktoren aus dem Gutachten des Sachverständigen (Klotzgröße, Klotzimprägnierung, Klebereignung, Verlegetechnik) bei der mündlichen Anhörung vor dem OLG als falsch erwiesen haben und vom Sachverständigen zurückgenommen oder revidiert werden mußten, fußt das Urteil des OLG jetzt hauptsächlich (Entscheidungsgrund Nr. 1) auf unterlassener ausreichender Fugenausbildung. Gerade dies ist jedoch völlig falsch, wie DIN 68701 Abs. 8, Punkt 7 einschließlich Anmerkung und der dazugehörige Kommentar zur DIN 18367 auf Seite 52–54 klar darlegen. Dieses Urteil des OLG wird daher vom Zentralverband und seinen Persönlichkeiten als absolutes Fehlurteil betrachtet. Außerdem stellt der Professoren-Sachverständige auch noch fest, daß die Verklebung des Holzpflasters mit dem Untergrund von untergeordneter Bedeutung sei. Zum Beweis führt der Sachverständige die DIN 68701 Abs. 8.7.2.I. an. Dieser Absatz aus der DIN 68701 gilt jedoch eindeutig nur für die sogenannte Lättchenverlegung und nicht für die Preßverlegung vor Ort. Die DIN 68701 schreibt bei Preßverlegung unter Abs. 8.7.1.2 sogar eine verbesserte Haftverbindung zwischen Untergrund und Unterlagsbahn vor. Das Landgericht Osnabrück hat diesen Schadensfaktor auch klar erkannt. Das OLG Oldenburg wurde hier vom Professoren-Sachverständigen durch eine fehlerhafte Zitierung der DIN 68701 falsch informiert und hat daher fälschlicherweise das Urteil des LG Osnabrück aufgehoben.“