Abschleifen von Altbelägen Ein neuer Schliff fürs PVC

Altbeläge zu erneuern, ohne sie auszuwechseln, galt lange Zeit als Domäne des Parkettlegerhandwerks. Doch auch denjenigen, die sich um elastische Böden kümmern, bieten sich heute Chancen, Böden im Nachhinein technisch aufzuwerten oder zu verschönern.Über Jahrzehnte galt die Möglichkeit des Abschleifens und Neuversiegelns eines Holzfußbodens als einer der größten Vorzüge dieser Produktgattung. Insbesondere die Ökobilanzen von Parkett, Massivdielen oder Holzpflaster profitierten von dieser Eigenschaft. Bei Nutzungsdaueranalysen landeten hölzerne Bodenbeläge immer ganz vorne. Der Grund: Man kann sie in einem bestimmten Turnus renovieren und die Lebensdauer damit um ein Vielfaches verlängern. Die Anzahl der möglichen Zyklen richtet sich dabei nach der funktionsfähigen Oberwange beziehungsweise der Materialdicke. Bei Hirnholz geht diese quasi gegen unendlich, wäre da nicht die Alterung des eingesetzten Klebstoffs als begrenzender Faktor zu berücksichtigen. Für Tafelparkett werden beispielsweise Zeiten von bis zu hundert Jahren angegeben. Und es gibt viele Böden, die scheinbar schadlos um ein Mehrfaches älter geworden sind. Der Parkettleger schleift aber nicht nur deshalb gerne alte Böden ab, weil er damit deren Lebensdauer verlängert. Sondern auch, weil es über Jahrzehnte als gesetzt galt, dass das Wiedererglänzen alter, abgenutzter Böden die Kunden anschließend begeisterte, Reklamationen fast nicht vorkamen und nicht zuletzt auch, weil es ohne großen Kapitaleinsatz gutes Geld zu verdienen gab. Und elastische Beläge?Klar, dass da elastische Beläge nicht mehr hinten anstehen wollen. Zwar kann man deren Nutzungsdauer ebenfalls als generationsübergreifend ansetzen, insbesondere dann, wenn sie fest verklebt sind. Aber es war lange Zeit ein No-Go, nachträglich Hand an elastische Altböden à la PVC, Linoleum oder Gummi zu legen. Handwerker taten sich schwer damit, das einstmalige Industrieprodukt auf eine Weise zu bearbeiten, dass eine funktionierende Beschichtung den Belag wieder aufwertete. Beanstandungen schienen programmiert. Im Prinzip waren es die gleichen Vorbehalte, die man gegenüber einer Nachversiegelung eines oberflächenbehandelten Mehrschichtparketts hatte: Substanzen, die im Laufe der Jahre durch Reinigung, Pflege und Nutzung auf den Boden gelangt sind, könnten das Risiko von Haftungsstörungen bergen. Aufgetragene Siegel würden zwischen die Fugen und Stöße laufen und diese optisch verbreitern, weil sich die Lichtbrechung und die Spannungsverhältnisse zwischen Lack und Substrat ändern. Staubeinschlüsse, Pickel oder Pinselhaare wären in gewissem Umfang bei einer handwerklichen Arbeit zwar typisch, würden allerdings zu vielen überflüssigen Streitereien mit dem Kunden oder Architekten führen. Selbst Durchschliffe durch vorhandene Schichtaufbauten dünner Beläge wären zu befürchten, mit sichtbaren Folgen für die Nacharbeit. Ist die Verbindung von alten Belägen zum Untergrund geschwächt, sei es durch die lange Nutzungszeit oder punktuelle Überlastung, könnte dies bei einer Sanierung zu einem Totalschaden führen.Gerade der letzte Punkt ist eine nahezu perfekte Analogie zum Mehrschichtparkett und dem dort vorkommenden Risiko der Decklamellenloslösung. Weiterhin werden die Altuntergründe selbst über die Jahre nicht besser. Ein ganz gravierendes Argument gegen das Abschleifen von elastischen Belägen ist außerdem, dass man es sich schlicht nicht zutraut, das ehemals optisch sehr einheitliche Bild der industriellen Beschichtung handwerklich auf der Baustelle wieder auf den Boden zaubern zu können. Eine nicht unberechtigte Begründung, die man übrigens auch immer wieder hört, wenn es um die Beschichtung von Neubelägen geht. Zeit gewinnenDabei liegen trotz aller Skepsis die Vorteile, die der Holzfußboden seit Jahren nicht nur in optischer, sondern auch technischer Hinsicht in Bezug auf die Renovierung bietet, auf der Hand. Und die Industrie hat nicht geschlafen und bietet schon seit längerem entsprechende Systeme für elastische Beläge an und weiß auch warum: Ein Belagaustausch entfällt. Statt neue Ressourcen angreifen zu müssen, kann man den Altbelag weiternutzen. Renovieren statt wegwerfen, Recycling vor Neuproduktion ist die Devise. Die Aufnahme alter Beläge mit allen Restanhaftungen und Schmutz- beziehungsweise Abfallrisiken ist entbehrlich. Die Entsorgung wird zu Gunsten der Ökologie in zukünftige Zeiten verschoben, in denen vielleicht noch effizientere Verfahren der Beseitigung, eventuell auch der Wiederverwertung, bekannt sind. Die Kosten werden deutlich reduziert durch den enormen Zeitvorteil der Renovierung, die nur wenige Tage beansprucht. Ihr gegenüber steht der komplette Austausch mit allen Nebenwirkungen, der oftmals mehrere Wochen dauern würde. Chancen erkennenDa seit jeher Krankenhäuser, Schulen, Kindergärten, öffentliche Gebäude, Büros oder Pflegeeinrichtungen im Fokus der elastischen Beläge liegen, kann allein schon dieser Aspekt Maßstäbe setzen. Hochfrequentierte Teilbereiche, die sich als überbelastet gezeigt haben, könnten zusätzlich geschützt werden. Der Beanspruchungsaspekt kann durch die Anzahl der Beschichtungen berücksichtigt werden, technische Aufwertungen der Beläge sind denkbar. Und nicht nur der technische Aspekt ist zu berücksichtigen, sondern auch der optische: Während ein transparenter Neuauftrag in erster Linie eine sichtbare Auffrischung bringt, können mit farbigen Oberflächenbearbeitungen völlig neue Raumkonzepte geschaffen werden. Von Altgrau zu Orangegelb, die Kinder in den Kitas würden leuchtende Augen bekommen! Einstreuungen von Chips erweitern nicht nur die Möglichkeiten des Fußbodendesigns in der Renovierung, sondern helfen dem Handwerker dabei auch, optische Schwachstellen geschickt zu übertünchen. Behutsam vorangehenDas alles funktioniert heute schon. Es geht aber nur dann, wenn der Handwerker sich auf seine Kernkompetenz besinnt. Er ist derjenige, der durch seine Erfahrung allein in der Lage ist, zu beurteilen, bei welchem Belag welche Maßnahme überhaupt möglich ist. Er allein hat die Mittel und das Wissen, um zu prüfen, ob eine Sanierung sinnvoll und machbar ist oder ob an einem Austausch kein Weg vorbeigeht. Und er verfügt auch über das technische Gerät für den erforderlichen Materialabtrag, die Vorbereitung des Schichtauftrages, der Oberflächenbehandlung selbst und der Endbearbeitung, die ihm die rührige Maschinenindustrie zur Verfügung stellt. So wurde jüngst eine umweltfreundliche bauseitige LED-Trocknungstechnologie für Hartwachsöle vorgestellt, die, wenn alle Produkte dafür entwickelt sind, neue Möglichkeiten eröffnen könnte.