Die EPF 2017 aus Sicht der Parkettbranche Charme statt Hochfrequenz

Das Thema Parkett sprang dem geneigten Beobachter auf der Messe EstrichParkettFliese (EPF) in Feuchtwangen nicht gerade ins Auge. Die Bedeutung dieser Produktrange im Portfolio der Messe deswegen herabzumindern, ist jedoch unangemessen.

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    Auf der EPF entdeckt: Die gute alte Hobelbank erlebt in den Parkettmanufakturen eine Renaissance.
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    Auch Stefan Klewe vom Meisterbetrieb Zweik in Mannheim informierte sich auf der EPF.
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    Die Reparatur von Fußböden, hier ein Laminat, ist derzeit ein Riesenthema.
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    Echt oder Fake? Die Wurmlöcher in diesem Parkett.

"Ich komme gerne nach Feuchtwangen", sagt Stefan Brake , Parkettlegermeister und Flagge zeigendes Vorstandsmitglied des Zentralverbandes Parkett und Fußbodentechnik. "Für uns ist die Veranstaltung sehr wichtig, denn wir treffen genau hier viele unserer Handwerkspartner", bewertet Jochen Schmid, der Geschäftsführer des Rottenburger Herstellers Trumpf-Parkett die EPF. Das bestätigt auch Markus Kurfeß, Verkaufsleiter Objekt beim namhaften europäischen Mehrschichtparkettproduzenten Kährs aus Schweden. "Die Messe ist eine  gute Möglichkeit, Kontakte zu den regionalen Betrieben zu pflegen", lautet sein positives Urteil. Und selbst der größte deutsche Parketthersteller Haro aus Stephanskirchen kommt gerne auf das Gelände der bayerischen Bauakademie, wie von Anwendungstechniker Kai Weber auf dessen Informationsstand zu hören war.

Die Meinungen war also keineswegs negativ gestimmt, wie man es im Anbetracht der Präsens der Parkettbranche, immerhin laut Messetitel einer der drei Grundpfeiler der EFP, erwarten konnte. Loba-Exportleiter Antonio Riccio, der als Besucher kam, meinte gar, die EPF erinnere ihn an vom Stil her an Veranstaltungen wie die bekannte US-amerikanische NWFA-Tagung.

Zwar war es nicht die ganz große Parkettshow, die die Industriemessen etwa in Hannover oder München am Beginn des Jahres boten, und auch Neuheiten waren in der Jahresmitte nicht zu erwarten. Einige Aussteller, die in der Vergangenheit Flagge gezeigt hatten, glänzten durch Abwesenheit wie leider auch weithergereiste Besucher, die für einen überregionalen Charakter hätten sorgen können. Dennoch hatte das Treffen seinen ganz eigenen Charme und zeigte sogar Trends auf, ein wichtiges Kriterium für die Beurteilung der Bedeutung einer Messe.

Das lag nicht so sehr an den ausgestellten Produkten selbst, sondern vielmehr am praktischen Umgang damit, der der reinen Präsentation gegenüber in den Vordergrund gerückt wurde. Und genau dieser informelle Vorzug führte letztlich dazu, dass man auch jenseits von ohnehin überschätzten Innovationen sich viel intensiver erkundigen konnte, als man es von Großveranstaltungen mit ihren hektischen und hochfrequentierten Ständen gewohnt war. Zu diesem von den Besuchern aus dem Fachhandwerk besonders geschätzten Mehrwert, der vor allem durch die Anwesenheit der regionalen Ansprechpartner aus der Industrie gewährleistet wurde, trugen auch die gut aufgestellten Produzenten der Leisten, Klebstoffe, Versiegelungen, Grundierungen, Spachtelmassen und nicht zuletzt auch die Maschinen- und Werkzeughersteller mit sichtbarem Erfolg bei. Selten wurde auf einer Messe unter Publikumsaufsicht so viel Holz maschinell geschliffen, gereinigt, gebürstet oder eingefärbt wie in der riesigen Zelthalle von Feuchtwangen.

Landhausdielen sind das Thema der Stunde. Der Siegeszug der mehrschichtigen Parkettgroßformate hält weiterhin an. Sie haben die Dreistabdielen mittlerweile hinter sich gelassen. Leider wird die damit eigentlich zu erwartende Margensteigerung durch die trotz eines stark nachfragenden Marktes angespannte preisliche Situation aufgebraucht. Dieses Manko versuchen die Hersteller mit immer detaillierten Oberflächenbearbeitungen aufzufangen. Der Hersteller von Ausbesserungsprodukten Novoryt aus der Schweiz lebt davon. Man macht den Ast zum Thema und bearbeitet ihn mit einem Schmelzgerät sekundenschnell, rationell, einfach und optisch angepasst wie nie.

Workshop inklusive

Aus alten Parkettböden mit verschlissener Versiegelung eine komplett neue, moderne gebürstete, strukturierte und perfekt farblich abgestimmte Oberfläche zu schaffen, und zwar ohne deutlich sichtbare Absätze, war das eigentliche Parkettthema der EPF, das von vielen Anbietern in unterschiedlicher Form besetzt wurde. Janser, Pallmann, oder FG Floortec stehen nur beispielhaft für die Unternehmen, die sich diesem Thema widmeten. Und das nicht nur im Innenbereich. In einem Workshop wurde auf einer Originalaußenfläche – 1 : 1 umsetzbar – demonstriert, wie Terrassendielen aufgearbeitet werden können. Soviel Praxisnähe kann man nur in Feuchtwangen schaffen.

"Grundieren von Parkettoberflächen so leicht wie nie gemacht", kündigte Bona eine echte Neuheit an, die, da bedarf es keiner großen Voraussicht, nach dem gelungenen Erstauftritt weitere Nachahmer finden dürfte. Unabhängigkeit von Umgebungsbedingungen durch Veränderungen der chemischen Grundkomponenten zu schaffen, ist das Thema, das es mit allen einzuhaltenden Randbedingungen zu beherrschen gilt. Alternativen zur Eiche werden derzeit immer dort besonders diskutiert, wo Parkettfachleute sich treffen, also auch in Mittelfranken. Die Eschen, eigentlich technisch prädestiniert und optisch nicht minder, leiden derzeit unter einer Pilzkrankheit mit durchaus beachtenswerten Folgen für die verfügbaren Bestände, die ohnehin begrenzt sind. Dieses Manko versucht man wieder einmal mit der Ulme auszugleichen, ebenso schön wie die Eiche, allerdings seit Jahrzehnten auch schon erheblich dezimiert. Derzeit gelingt allein die optische Variation gegenüber dem Parkettholz Nr. 1, das sich dieser Manipulation gegenüber nicht ohne Überraschung toleranter verhält als jede seiner Wettbewerber. Manufakturen sind in Feuchtwangen gut aufgehoben. Dort kann man auch zeigen, wie wurmbefallenes Holz aussieht. Ob‘s die Schrotflinte war, oder irgend ein Insekt, wurde offen gelassen.

Es gab auch etwas für die Gerüchteküche: Einige süddeutsche  Innungen wollen sich im kommenden Jahr weiter zusammenschließen, hieß es von Zentralverbandsangehörigen am Rande. Auf dem Stand des französischen Parkettproduzenten Chêne de l’est wurde berichtet, dass man mit Huot Parquets einen seit Jahren (an)geschlagenen Traditionshersteller übernommen hat, der auch in Deutschland mit speziellen Produkten sehr gut bekannt ist. So bot die etwas reduziert vertretene Parkettbranche auf der EPF doch genügend Gesprächsstoff in technischer, wirtschaftlicher oder verbandspolitischer Form, wenn man nur genau genug hinhörte. Und genau das kann man in Feuchtwangen besser als auf den Megamessen.

Über die EPF aus Sicht der Estrichbranche erschien in der Augustausgabe der Schwesterzeitschrift EstrichTechnik & Fussbodenbau.

Auf www.boden-wand-decke.de finden Sie Bildergalerien und Videos zum Messeverlauf.

Informationsplattform mit Unterhaltungswert

Gabriela Gottwald, Leiterin der Bayerischen BauAkademie, inszenierte zusammen mit ihrem Team eine maßgeschneiderte Handwerkermesse. Bilder: Bayerische BauAkademie - © Bayerische BauAkadmie
Zum umfangreichen Rahmenprogramm zählte auch diese Combo, die beim traditionellen Biergartenabend für Stimmung sorgte. - © folgt

Breits zum elften Mal stand Feuchtwangen im Zentrum für das bodenlegende Handwerk: Die dreitägige Branchenmesse EPF hat sich über die Jahre zum Pflichttermin für Handwerker entwickelt. Rund 200 Aussteller präsentierten auf etwa 16.200 Quadratmetern Fläche, was Stand der Technik ist. Auch das Rahmenprogramm mit Fachvorträgen, Meisterstammtisch und zwei Abendveranstaltungen fand bei den zahlreichen Fachbesuchern großen Anklang. bwd begleitete die Messe als offizieller Medienpartner.

In ihrer Eröffnungsansprache dankte die Leiterin der Bayerischen BauAkadmie, Gabriela Gottwald, ihrem Team für den besonderen Einsatz: "Wir sind normalerweise ein Aus- und Weiterbildungszentrum und machen die EPF so nebenbei."

Der Vorsitzende des Bundesverbands Estrich und Belag e.V., Michael Schlag, wies darauf hin, dass derzeit die Sorge der Nachwuchskräftegewinnung bzw. der Akquirierung von Fachkräften gilt. "Die EPF stellt eine Informationsplattform für Schulabgänger und sonstige Interessenten dar, die sich für eine Ausbildung oder Beschäftigung im Bereich unserer Handwerke interessieren.“"

Begleitprogramm der Messe war unter anderem eine Fachvortragsreihe zu relevanten Themen rund um den Boden. Doch auch die Unterhaltung während und nach der Messe konnte sich sehen lassen: Die Gruppe "Men in Blech" aus Hamburg unterhielt die Fachbesucher während der Messe. Eine willkommene Unterbrechung des Messealltags bot die Gelegenheit, Basketball zu spielen. In der Halle gaben zwei Profibas­ketballer Tipps aus der Praxis weiter. Am Abend stand am ersten Messetag zum Netzwerken der Biergarten an, am zweiten Tag der Gala-Abend "EPF at Night".

Die erste Auswertung der vorhandenen Besucherdaten zur EPF 2017 zeigt laut Angaben der Bayerischen BauAkademie, dass sich noch mehr Entscheider als bei der Messe vor drei Jahren informierten und rund ein Viertel der Entscheider zwei Tage blieb.