Der interessante Schadensfall aus Österreich Farbunterschiede und Blasenbildung am Teppichboden eines Geschäftslokals Behebbare Mängel beseitigen

In einer Videothek wurde ein neuer Teppichboden verlegt, bei dem der Auftraggeber kurz darauf Farbunterschiede reklamierte. Während die Verlegefirma den Werklohn einklagte, traten auch Blasen auf, sodass vom Gericht ein Gutachter bestellt wurde.Blasenbildung an der Eckkante des Raumes.Behebbare Mängel beseitigen Nach der Neuverlegung eines Teppichbodens in einem Geschäftslokal wurden vorerst Farbunterschiede im Kantenbereich reklamiert und der vereinbarte Werklohn zurückgehalten. Die Verlegefirma klagte daraufhin den Werklohn ein. In der Zwischenzeit kam es aber auch zu Blasenbildungen und Loslösungen des Teppichbodens. Der vom Gericht beauftragte Sachverständige sollte Befund und Gutachten erstellen, ob und gegebenenfalls welche Mängel und Schäden bei der Teppichverlegung im Geschäftslokal der beklagten Partei vorhanden sind. Für die Befundaufnahme untersuchte er zuerst den Untergrund des Fußbodenaufbaus. Der genagelte Eichenparkettboden war vollflächig abgeschliffen, die Parkettfugen ausgeleimt und vollflächig mit Lösungsmittelvorstrich vorgestrichen. Starke Beschädigungen des Untergrundes waren mit standfester Nivelliermasse ausnivelliert und vollflächig mit zementgebundener faserverstärkter Spachtelmasse gespachtelt. Der Teppichboden hat folgende kennzeichnende Merkmale nach der Önorm S 1400: Herstellungsbedingte Flächendimmension bei Rollenware: vier Meter breit, Herstellungstechnik: getuftet, Material der Polschichte: Polyamid, Polgewicht 285 Gramm/ Quadratmeter, Material des Trägers: Synthetikvlies, Oberflächenstruktur: Schlingenpol, farbige Gestaltung: mehrfärbig ungemustert, blau meliert, Rückenausstattung: synthetischer Zweitrücken, B1, Q1, stuhlrollengeeignet, treppengeeignet, permanent antistatisch ausgerüstet, fußbodenheizunggeeignet, Verwendungsbereich: Arbeiten, Strapazierwert – stark, Komfortwert – einfach, verklebt mit Kunstharzlösungsmittelklebstoff. Der Wandabschluss erfolgte durch Teppichsockelleisten sechs Zentimeter hoch gekettelt, mit Kunstkautschukklebstoff verklebt. Das Erscheinungsbild des Teppichs stellte sich wie folgt dar: Es bildeten sich Blasen und Beulen in der zweiten Bahn beim ersten Fenster rechts, beim zweiten Fenster rechts und links an der Wand zwischen erstem und zweitem Fenster. Beim dritten und vierten Fenster rechts. Auch am Pfeiler auf der vorletzten Bahn beim Eingang zum kleinen Verkaufsraum traten Blasen und Beulen hervor. Die Naht an der Wand zwischen zweiter und dritter Bahn ist an den Kanten hoch stehend, ebenso die Naht beim Eingang in den kleinen Verkaufsraum. Ebenfalls konnte beim Hochnehmen im Kantenbereich beim Bahnenzusammenstoß zwei und drei festgestellt werden, dass die Belagrückseite fast nicht mit Klebstoff benetzt ist. Weiterhin ist hinter dem Verkaufspult auf etwa 30 Zentimeter Länge eine Unebenheit im Untergrund von etwa fünf Millimeter feststellbar. Zudem wurden im Kantenbereich Farbtonunterschiede gesichtet. An beiden Bahnenkanten im großen Raum ist der Farbton in einem Bereich von etwa zwei bis drei Zentimetern in Längsrichtung sichtbar dunkler. Dadurch ist ein dunklerer Streifen bei jedem Bahnenzusammenstoß auf der Gesamtfläche sichtbar. Im kleinen Verkaufsraum ist an der linken Wand ein etwa 25 Zentimeter breites Randstück eingesetzt. An der Bahnenkante ist auf zwei bis drei Zentimeter eine sehr starke dunklere Verfärbung in der Längsrichtung zu sehen. Beurteilungskriterien Um den Sachverhalt beurteilen zu können, sind die Angaben der Hersteller der Beläge und der Hilfsstoffe, die anerkannten Regeln der Technik und die einschlägigen Önormen heranzuziehen. Der Hersteller sagt in seinen Verlegehinweisen aus, dass die Vorbehandlung der verschiedenen Untergründe der einschlägigen Norm entsprechen sollte. So ist eine vollflächige Verklebung mit geeigneten Klebstoffen auf Lösungsmittel- oder Dispersionsbasis herzustellen. Die Untergrundbehandlung ist nach den anerkannten Regeln des Faches durchgeführt worden. Grundsätzlich muss das optische Erscheinungsbild eine gleichmäßige Färbung aufweisen. Es darf daher keine Flecken und Streifen aufweisen, wovon sich der Auftragnehmer vor der Verlegung zu überzeugen hat. Dahin gehend sagt die Önorm B 2110 in Punkt 2.10.1 der Ausführung: 2.10.1.1 Der Auftragnehmer hat die Leistung vertragsgemäß auszuführen. Dabei hat er außer den gesetzlichen Bestimmungen und den behördlichen Anordnungen die allgemein anerkannten Regeln der Technik einzuhalten. Bei Klebearbeiten besagt die Önorm B 2236: 3.2.5. Der Untergrund muss raumbeständig sein. Flach verlaufende Unebenheiten in der Oberfläche, gemessen mit einem 120 Zentimter langen Stahllineal, dürfen nicht größer als drei Millimeter sein. Im Schwenkbereich von Türen darf der Untergrund keinesfalls vom Türanschlag weg ansteigen. 4. Ausführung: 4.1. Prüfpflicht: Der Auftragnehmer hat zu beurteilen, ob der Untergrund für das Kleben des vorgesehenen Belages geeignet ist. Insbesondere hat er zu achten auf: 4.1.4. Flach verlaufende Unebenheiten. Die Oberfläche des Untergrundes ist hinsichtlich der Ebenflächigkeit sorgfältig zu begutachten. Im Zweifelsfalle ist eine Prüfung mittels eines 120 Zentimter langen Stahllineals durchzuführen. 4.2. Hinweispflicht: 4.2.1. Wenn der Untergrund den Anforderungen der Abschnitte 3.2.2. bis 3.2.8. nicht entspricht, hat der Auftragnehmer vorgefundene Mängel dem Auftraggeber im Sinne der Önorm B 2110 schriftlich zur Kenntnis zu bringen. 4.3. Vorbereitung des Untergrundes und Durchführung der Verlegearbeiten: 4.3.3. Das Auftragen des Klebers muss gleichmäßig und unter Berücksichtigung der Angaben des Herstellers erfolgen. Topf- und Ablüftezeit oder die offene Zeit ist nach Angabe der Herstellerfirma des Klebers sind genau einzuhalten. 4.3.7. Belagbahnen und Platten sind, sofern vom Auftraggeber nicht etwas anderes angeordnet wurde, in der Richtung der Lichtquelle (Fenster) und auf Gängen oder Verkehrsflächen in der Hauptgehrichtung zu verlegen. Der Belag ist so anzuordnen, dass die einzelnen Belagteile in Farbe und Marmorierungscharakter zueinander passen und ein Mindestmaß an Verschnitt entsteht. Bei gemusterten Bahnenbelägen ist an den Stößen zweier Bahnen ein etwaiger Rapport zu berücksichtigen. In Nischen und Türschwellen dürfen Belagstücke nur eingesetzt werden, sofern keine Kopfnaht erforderlich wird. 4.3.8. Der Auftragnehmer hat bei der Verlegung innerhalb eines Raumes nur Beläge gleicher Charge zu verwenden. Ist das angelieferte Belagmaterial vom Hersteller fortlaufend bezeichnet, ist der Auftragnehmer verpflichtet, den Belag in dieser Reihenfolge zu verlegen. Darüber hinaus ist der Auftragnehmer verpflichtet, Beläge, bei denen Farbunterschiede innerhalb eines Raumes oder sonstige offensichtliche Mängel zum Zeitpunkt der Verlegung erkennbar sind, nicht zu verlegen. 4.3.9. Beim Aufbringen des Belages ist dafür Sorge zu tragen, dass durch vollflächige Verklebung und sorgfältiges Anreiben die Bildung von Blasen und Wellen vermieden wird. Die Stöße sind fugendicht zu schneiden und sorgfälig zu kleben. Herausquellender Kleber und Kleberflecke sind vom Belag und von den Profilleisten mit geeigneten Mitteln sofort zu entfernen. Fazit des Gutachters Die Mägelursache wurde schließlich so beurteilt, dass durch die mangelhafte Benetzung des Teppichrückens mit Klebstoff eine kraftschlüssige Verbindung zwischen Belag und Untergrund nicht gegeben ist und es zur Blasenbildung kommt. Zur mangelhaften Benetzung des Teppichrückens kam es durch einen zu geringen Klebstoffauftrag und/oder zur Überschreitung der Ablüftezeit, so dass zum Zeitpunkt des Einlegens des Teppichbodens der Klebstoff schon abgebunden war. In den Bereichen des Teppichbodens, in denen es durch ein geringes Übermaß zu einer Pressung und Stauchung kam, erfolgte das Abheben des Belages vom Untergrund. Die Unebenheit im Untergrund ist durch eine mangelhafte Vorbereitung (nicht ausreichendes Nivellieren) entstanden. Der Gebrauchsnutzen ist gegeben, der optische Geltungsnutzen ist gering eingeschränkt. Die Farbungleichheiten sind bei der Produktion des Teppichbodens entstanden. Der Teppichboden hätte unter diesen Umständen nicht verlegt werden dürfen, oder die andersfärbigen Streifen wären vor der Verklebung abgeschnitten worden. Der Gebrauchsnutzen ist voll gegeben, der optische Gestaltungsnutzen ist im großen Verkaufsraum eingeschränkt, im kleinen Verkaufsraum durch die starke Sichtbarkeit sehr eingeschränkt. Das Gutachten sagt aus, dass die Blasenbildung ein wesentlicher und behebbarer Mangel ist. So kann durch Nachkleben des Teppichbodens der kraftschlüssige Verbund zwischen Untergrund und Belag wieder hergestellt werden. Die Unebenheit im Untergrund ist ein unwesentlicher und unbehebbarer Man-gel. Dafür ist ein Preisnachlass gerechtfertigt. Die Farbtonunterschiede sind unbehebbare Mängel. Sofern noch Restmaterial vorhanden ist, kann der Austausch des 25 Zentimeter breiten Streifens vorgenommen werden. Für die Unebenheiten und dem Einsetzen eines 25 Zentimeter breiten Streifens ist eine Preisminderung von zehn Prozent anzusetzen. Sollte kein Restmaterial vorhanden sein, ist eine Preisminderung von 20 Pozent anzusetzen.