Der interessante Schadensfall aus Österreich Mängel bei der Verlegung eines PVC-Belages in einer Arztpraxis 15 Prozent Preisnachlass

Nach der Verlegung eines PVC-Belages in einer Arztpraxis reklamierte der Bauherr Mängel wie Blasenbildung, doppelt ausgeführte Schweißnähte und Risse im Belag. Um den Sachverhalt genau zu untersuchen, wurde ein Sachverständiger hinzugezogen.Eingerissener PVC-Belag.15 Prozent Preisnachlass Um den Sachverhalt genau zu untersuchen, wurde ein Sachverständiger hinzugezogen, der folgenden Fußbodenaufbau feststellte: e Unterlagsbeton, e Feuchtigkeitsabdichtung, e Dämmschicht, e Abdeckfolie, e Zementestrich, e Dispersionsvorstrich, e zementgebundene Ausgleichsspachtelmasse, e Dispersionsklebstoff, e PVC-Homogen-Bahnenbelag, zwei Millimeter. Die Nähte sind verschweißt, die PVC-Sockelleisten fünf Zentimeter hoch. Im Vorraum beim Eingang registrierte der Sachverständige Blasenbildung im PVC-Belag vor der Tür zum Wartezimmer, rechts unmittelbar neben der Eingangstür. Die Schweißnaht ist neben der Tür doppelt ausgeführt. Beim Türstock zur Küche ist der Belag eingerissen. Blasenbildung im Wandbereich zwischen den Türen Ordination und Therapie. Beim Türstock zur Aufnahme ist der Belag ebenfalls eingerissen. Im Behandlungsraum 2 ist die Schweißnaht beim ersten Bahnenzusammenstoß teilweise doppelt ausgeführt. Die Schweißnaht beim zweiten Bahnenzusammenstoß ist an der Wand zur Aufnahme an einer Stelle offen. Ebenso stellte der Sachverständige Blasenbildung an den Ecken bei der Tür zur Aufnahme fest. Bei der Tür zwischen den Behandlungsräumen 1 und 2 ist die Schweißnaht stellenweise doppelt ausgeführt. Bei der Bodensteckdose ist der Belag zu viel abgeschnitten, sodass der zu überdeckende Rahmenstreifen sichtbar ist. Im Warteraum bemerkte der Gutachter Blasenbildung im linken Eckbereich. Gutachten Um den Sachverhalt beurteilen zu können, sind die besonderen Vertragsbedingungungen, die Verarbeitungsrichtlinien der Hersteller, die Regeln der Technik und die einschlägigen Normen heranzuziehen. e In den besonderen Vertragsbedingungen der Ausschreibung sind die einschlägigen Önormen als verbindlicher Vertragsbestandteil vereinbart. e Die Regeln des Fachs besagen: Nähte sind geradlinig und geschlossen auszuführen. Der Belag darf beim Verlegen nicht einreißen und an der Oberfläche beschädigt sein. Schweißnähte müssen beide Belagskanten miteinander verbinden, gleichmäßig breit, geradlinig und eben mit dem Belag ausgeführt sein. e Die Önorm B 2236 Klebearbeiten sagt aus: 4. Ausführung 4.1. Prüfpflicht Der Auftragnehmer hat zu beurteilen, ob der Untergrund für das Kleben des vorgesehenen Belages geeignet ist. Insbesondere hat er zu achten auf: 4.3.3. Das Auftragen des Klebers muss gleichmäßig und unter Berücksichtigung der Angaben des Herstellers erfolgen. Topf- und Ablüftezeit oder die offene Zeit ist nach Angabe der Herstellfirma des Klebers genau einzuhalten. 4.3.9. Beim Aufbringen des Belages ist dafür Sorge zu tragen, dass durch vollflächige Verklebung und sorgfältiges Anreiben die Bildung von Blasen und Wellen vermieden wird. Die Stöße sind fugendicht zu schneiden und sorgfältig zu kleben. Der Belag muss an allen Anschlüssen zu anderen Bauteilen dicht angeschnitten sein. Beurteilung Die Ursache der Blasenbildung können sein: e Ungleichmäßiger Klebstoffauftrag. Dabei entstehen an den Stellen an denen zu viel Klebstoff ist durch die erhöhte Feuchtigkeit Blasen. e Zu geringer Klebstoffauftrag. An den Stellen an denen zu wenig Klebstoff aufgetragen wurde, kann der Belag vom Klebstoff nicht mit dem Untergrund kraftschlüssig verbunden werden. Dieses Erscheinungsbild ist ein wesentlicher behebbarer Mangel und vom Auftragnehmer der Bodenbelagarbeiten zu vertreten. Ungerade und doppelte Schweißnähte werden ausgeführt, wenn an dieser Stelle neben der Belagnaht gefräst wurde oder die Bahnenkanten an diesen Stellen zu weit voneinander entfernt sind (beschädigte, ungerade Kanten, ungenau geschnittenen Kanten). Die Regeln des Faches bestimmen, dass Schweißnähte gerade und gleichmäßig breit ausgeführt werden müssen. An den oben angeführten Stellen ist das nicht gegeben. Es kommt durch diesen Mangel, der vom Auftragnehmer der Bodenbelagarbeiten zu vertreten ist, zu keiner Funktionsstörung und zu keinem frühzeitigen, außerordentlichen Verschleiß, weder des Bodenbelages noch der Sockelleisten. Da dieser Mangel nicht mit wirtschaftlich vertretbaren Mitteln behebbar ist (der Bodenbelag müsste zur Gänze ausgetauscht werden), ist ein Abzug für Qualitätsminderung vorzunehmen. Fehlende Schweißnaht: Schweißnähte müssen beide Belagkanten miteinander fest verbinden. Ist dies nicht der Fall, kommt es nach einiger Zeit durch den Eintritt von Reinigungswasser an diesen Stellen zu Beschädigung der Verklebung. Dieses Erscheinungsbild ist ein wesentlicher behebbarer Mangel und vom Auftragnehmer der Bodenbelagarbeiten zu vertreten. Die fehlende Schweißnaht ist zu ergänzen. Mangelnder Anschluss an die Bodensteckdose: Da kein passender Bodenbelag vorhanden ist, empfiehlt der Sachverständige mit einer passenden Farbe oder Kontrastfarbe um die Bodensteckdose einen zwei bis drei Zentimeter breiten neuen Streifen einzusetzen. Schadensbewertung Grundsätzlich sind sämtliche behebbaren Mängel sachgemäß zu beheben. Für die unbehebbaren Mängel auf den PVC-Bodenflächen, die eine technisch einwandfreie Benützung zulassen, wie e Schweißnähte, e Einrisse im Belag, e Einstückeln bei der Bodensteckdose, ist ein Preisnachlass von 15 Prozent auf den Einheitspreis laut Angebot gerechtfertigt.